Spielmannszug Friedland

Aus Stabführer.de
Spielmannszug Friedland
Gründung: 1959
Auflösung: 2002

Geschichte

Auszüge der Chronik vom Juni 1999 von Detlef Schmidt, dem letzten Vereinsleiter (Herzlichen Dank für das zur Verfügung stellen!)

Die Neugründung eines Fredländer Spielmannszuges

Der Rat der Stadt Friedland, die Ortsleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland und die Ortsleitung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbund traten im Mai 1959 an den Kollegen Heinz Günther mit der Bitte heran, ehemalige Kollegen der Spielleutebewegung aufzusuchen, um mit ihnen gemeinsam wieder einen Spielmannszug ins Leben rufen zu können. In Friedland, in unserer Heimatstadt, in der die Geschichte der Spielleutebewegung mitgeschrieben wurde.

Der Kollege Günfher erklärte sich bereit und machte sich an die Arbeit. Viele Besuche und Gespräche mit ehemaligen Kollegen waren zu führen. Er suchte jeden einzeln auf, um diesen oder jenen für die Sache zu gewinnen. Am 3. Juni 1959 trafen sich die folgenden Kollegen im VEB Zuckerfabrik Friedland zur Aussprache zwecks Gründung eines Spielmannszuges : Heinz Günther, Walter Schulz, Willi Blankenburg, Hugo Grell, Heinrich Köhn, Werner Hildebrand, Walter Kowalski, Horst Berg, Bruno Hartmann, Hans Mittelstädt, Heinz Neumann, Karl Düsing und Karl Krüger. Vom Rat der Stadt waren der Bürgermeister, Herr Flögel, sowie die Herren Heinz Schünemann und Karl Spietz anwesend. Von der Ortsleitung der SED der Ortssekretär, Sebastian Hirschl und vom Ortsvorstand des FDGB der Vorsitzende Rudolf Krasemann.

Die Kollegen Karl Krüger und Karl Düsing waren aus Altersgründen nicht mehr bereit, aktiv im Spielmannszug mitzuarbeiten. Alle anderen Kollegen erklärten ihre Bereitschaft. Es wurde beschlossen, weitere Mitglieder für den Spielmannszug zu werben. Weiterhin wurde beschlossen, so schnell wie möglich Instrumente zu beschaffen, um mit dem Übungsbetrieb beginnen zu können. Die Stärkefabrik Friedland und der FDGB übernahmen die Patenschaft und der Kollege Rudolf Krasemann die persönliche Betreuung des neu gegründeten Kollektivs. Ihm ist es zu verdanken, daß dem Zug die nötigsten Instrumente, zehn Trommeln und 15 Flöten, schnell zur Verfügung standen.

Die Zeit bis zum 10. Jahrestag der DDR am 07.10.1959

Der Kollege Rudolf Krasemann wandte sich mit der Bitte an den Bezirks- bzw. Kreisvorstand des FDGB Neubrandenburg, die Kosten der Beschaffung von Uniformen für den Spielmannszug zu übernehmen und dafür zu sorgen, daß diese Sachen bis zum 10. Jahrestag der Republik zur Verfügung ständen. Dieser Bitte wurde von beiden Vorständen entsprochen. Die Freidländer Betriebe wurden aufgerufen, den Spielmannszug in materieller Hinsicht und bei der Werbung zu unterstützen.

Bis zum September 1959 wurden weitere Kollegen für die Mitarbeit im Zug gewonnen : Horst Bröckert, Gerhard Bünning, Horst Deusing, Ernst Krüger, Bruno Lerchenstein, Max Lerchenstein, Bruno Millermann, Hans Nietosdateck, Ewald Voß und Erhard Westphal.

Alle Kollegen erfüllten aufgrund ihrer hervorragenden Vorkenntnisse die Bedingungen für das Sportleistungsabzeichen der DDR in Silber, drei Kollegen sogar in Gold.

Die Verpflichtung unseres Zuges, bis zum 07.10.1959 sieben Märsche einzuüben und zu beherrschen, wurde realisiert. Mit unermütlichem Fleiß, wöchentlich 4 Übungsstunden im Freien an der Turnhalle am Hagedorn , unter der musikalischen Anleitung von Heinz Günther, Hugo Grell und Bruno Lerchenstein wurden folgende Märsche eingeübt : Weser Perle, Paukenmarsch, Jägermarsch, Freiheitsmarsch, Liebenmarsch ( PÜDÜ ) , Grüne Tracht und Yorkscher Marsch.

Als Leiter und Stabführer wurde der Kollege Heinz Günther, als technische Leiter die Kollegen Bruno Lerchenstein für Flöter und Hugo Grell für Trommler gewählt.

Ende September 1959 erhielt der Spielmannszug seine erste Uniformbekleidung. Blaue Tuchanzüge mit rot-weissen Schwalbennestern, eine Uniformmütze mit Abzeichen aber noch ohne Kordel, schwarze Halbschuhe und schwarzes Lederkoppel.

Die Zeit der Stabilisierung und Vervollkommnung bis 1961

Durch die Anschaffung von weileren Instrumenten, wie Schlagzeug und Lyra und deren Besetzung durch neu geworbene Kollegen, sowie die Erweiterung unseres Repertoire an Musikstücken, wurde die Vervollkommnung des Zuges vorangetrieben. Waren es bis zum 07.10.1959 sieben Musikstücke, so beherrschte der Spielmannszug am 01.05.1960 bereits dreizehn Märsche. Hinzu gekommen waren Spartacusmarsch, Kockeldütt, Rheinklänge, Brucker-Lagermarsch, Hoch Heidecksburg und Mein Regiment.

Leider muß aber auch gesagt werden, daß es für einige Kollegen nur ein spontanes Mitmachen gewesen ist. Sie schieden nach kurzer Zeit aus verschiedenen Gründen wieder aus dem Zug aus, so die Kollegen Millermann, Bröckert und Deusing. Diese minimalen Abgänge wurden jedoch durch einen enormen Zulauf kompensiert

In Bezug auf die Werbung neuer Mitglieder hat sich der Kollege Ewald Voß, bis zu seinem Ausscheiden aus gesundheitlichen Gründen, besonders verdient gemacht. Der Anteil der Kollegen im Zug aus seinem Betrieb, dem VEB(K) Bau Neubrandenburg, belief sich am 01.Mai 1960 auf zwölf Mitglieder. Dieser Anteil machte fast 50% des Zuges aus. Zählt man die Kollegen Neumann, Greil, Hildebrand, Berg, Krüger und Bruno Lerchenstein aus anderen Baubetrieben dazu, stellte zu dieser Zeit das Bauwesen mit 75% den Löwenanteil der Mitglieder des Spielmannszuges.

Die Kollegen des Spielmannszuges verlebten auch mit ihren Frauen und Partnem recht gemütliche Stunden. Unvergessen wird für jeden älteren Spielmann das erste gemütliche Beisammensein in der Schulspeisung „Mühle“ mit dem großen Gulasch-Essenl bleiben. Die Mühle wurde ab 1960 bis 1991 unser Stammquartier. Hier wurden zum größten Teil unsere Übungsabende durchgeführt, es fanden Versammlungen und Feiern statt. Die letzte dort durchgeführte Feier war der 70. Geburtstag unseres Kollegen Walter Schulz.

Die Stadt Friedland stellte uns 1961 in der Mühle einen Raum unter der Bedingung zur Verfügung, ihn selbst auszubauen und einzurichten und darüber hinaus die restlichen Räume im Obergeschoß für die Freie Deutsche Jugend (FDJ) herzurichten. Alle Kollegen des Spielmannszuges packten mit an und schufen sich dort ein Kleinod, einen kleinen, aber eigenen Kulturraum. Dieser Raum mußte vom Grund auf neu ausgebaut und gestaltet werden, vom Fußboden bis zur Decke, von der Innenraumgestaltung bis zum Polstern der Stühle. Viele Schweißtropfen sind dabei geflossen, aber wir schufen uns einen eigenen Raum, der uns manche guten Dienste geleistet hat.

Im Jahre 1961 hatte der Spielmannszug vorerst seinen qualitativen und quantitativen Höhepunkt erreicht. Es wurden 21 Märsche mehrstimmig gespielt. Zu dem bereits vorhandenen Repertoire waren folgende Märsche hinzugekommen: Gruß an Kiel, Frei weg, In die weite Welt, Völkerfreundschaft, Turnermarsch, Revue-Marsch, Tübinger Marsch und Zum Städtel hinaus. Der Zugang an neuen Kollegen war enorm und der Abgang einiger Kollegen sehr gering.

Der FDGB Spielmannszug Friedland 1962 bis 1968

Durch die qualitative Steigerung unserer Leistung und durch ein vorbildliches Auftreten in der Öffentlichkeit, stieg das Ansehen und unsere Popularität auch auf höherer Ebene im Kreis, im Bezirk und darüber hinaus. Bei den Bezirksausscheiden 1960/61 und 1962 wurde der Zug mit dem Prädikat „Sehr gut“ und „ausgezeichnet“ bewertet und eingestuft. Dank der tatkräftigen Unterstützung des Kreisvorstandes des FDGB und dessen Kulturleiters, der Kollegin Edith Rütz, sowie der Hilfe durch den Ortsvorstand des FDGB mit seinem Vorsitzenden, Kollegen Hubert Müller, war es uns möglich, alle fehlenden Gegenstände an Bekleidung und Ausrüstung zu beschaffen bzw. zu vervollständigen. Angefangen von der Mützenkordel und metallsilbernen- roten Schwalbennestern, den Tragegerüsten, Flötentaschen und Notenmaterial bis hin zu einer Sommerkluft mit weißen Hosen und Mützen (sehr zum Leidwesen für unsere Frauen, die das alles für uns sauber und in Ordnung hielten). Außerdem besaßen wir zu dieser Zeit bereits 3 Lyras. Tatkräftig hatte uns der FDGB Kreisvorstand mit einer beträchtlichen Summe unter die Arme gegriffen.

Bis Ende 1967 nannte sich unser Kollektiv „FDGB Spielmannszug Friedland“ . Der FDGB Kreisvorstand Neubrandenburg war bis zum 20. Jahrestag des Spielmannszuges am 03.Juni 1979 Hauptträger unseres Kollektivs. Die Kollegin Edith Rütz vom Kreisvorstand begleitete uns auf diesem Weg und wurde während dieser Zeit von uns scherzhalber „die Marketenderin und Murtter des Spielmannszuges“ genannt.

Wir nahmen, wie schon erwähnt, an den Bezirksausscheiden teil, aber die Kollegen des Spielmannszuges wollten mehr, höhere Ziele wurden gesteckt. Überbezirkliche Ausscheide, eine klassifizierte Einstufung und Teilnahme an Turn und Sportfesten auf zentraler Ebene ........ Das bedeutete, daß alle Kollegen Mitglieder des DTSB werden, und eine Sportgemeinschaft angehören mußten, denn nur dann durften wir an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Das bedeutete aber auch, daß unser Repertoire an Musikstücken nicht ausreichte und wir die Musikstücke des DTSB, Abteilung Spielleutebewegung, einüben mußten. Es war ein völliger Neubeginn.

In einer Versammlung wurde darüber abgestimmt und 90 % unserer Kollegen stimmten für die Aufnahme in den DTSB. Wir stellten den Antrag bei der BSG Traktor Friedland und wurden aufgenommen. Unser Zug nannte sich ab 1968 „FDGB Spielmannszug des DTSB der BSG Traktor Friedland“. Wir erhielten neue Kluften, ganz in weiß, und der FDGB blieb auch weiterhin unsere materielle Stütze.

DTSB Spielmannszug 1968 - 1974

Im Sommer 1968 sollte im Rahmen der Ostseewoche eine zentrale Einstufung der Sportspielmannszüge der DDR in Rostock stattfinden. Voller Aufregung und Erwartung nahmen wir dort, daß erste mal in diesem Rahmen, am Wettbewerb teil. Gewertet wurden einheitliche Bekleidung, Ordnung und Sauberkeit aller Sachen, exakter Auftritt und sauberes und mehrstimmiges Spielen ........ Wir besaßen nur einige wenige Unterlagen ( Noten ) über DTSB-Märsche und Originalnoten von unseren bisher gespielten Stücken besaßen wir auch kaum. Noten wurden aber verlangt -- also was tun? Zu unserem Glück wurden nur zwei Stücke für den Auftritt verlangt und so übten wir zwei Märsche ein, die in den allgemeinen Notenunterlagen des DTSB vorhanden waren und bei der zentralen Spielleutekommission vorlagen. Der Marsch „Groß Berlin“ machte uns keine Sorgen, denn dafür lag das komplette Notenmaterial bei uns vor. Kopfzerbrechen bereitete uns der Marsch „Grüße aus Dortmund“. Wir hatten dafür nur geschriebene Unterlagen, die uns 1966 der DTSB Zug aus Parchim bei einem Besuch zur Verfügung gestellt hatte. Doch wir übten nach diesen Noten das STück ein und waren stolz, als wir am 1. Mai mit diesem Stück durch Friedland marschierten.

Zwei Tage bevor wir nach Rostock zum Ausscheid fahren sollten, hörten wir diesen Marsch im Radio und mußten mit Schrecken feststellen, daß das Mittelstück in einem ganz anderen Rhythmus und Takt gespielt wurde... Also wurde am Vorabend auf dem Friedländer Sportplatz noch einmal 3 Stunden geübt, um den richtigen Takt zu haben. Alles schien im Lot zu sein, nur unser Schlagzeuger Erwin Parschau hatte mit den Doppelschlägen noch seine Schwierigkeiten. Auf der Hinfahrt kurz vor Rostock in einem Wäldchen noch eine Rast und ... der Doppelschlag geübt. Und dann in Rostock unser Auftritt ... Blut und Wasser haben wir geschwitzt als unerfahrene Neulinge...... Doch nach dem ersten Stück, wofür wir viel Applaus erhielten, wurden wir ruhiger und sicherer und ... gaben alles beim „Dortmunder“... Zwar gab es bei der Jury einige erstaunte Blicke und wir erhielten auch weniger Beifall, aber wir waren zufrieden. Unser Ziel hatten wir erreicht. Wir wurden Bezirksmeister des Bezirkes Neubrandenburg und in die Leistungsklasse IIl eingestuft, was der Bezirksklasse im Fußball entsprach. Groß war unser Erstaunen aber beim gemeinsamen Spiel aller Züge, denn erst da bemerkten wir, daß dieser Marsch in ganz anderen Duren gespielt wurde.

Wir besorgten uns schnellstens das nötige Notenmaterial für alle erforderlichen Musik. Weiterhin nahmen wir Verbindung zu einem Spitzenkollektiv im DDR Maßstab, dem Spielmannszug Wismar, auf und schlossen einen Patenschaftsvertrag. Wir wollten lernen und haben gelernt. Die Übungsleiter aus Wismar kamen viele Male an Wochenenden nach Friedland und übten mit uns am Sonnabend und am Sonntag unermüdlich. Die Sportfreunde Rudloff und Fick waren während dieser Zeit Freund und Helfer. Viele Male nahmen wir auch mit einer starken Delegation unseres Kollektivs an dreitägigen Wochenendlehrgängen des Bezirkes Rostock, in Kühlungsborn teil. Dort lernten wir auch den damaligen musikalischen Leiter und Stabführer der Zentralen Spielleutekommission der DDR, den späteren Stabführer des NVA Spielmannszuges vom Wachregiment Berlin, Genossen Günther Bodenstein kennen, der uns 1971 in Friedland besuchte.

Was man durch viel Fleiß und Ausdauer erreichen kann, erfuhren wir im Jahre 1969. Zum Ausscheid der 3 Nordbezirke in Neubrandenburg übten wir 7 völlig neue Märsche ein. Groß Berlin; Sturmlied der freien Turner; Fichtemarsch; Laridah; Gruß an die Heimat; Jubelklänge und Grüße aus Dortmund . Eine Woche vor dem Ausscheid wurde der Sonntag ein ganztägiger Übungstag in der Gemeinde Schwichtenberg...... Und dann ging es nach Neubrandenburg. Es wurden wieder zwei Märsche verlangt. Als Kürmarsch hatten wir uns einen Marsch mit hohem Schwierigkeitsgrad ausgesucht - Jubelklänge - . Als Pflichtmarsch wurde von der Schiedskommission das - Sturmlied der freien Turner - gezogen und bekanntgegeben. %Vir wurden wieder Bezirksmeister des Bezirkes Neubrandenburg und unser Auftritt wurde mit sehr hohen Noten bewertet.

Nach der zentralen Überprüfung aller Ausscheide in der DDR und der Einschätzung durch die Zentrale Spielleutekommission, erhielten wir die freudige Mitteilung, daß unser Zug aufgrund des ausgezeichneten Abschneidens in Neubrandenburg und der dafür erhaltenen hohen Punktzahl die Leistungsklasse II übersprungen hätte und in die Leistungsklasse I eingestuft sei. Zugleich erfolgte die Einladung zur Teilnahme am zentralen Turn-und Sportfest 1969 in Leipzig. Das war ein Ergebnis, womit wir alle nicht gerechnet hatten, im Jahr des 10jährigen Bestehens unseres Zuges und zum 725jährigen Bestehen unserer Heimatstadt Friedland.

Nachwuchsspielmannszug und Signalhornblasen

Im Jahre 1970 kamen neue Probleme auf uns zu. Wir durften in Zukunft nur noch an zentralen Ausscheiden teilnehmen, wenn wir Hom spielen beherrschen würden und den Nachweis erbringen konnten, daß wir einen einsatzbereiten Nachwuchsspielmannszug hatten. In einem Zeitraum von knapp einem halben Jahr wurde ein Nachwuchsspielmannszug buchstäblich aus dem Boden gestampft, bestehend aus Schülerinnen und Schülern der damaligen Polytechnischen Oberschulen I und II Friedlands.

Unterstützung erhielten wir von den damaligen Direktoren, den Herren Albrecht und Schönbeck. Große Verdienste bei der Ausbildung hatten die Kollegen Heinz Günther, Bruno Lerchenstein, sowie Hugo Grell und Heinrich Köhn. Herr Schönbeck und Kollege Max Lerchenstein nebst Ehefrauen fuhren als Betreuer mit dem Nachwuchszug 3 Wochen lang in ein Ferien- und Übungslager für Jugendspielmannszüge nach Sondershausen. Dort wurde aus dem anfänglich noch bescheidenen und an Hemmungen leidenden Schülerzug ein hervorragendes Jugendkollektiv.

Bezirksausscheide und Aufstiegsturniere 1970 - 1973

1970 und 1971 fanden die Bezirksausscheide der 3 Nordbezirke in Rostock statt und auch unser Jugendzug nahm daran mit guten Erfolgen und Bewertungen teil. 1972 war dieser Ausscheid anläßlich der Arbeiterfestspiele im Bezirk Schwerin, in Wittenberge und hier schnitt vor allem unser Jugendzug hervorragend ab. Er belegte von 13 teilnehmenden Jugendspielmannszügen den 1. Platz und errang die Goldmedaillg. Stolz kamen die Kinder nach Hause und sangen begeistert das Lied „Grüße aus Friedland“ mit dem Text von Bruno Lerchenstein. 1973 war dann der letzte Ausscheid der 3 Nordbezirke, an dem wir teilnahmen. Dieser Wettkampf fand in unserer Heimatstadt Friedland statt.

Bei dem Aufstiegsturnier in Colditz 1971 belegten wir den 6.Platz und beim Aufstiegsturnier 1972 in Oberlichtenau den 7. Platz. Zum letzten Turnier hatten wir einen, von den Kollegen Heinz Günther und Bruno Lerchenstein selbst verfaßten Marsch ( Grüße aus Friedland ) als Kürmarsch gewählt, der dort gut ankam.

Im Jahre 1973 folgte dann etwas, was für die Spielleutebewegung, nicht nur aus Friedland, noch unangenehme Folgen haben sollte. Man kann die Jugend für eine Sache sehr schnell begeistern, aber man kann das Interesse durch schwer nachvollziehbare Maßnahmen auch behindern. Von zentraler Stelle wurde angewiesen, daß alle Spielmannszüge zu verjüngen und zu Großveranstaltungen vorwiegend nur noch Jugendliche heranzuziehen sind. Dies traf erstmals für die Eröffnungs- und Abschlußfeier der Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1973 in Berlin für uns zu. Auch unser Jugendzug erhielt die Einladung und Startberechtigung dazu und wurde durch einige Jugendliche aus dem Erwachsenenzug verstärkt. Die Mädel und Jungen waren begeistert. Sie wurden 14 Tage vorher in zentralen Übungslagern zusammengezogen und dort auf das Großereignis vorbereitet. Auf ging es nach Berlin, in die Hauptstadt, und dort kam das, was uns alle befremdete. Es wurde gesiebt und nur die „Allerbesten“ durften an der Musikschau teilnehmen. Der Rest durfte beim „Wecken“ usw. spielen. Von unseren 28 Mädchen und Jungen waren es ganze 6, die das „Glück“ der Auswahl hatten. Die Enttäuschung der Anderen bei ihrer Rückkehr kann sich jeder vorstellen, sie war groß. In den folgenden Monaten und Jahren wechselten einige Jugendfreunde den Wohnort, aber die Masse hatte, unter anderem aufgrund der großen Enttäuschung, die Lust an der Arbeit in der Spielleutebewegung verloren und verließ den Zug.

Es kam zu der Situation, daß der Jugendzug am 01.Mai 1974 zahlenmäßig nicht mehr in der Lage war, selbständig aufzutreten.Der Pionierspielmannszug mußte aufgelöst werden. Die verbleibenden 8 Freunde wurden deshalb in den Erwachsenenzug übernommen. Damit hatte der Pionierspielmannszug Friedland aufgehört zu existieren. Entsprechend der Festlegungen des DTSB konnten wir von nun an nicht mehr an zentralen Leistungsvergleichen und Aufstiegsturnieren teilnehmen. Weil kein Nachwuchszug mehr vorhanden war, beschlossen die Friedländer Spielleute aus dem DTSB auszutreten und ab Januar 1975 wieder als FDGB Spielmannszug Friedland in unserem Territorium aufzutreten. Der VEB(K) Bau Friedland übernahm die Patenschaft und der Kreisvorstand des FDGB stand uns weiterhin mit finanziellen Mitteln zur Seite. Er finanzierte die Ausstattung aller Spielleute mit einer neuen Kluft 1974, graue Hose, graue Schuhe, weißes Hemd, blauer Binder, rote Jacke mit FDGB Emblem auf der linken Brustseite.

Die schwere Krise 1977 bis 1979

Ein Großteil unserer männlichen Jugendlichen wurde 1977 zum Ehrendienst in die NVA einberufen. Einige ältere Kollegen waren verstorben. In dieser Zeit gab es Kollegen, deren Freizeit aufgrund von z.B. Eigenheimbau sehr knapp bemssen war, der Kollege Walter Schulz schied zeitweilig wegen eines Trauerfalls in der Familie aus, Kollege Willi Blankenburg lag für längere Zeit im Krankenhaus und der Kollege Heinz Günther hatte durch einen Krankheitsfall in der Familie nicht die zeitliche Möglichkeit, regelmäßig an den Übungsstunden teilzunehmen. Heiner Köhn war zwar noch Mitglied, aber aus Altersgründen nicht mehr aktiv tätig. Das war eine schwere Zeit für unser Kollektiv, doch der Übungsbetrieb wurde in der POS I welter durchgeführt, jeden Freitagabend. Wochen- und monatelang waren es teilweise nur noch 3 Erwachsene und zwei Jugendliche die diesen Übungsbetrieb aufrecht erhielten. Die Kollegen Bruno Lerchenstein, Fritz Kurtzner, Hugo Grell und die Jugendfreunde Thomas Kurtzner und Volker Appelmann.

Nach Beendigung ihres NVA Ehrendienstes kam ein Teil der Freunde zu uns zurück und das Kollektiv konnte sich wieder festigen.

Der FDGB Kreisvorstand konnte uns aufgrund der gesamten finanziellen Entwicklung nicht mehr im bekannten Rahmen unterstützen. So mußten wir jährlich mit dem auskommen, was unser Trägerbetrieb uns laut Vertrag zur Verfügung stellte und mit dem Rat der Stadt Friedland vereinbart wurde. Wir mußten uns also gewaltig einschränken und haushalten. An neue Kluften war deshalb nicht mehr zu denken. Aus gesundheitlichen Gründen stellte der Genosse Heinz Güntfher sein Amt als Leiter des Zuges 1979 zur Verfügung. Kurzfristig wurde noch im Juni 1979 eine Mitgliederversammlung einberufen und für die nächsten fünf Jahre der Kollege Bruno Lerchenstein als Leiter des Kollektivs gewählt. Weitere Kollegen wurden als Leitungsmitglieder bestätigt, die Kollegen Hugo Grell, Fritz Kurtzner, Thomas Kurtzner, Hans-Werner Hesse, Detlef Schmidt und Max Lerchenstein.

Der Pionierspielmannszug ab 1978

Der Direktor des Kreiskabinetts für Kultur, Genosse Schulze, trat 1978 mit der Bitte an uns heran, ın der POS II und der POS II wieder Junge Leute für einen Nachwuchsspielmannszug zu gewinnen und zu betreuen. Die Kollegen Bruno Lerchenstein und Hugo Grell erklärten sich bereit, die musikalische Leitung zu übernehmen. Das Kreiskabinett stellte die notwendigen Instrumente zur Verfügung und beide Schulleitungen wurden mit der aktiven Werbung in den Schulen beauftragt.

Und wieder waren der Zulauf und das Interesse groß, aber schon bald zeigte sich, daß viele Kinder und Jugendliche andere Vorstellungen von der Marschmusik hatten. Das eigentliche Interesse an volkstümlicher und an der Marschmusik war nicht mehr wie in den Jahren 1969/70 ausgeprägt. Konnten wir 1969/70 noch 5-6 Übungsstunden wöchentlich durchführen, so mußten wir ab 1978 mit 1-2 Stunden wöchentlich zufrieden sein. Für viele war es in dieser Zeit ein Kommen und Gehen und leider konnte kein Stamm mehr aufgebaut werden, der ein selbstständiges Auftreten des Jugendzuges möglich gemacht hätte. Die jungen Freunde spielten von Anfang an mit dem Erwachsenenzug zusammen.

Die Meliorationsgenossenschaft Friedländer Große Wiese übernahm 1981 die Trägerschaft über dieses Jugendkollektiv. Ab 1983 trug es den Namen Jugendspielmanuszug der Melorationsgenossenschafl Friedland.

Am 20. Dezember 1985 führten wir in unserem Vereinsraum in der Mühle eine Mitgliederversammlung durch und wählten eine neue Leitung, dessen Vorsitz der Kollege Fritz Kurtzner übernahm.

Der Spielmannszug von 1986 bis 1992

Ab Ende Dezember 1985 war der Kollege Fritz Kurtzner, einer unserer aktivsten Spielfreunde, Leiter unseres Zuges. Als unser Stamm-Lyra Spieler war er nach dem Ausscheiden unseres unvergessenen Freundes Hugo Grell im Jahre 1987 bereit, auch als Stabführer zu fungieren. Aller Anfang ist schwer und ein alter Baum ist nicht so leicht zu verpflanzen. Unser Fritz hat nicht selten Blut und Wasser geschwitzt, doch er hat bewiesen, wozu ein richtiger Spielmann in der Lage ist. Wir haben unter seiner Leitung und Stabführung noch viele schöne und unvergeßliche Erlebnisse und Auftritte gehabt, wie die Maidemonstrationen bis 1989, Erntefeste in den Dörfern der Kreise Neubrandenburg und Strasburg, Sportfeste in Friedland und bei der ZBE Frischeierproduktion Bresewitz, Jubiläumsfeierlichkeiten in Kotelow, Lübbersdorf, Brohm, Schwichtenberg, Beseritz, Dahlen, Neverin. An der Einstufung der Laien Blasorchester des Bezirkes Neubrandenburg im Friedländer Gartenlokal „Am Anklamer Tor“ nahmen wir mit ausgezeichneter Benotung teil.

Seinen vorerst letzten öffentlichen Auftritt hatte unser Spielmannszug Anfang Mai 1992 anläßlich des Heimattreffens in Friedland.

Die „Wende“ 1989

Wie für viele andere Volkskunstkollektive der DDR wurde auch für den FriedländerSpielmannszug das Jahr 1989 zu einer der größten Bewährungsproben. War der Zug bereits durch altersmäßige Abgänge und auch durch Austritte aus verschiedenen Gründen stark geschwächt, hatten wir mit dem Zusammenbruch der Deutschen Demokratischen Republik die Basis für eine weitere Arbeit nach alter Tradition verloren. Die Zukunft war ungewiß. Jeder hatte das verständliche Bestreben, seine Angelegenheiten zu klären und für die eigene Familie das Weiterkommen zu organisieren. Für viele Spielleute bedeutete dies die endgültige Trennung vom Zug. Niemand wußte zu diesem Zeitpunkt, wie es weitergehen sollte. Gab es überhaupt eine Zukunft für den Zug?

Voller Entsetzen mußten wir im Jahre 1992 feststellen, das unbekannte Randalierer gewaltsam ın unser Stammquartier in der Friedländer Mühle eingedrungen waren und dort das mit soviel Liebe und Aufwand eingerichtete Vereinszimmer in einen Trümmerhaufen verwandelt hatten. Ohne Sinn und Verstand wurden Einrichtungsgegenstände und Instrumente, sowie dort lagernde Uniform- und Bekleidungsstücke zertört oder gestohlen. Aber wir hatten gelernt zu kämpfen! In der Vergangenheit um Einstufungen in der Spielleutebewegung der DDR, um vordere Plätze bei allen möglichen Ausscheidungen und um Jugendfreunde, um Nachwuchs für den Friedländer Spielmannszug. Wir wollten, daß der Friedländer Spielmannszug lebt. Ein kleiner, aber zuversichtlicher Rest der Spielleute fand sich 1995 zusammen und steckte sich das Ziel, den Spielmannszug so lange wie nur möglich zu erhalten.

Bruno Lerchenstein, Willi Blankenburg, Walter Schulz, Max Lerchenstein, Fritz Kurtzner, Joachim Störr, Hans-Werner Hesse, Thomas Kurtzner, Manfred Albrecht, Lothar Erdmann, Detlef Schmidt, Steffi Walter, Kerstin Utes und Andreas Sandvoß waren diese Enthusiasten, zu denen sich im Jahre 1997 auch wieder unsere Heike Krüsemann (Lerchenstein) gesellte.

40 Jahre Musikgeschichte und Marschmusik in den Straßen Friedland’s, in vielen Städten und Gemeinden der ehemaligen DDR. Auf diese 40 Jahre können wir heute zurückblicken. Wir haben diese Geschichte mitgeschrieben und sind stolz darauf. Nein, der Spielmannszug Friedland ist heute leider nicht mehr der dynamische und leistungsstarke Zug der sechziger und siebziger Jahre. Aber er ist eine Gemeinschaft geblieben. Eine Gemeinschaft von eingeschworenen Freundinnen und Freunden, die ihre Liebe der Marschmusik verschrieben haben. Und diese Liebe lassen sie sich nicht nehmen.

Nach diesem 40jährigen Jubiläum der verbleibenden 15 Mitglieder im Jahr 1999 kam leider bereits 2002 dann das endgültige Aus für den Spielmannszug.

Vorgänger

  • FDGB Spielmannszug Friedland (1959-1967)
  • FDGB Spielmannszug des DTSB der BSG Traktor Friedland (1968-1974)
  • FDGB Spielmannszug Friedland (1975-1990)

Auszeichnungen

  • Bezirkssieger der Spielmannszüge von 1960 bis 1967
  • Ehrenurkunde des Kreistages Neubrandenburg 1964 und Eintragung in das Ehrenbuch des Kreistages
  • Wettkampf der Spielmannszüge im Juli 1968 in Rostock und 1. Platz im Bezirk Neubrandenburg
  • Medaille für ausgezeichnete Leistungen 03.06.1969
  • Bezirksmeister des Bezirkes Neubrandenburg 1969
  • Bezirksmeister des Bezirkes Neubrandenburg 1970
  • Ehrenurkunde für Körperkultur und Sport am 20.06.1971 / BSG T raktor
  • 6. Platz beim Aufstiegsturnier 1971 in Colditz
  • 7. Platz beim Aufstiegsturnier 1972 in Oberlichtenau
  • Bezirksmeisterschaften der 3 Nordbezirke ( Rostock/ Schwerin / Neubrandenburg ) Goldmedaille und 1. Platz für unseren Pionierspielmannszug
  • Hervorragendes Volkskunstkollektiv am 03.06.1974
  • Ausgezeichnetes Volkskunstkollektiv der DDR am 15.11.1975
  • Hervorragendes Volkskunstkollektiv der DDR am 07.10.1981