Spielmannszug Neureetz

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In den Ergebnissen der Bezirksmeisterschaften geht ebenfalls ein Spielmannszug der SG Neureetz hervor, der in der KLasse der Erwachsenen antritt. Da es sich also nicht um einen Schul-Spielmannszug handelte, muss es (teils zeitgleich) noch einen weiteren gegeben haben.

Erinnerungen an den Spielmannszug von Neureetz

Geschichtsverein Altreetz und Umgebung e.V., Beiträge zur Heimatgeschichte; Autor: Ulrich Frischmuth, Altreetz, mit freundlicher Unterstützung von Frau Fröhlich und Herrn Schuster (Abruf unter http://altreetz-online.de/uploads/media/Beitrag-161_01.pdf)


Die Bewohner von Altreetz und aus den umliegenden Orten erinnern sich noch an die sechziger/siebziger Jahre und an die Auftritte eines Spielmannszuges. Im Zusammenhang damit werden immer zwei Namen genannt: Franz Föhlich aus Neureetz und der Lehrer Klaus Schuster.

Franz Fröhlich wurde am 10. Mai 1913 geboren und erlernte den Beruf eines Sattlers und Polsterers. Im Alter von 23 Jahren heiratet er, seine Frau hatte er in Mohrin kennengelernt. Das Ehepaar zog nach Landsberg an der Warthe, wo auch die Tochter geboren wurde. Dann brach der Krieg aus, aber Franz Fröhlich hatte erst einmal Glück: Sattlerwaren, zum Beispiel Pferdegeschirre, waren für den Krieg so wichtig, daß er bis zum Jahre 1944 vom Dienst in der Wehrmacht zurückgestellt wurde. Nach dem Ende des Krieges kam die Familie über Groß Neuendorf nach Neureetz, wo sich Franz Fröhlich als selbständiger Sattler niederlassen konnte. Im Jahre 1956 wurden hier die Zwillinge Detlev und Rainer geboren und in den sechziger und siebziger Jahren setzte sich Franz Fröhlich als Bürgermeister mit großem Elan für die Belange seines Dorfes ein, dreizehn Jahre lang. Er starb am 26.3.1983 im Alter von nur siebzig Jahren, drei Jahre vor dem zu frühen Tod seiner Tochter.

Klaus Schuster kam nach dem Hochschulstudium zum 1. September 1967 als junger Lehrer nach Altreetz, da war er 24 Jahre alt. Der Direktor Alfons Jablonski teilte ihm neben dem Fachunterricht in Deutsch und Geographie eine fünfte Klasse als Klassenleiter zu. Wie in der DDR – Zeit üblich bekam jeder Lehrer auch eine Portion an „gesellschaftlicher Arbeit“ zugewiesen, die sich immer aus der aktuellen politischen Lage des Kreises oder des Schulbereiches ergab.

In diesem Anfangsjahr war die Parole ausgegeben worden: „Mehr Kultur aufs Land!“ . Dazu hatte die Kreisleitung der SED beschlossen, im Schulbereich Altreetz einen Spielmannszug zu gründen. Da kam der junge Lehrer Klaus Schuster gerade recht und der Direktor sagte zu ihm: „Herr Schuster, ich weiß, daß Sie singen können und auch Noten kennen, Sie bauen mit dem Bürgermeister Franz Fröhlich einen Spielmannszug auf.“ Für die Anschaffung der notwendigen Instrumente hatte die Partei schon gesorgt, immerhin brauchte man etwa 25 Querflöten, 6 bis 8 kleine Trommeln, 1 bis 2 große Trommeln und eine Lyra, auch Schellenbaum genannt. Alles war bei Fröhlichs in Neureetz schon untergebracht worden, nun mußten nur noch unter den Schülern Interessenten geworben werden. Es meldeten sich etwa 50 Schüler und die Arbeit begann im Laufe des Schuljahres 1967/68 erst einmal mit Marschübungen. Den Kindern fehlten natürlich die Notenkenntnisse, man behalf sich daher mit einfachen Zeichen für die Übungen. Viel Fleiß und große Einsatzbereitschaft waren gefragt, denn neben den Übungen im Marschieren und im Spielen sollten auch schon bald Auftritte ermöglicht werden. Klaus Schuster erinnert sich: „Wir haben es tatsächlich geschafft, innerhalb von sechs Wochen marschieren zu lernen und das erste Stück mit dem Titel „Turner auf zum Streite“ zu spielen. In Hohenwutzen gab es schon einen anerkannten Spielmannszug, den Alexander Geiseler dort mit 80 Mitgliedern aufgebaut hatte. Mit den Fahrrädern fuhren die Kinder um Klaus Schuster und Franz Fröhlich dorthin, um zu lernen oder die ersten Erfahrungen auszutauschen. Es gab auch Lehrgänge für Übungsleiter, die Klaus Schuster besuchte, denn er selbst war ja in erster Linie der Lernende.

Auf der Sitzung des Geschichtsvereins im April 2001 blättert der Gast Klaus Schuster in seinem Lehrerkalender des Schuljahres 1969/70 und zitiert zum Beispiel folgende Einsätze: 30.4.1970: Fackelzug in Neureetz um 18 Uhr, in Falkenberg um 20 Uhr. Für den 1. Mai 1970 sind folgende Auftritte vereinbart: um 7:15 Uhr in Wriezen, um 9 Uhr in Bad Freienwalde, um 11 Uhr in Altreetz, um 13 Uhr in Alttrebbin, um 14:30 Uhr in Neuenhagen. Gespielt wurden 4 bis 5 Stücke, am liebsten spielten die Kinder das Stück „Adelheid ...“. Es gab auch schon kleine Anerkennungen, in Alttrebbin erhielt der „Spielmannszug“ für den Einsatz 200 Mark, da war man dann sehr stolz.

Betrachtet man die wenigen noch erhaltenen Bilder, so kann man darauf erkennen: Monika Steinborn, Werner Paris, Rainer Fröhlich, Namen wie Großkopf, Friedenberger, Schirrmann, Ramin, Krienelke fallen spontan ein. Im September 1969 gab es noch ein Trainingslager, ein knappes Jahr später war der Lehrer Klaus Schuster nicht mehr als Lehrer an der Schule tätig, er zog am 5.1.1971 aus Altreetz fort. Nun fehlte es an einem neuen Leiter, der das begonnene Werk erfolgreich fortsetzen konnte. Franz Fröhlich versuchte nach Kräften, den Zusammenhalt zu bewahren, weitere Auftritte zu organisieren, den Aufbau fortzuführen. Der Schule war durch den totalen Umbau der Gebäude eine unzumutbare Belastung entstanden, so daß der Spielmannszug nicht mit der notwendigen Aufmerksamkeit weiter begleitet werden konnte. Die letzten Bilder stammen aus dem Jahre 1972, dann zerfällt die schöne Tradition. Von den Instrumenten sind noch im Bürgerhaus von Neureetz zu finden: eine große Trommel, 2 kleine Trommeln und die Lyra.

Die letzte bekannte Aufnahme vom Spielmannszug: Umzug des Kindergartens in Altreetz am 8. Mai 1973. Zu erkennen sind: Bürgermeister Fröhlich, Petra und Ralf Sauder, Jörg Krienelke, Marlies Prawitz.