Schalmeienkapelle Aga-Seligenstädt e.V.
Schalmeienkapelle Aga-Seligenstädt e.V. | |
Gründung: | 26.12.1951 |
Auflösung: | 2023 |
Vorstand: | Zuletzt: Carola Lippold, Kerstin Schubert |
Registergericht/-nummer: | Amtsgericht Gera / VR 281246 (2004) |
Geschichte
Die Schalmeienkapelle Aga ist aus dem damaligen Volkschor Aga hervorgegangen und wurde am 26.12.1951 gegründet.
Die Instrumente wurden von der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe finanziert. Weitere Instrumente wurden aus Pölzig und dem Chemiewerk Köstritz organisiert. Der Rat der Gemeinde Aga (damaliger Bürgermeister Herr Treske) unterstützte die Kapelle ebenfalls finanziell. Das Notenmaterial beschränkte sich auf Märsche und Polkas.
Am 1. Mai 1952 hatte die Schalmeienkapelle Aga ihren ersten offi ziellen Auftritt zum Maiumzug in Crossen. Von diesem Zeitpunkt an war es zum 1. Mai jeden Jahres Tradition, das die Schalmeienkapelle zu einem zünftigen Weckruf ab 5 Uhr in allen Ortsteilen der Gemeinde spielte. Dieser Weckruf wurde mit einer Einkehr im Gasthof Dietsch, Lessen verbunden und mit einem deftigen Frühstück bei Familie Achim Schmidt in Großaga beendet.
Der erste Leiter der Kapelle war Ernst Stöcker, es folgten Heinz Riedel und Hanno Knoll. Die Kapelle bestand aus 12 Mitgliedern. Herr Walter Reiße begann 1977 mit einem Neuaufbau der Kapelle, es kamen neue Musiker hinzu und die musikalische Leistungen (das musikalische Repertoire) wurden anspruchsvoller.
Seit 1979 war die Kapelle Mitglied des Zentralen Schalmeienorchesters der DDR, einem Zusammenschluss mehrerer Schalmeienkapellen unter Leitung der FDJ. Von da an spielten wir Potpourries, Walzer und Volkslieder und traten zu kulturellen Höhepunkten der DDR auf, so z.B. zum 35. Jahrestag der DDR in Berlin, zum deutsch-kubanischen Treffen in Rostock und zum Pioniertreffen in Dresden. Das war für alle eine große Herausforderung und mit viel Freizeit und persönlichem Engagement verbunden.
1982 übernahm Wolfgang Döring die Schalmeienkapelle. Über die POS Aga wurden in Form einer Arbeitsgemeinschaft Kinder und Jugendliche für die Schalmeienmusik begeistert. Diese sind dann von Wolfgang Döring, Walter Reiße und Konrad Schmeißer ausgebildet worden. So stieg die Anzahl unserer aktiven Mitglieder von 12 auf 36 Musiker, die 1984 im einheitlichen Anzug, finanziert vom Rat des Kreises, Herrn Taute, auftraten. Materiell und finanziell wurde die Schalmeienkapelle Aga durch das VEG Aga, die LPG Steinbrücken, die POS Aga und den Rat der Gemeinde Aga unterstützt. Eine intensive Ausbildung fand neben den wöchentlichen Proben einmal jährlich in einem Trainingslager ( Jugendherberge) statt.
Der größte Höhepunkt war für uns das Treff en der Schalmeienkapellen 1986 in Aga, welches von uns und vielen fleißigen Helfern organisiert wurde. Bei einem Sternmarsch und gemeinsamen Musizieren zeigten Musiker aus 6 Gemeinden und wir, den Agaern, wie vielfältig doch die Schalmeienmusik sein kann. Wir spielten regelmäßig zum 1. Mai in Aga, Crossen und Köstritz, zum Maibaumsetzen in Pohlitz und Lessen, zu Kinderfesten in Aga und Röpsen, zu Fackelumzügen, zur 750-Jahrfeier in Gera und natürlich auch zu Ständchen, zu Geburtstagen usw. und fuhren zu Kapellentreffen unserer befreundeten Kapellen nach Meuselbach, Saara, Kauern, Lindau und Löbichau.
Dann kam die Wende, viele unserer Mitglieder mussten die Kapelle wegen Arbeitsplatzwechsel bzw. Ausbildung in den alten Bundesländern verlassen, und auch wir bekamen den Geldmangel der Gemeinden und somit die Einsparung von kulturellen Ereignissen zu spüren. Unter verschiedener Leitung, so u.a. von Jürgen Hilbert und Walter Reiße versuchen jedoch derzeit noch 12 Mitglieder diese musikalische Tradition in geringerem Umfang zu erhalten und treten z.B. zur 800-Jahrfeier in Roben, zum Maibaumsetzen in Pohlitz, zum Fackelumzug in Aga und Steinbrücken sowie zum Reiterfest in Gleina auf.
Im Anschluss an die Feierlichkeiten 1998 kam es zum Bruch in der Kapelle. Unterschiedliche Interessen, auch aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen, waren einfach nicht mehr unter einen Hut zu bringen. Gemeinsam wurde beschlossen, die Kapelle aufzulösen und die Instrumente und Noten dem Heimatverein zu übergeben. Ein Großteil folgte dieser Vereinbarung, später musizierte Walter Reiße mit einigen Musikern (heute Schalmeienkapelle SV Aga) weiter.
Im Vorfeld des Polterabends unserer Trommlerin Jacqueline Sammler reifte im August 2000 aus einer Sektlaune heraus in mir die Idee, noch einmal gemeinsam zu musizieren, ebenso zum 50. Geburtstag von Konrad Schmeißer im Februar 2001. Wir borgten uns Instrumente, reparierten diese, probten und waren glücklich, dass es noch ganz gut klappte. Nach dieser spontanen Idee dauerte es einige Wochen, dann setzten sich 8 ehemalige Mitspieler zusammen. Wir beschlossen, als neuer eigenständiger Verein moderne, frische Schalmeienmusik zu spielen. Wir finanzierten privat gebrauchte Instrumente, organisierten Noten von befreundeten Kapellen und probten. Wir fingen mit „Anton aus Tirol“, „Hände zum Himmel“ und „Über den Wolken“ an, behielten aber auch traditionelle Märsche, wie den Bergmannsmarsch oder „Alte Kameraden“ im Repertoire.
Gedacht hatten wir an Ständchen und Dorffeste, herausgekommen sind außerdem Auftritte bei
- Eröffnung der BUGA 2007 in Ronneburg mit Bundespräsident Horst Köhler
- Jährliches Birkenstellen in Schleifreisen
- Zwiebelmarkt 2010 in Weimar
- MDR-Osterspaziergang 2016 in Münchenbernsdorf
- Jubiläumveranstaltungen der Schalmeienkapellen Kauern, Meuselbach und Saara
Es machte uns schon stolz, als kleine Kapelle mit 12-14 Laienmusikern auf großen Bühnen zu stehen und das Publikum zu unterhalten. Dringend notwendig wurde der Kauf neuer Instrumente. Dies wurde uns zweimal aus Lottomitteln des Landes Th üringen ermöglicht. Vermutlich ahnt kein Außenstehender, dass so ein Instrument zwischen 800 und 2500 € kostet und ausschließlich von der Fa. Voigt in Markneukirchen vertrieben wird.
Die Mitarbeit in so einem kleinen Verein verlangt von jedem Disziplin, flexible Einsatzbereitschaft und Toleranz. Daher freut es mich besonders, dass auch die Gemütlichkeit nicht zu kurz kommt. So konnten wir Vereinsausfahrten organisieren und Geburtstage und Familienfeiern miteinander feiern.
In den letzten 20 Jahren konnten wir neue Mitglieder ausbilden. Eine musikalische Bereicherung war u.a. Harald Sachs mit seinem musikalischen Fachwissen. Es war unser Ziel in über 20 Jahren, die Tradition zu bewahren und den Menschen Freude zu bereiten. Überall, wo wir auftraten, war gute Laune, Gemütlichkeit und Geselligkeit und das steckt an – jeder ist mit Freude dabei! Selbst in Corona-Zeiten haben wir unter freiem Himmel geprobt, um dann im September 2021 zu den 900-Jahr-Feiern in Röpsen, Negis und Cretzschwitz sowie zum Bahnhofsfest in Pölzig durchzustarten.
Leider ist es uns aber nicht gelungen, mit jungen Leuten den Verein zu verjüngen und wir werden nach der Saison 2022 schweren Herzens den Verein auflösen müssen. Unser musikalischer Leiter, Herr Konrad Schmeißer geht mit 71 Jahren in „Schalmeien-Rente“ und wir können nicht mehr alle Stimmen ausreichend besetzen.
Wer also spontan mitmachen möchte, könnte den Verein retten! (Tel. 0160 – 9953 0955)
Zum Schluss ist es mir ein Bedürfnis, mich herzlich bei jedem Einzelnen für seinen Einsatz und jahrelange Treue zu bedanken, also bei Albrecht Schmeißer, Bernd Hecht, Elke Frank, Florian Lippold, Jacqueline Sammler, Jürgen Hilbert, Kerstin Schubert, Konrad Schmeißer, Peter Dölitzsch, Ramona Luley und Robert Schmeißer. Unser Dank gilt unseren Familienmitgliedern für Ihre Unterstützung, der Feuerwehr Aga für die Bereitstellung des Proberaumes und der Physiotherapie Anke Graupner für deren Toleranz.
Diesmal hören wir auf, wenn es am schönsten ist ...
(Text: Carola Lippold, Seligenstädt)
Infolge Wegfalls sämtlicher Mitglieder ist der Verein 2024 erloschen.