Schalmeienkapelle Hoyerswerda

Aus Stabführer.de

Geschichte

Aus dem Programmheft des VIII. Kreis-Sportfest und 1. Spielleute-Treffen am 27. und 28. Mai 1961 in Hoyerswerda (Buchdruckerei Friedrich Hobein, Lommatzsch/Sa. III-21-21 Ag. 439/AM/112/61 DDR):

Die Entwicklung der Schalmeienkapelle Hoyerswerda

Als 1918 die rechten SPD-Führer Noske, Scheidemann und Konsorten die die Sache der Revolution verrieten, fügten sie der deutschen Arbeiterklasse schweren Schaden zu. Die Reaktion konnte dadurch sich wieder festigen und ihr freches Haupt erheben. Die Klassengegensatze verschärften sich, Terror, Kerker und Meuchelmord gegen revolutionäre Arbeiter standen auf der Tagesordnung.

Die revolutionäre Arbeiterklasse setzte sich gegen diesen Terror und diese Unterdrückung zur Wehr und gründete 1924 unter der Führung der Kommunistischen Partei ihre Kampf- und Wehrorganisation, den Roten Frontkämpferbund. An seiner Spitze stand der bewährte Genosse Ernst Thälmann. In kürzester Zeit wuchsen die Reihen des Roten Frontkämpferbundes stark an, besonders großer Einfluß wurde dabei auf die werkätige Jugend ausgeübt und die Rot Jungfront in den Reihen des RFB entfaltete sich schnell.

Um in der Öffentlichkeit die propagandistische Wirkung zu verstärken und den großen RFB-Aufmärschen das richtige Gepräge zu geben, wurden in ganz Deutschland Schalmeienkapellen gebildet. Auch in Hoyerswerda wurde 1925, unter dem Decknamen »Volksmusikchor« eine solche Schalmeienkapelle ins Leben gerufen.

Ihr gehörten u. a. die alten bewährten Genossen Max Wagner, Albert Kühn und Ludwig Ebenhahn an. Die Leitung übernahm damals der aus dem faschistischen Weltkrieg nicht zurückgekehrte Genosse Richard Herrmann. Auch die Genossen des Reichsbanner, wie Arthur Flohe und August Kruscha schlossen sich unserer Kapelle an.

Mit der Machtübernahme des Faschismus wurden fast alle Mitglieder der Kapelle eingekerkert und in die Konzentrationslager verschleppt. Die Faschisten wollten einige Zeit später die ganze Kapelle gleichschalten und der damaligen Arbeitsfront angliedern. Die Genossen lehnten jedoch dieses Angebot ab unter dem Vorwand, daß sie keine Instrumente mehr besitzen. Sie blieben somit der Sache der Arbeiterklasse treu. Dadurch blieben ein Teil der Instrumente bis nach dem faschistischen Zusammenbruch erhalten.

1945 wurden die Instrumente der Volkspolizei übergeben. Es fanden sich aber wieder einige Genossen, um die alte Tradition der deutschen Arbeiterklasse aufrechtzuerhalten. Sie bemühten sich, wieder eine Schalmeienkapelle zu gründen. Es waren damals Genosse Ludwig Ebenhahn, Gen. Max Wagner, Gen. Albert Kühn, sowie die Genossen Werner Kühn, Erich Herrman und Kurt Schiemenz, die sich sofort bereiterklärten, wieder mitzuspielen.

Ein großes Problem stand vor diesen Genossen, denn es fehlte jetzt an Instrumenten, auch standen keine finanziellen Mittel zur Verfügung. Da half uns der damalige Direktor des BKW Heide, Genosse Walter Knauer. Im BKW Heide lagen 21 Schalmeieninstrumente ungenutzt. Mit Hilfe der BGL, des Rates des Kreises, wurden diese Instrumente gekauft und nach wochenlanger Arbeit durch den Genossen Max Wagner und Kurt Schiemenz repariert und einsatzfähig hergestellt. Danach begannen die ersten Übungsstunden unter der Leitung des Genossen Richard Koppen. So konnte die Schalmeienkapelle 1953 erstmalig zum 1. Mai wieder in Hoyerswerda öffentlich auftreten.

Mit der Entwicklung des DTSB und der Volkssportbewegung begann im verstärktem Maße der Aufbau der Spielmannszüge und Musikzüge. Auch die Mitglieder der Schalmeienkapelle des Rates des Kreises erkannten die Bedeutung der Entwicklung der DTSB und die Aufgabenstellung, die fortschrittlichen Traditionen des Arbeitersportes und auch des bürgerlichen Sportes mehr zu pflegen. Sie meldeten sich 1960 nach eingehender Aussprache bei der BSG Aufbau Hoyerswerda an und schufen mit dem neu gebildeten Spielmannszug den Musikzug der BSG Autbau Hoyerswerda. Mit Hilfe des Trägerbetriebes, der Bau-Union Hoyerswerda, wurde einheitliche weiße Kleidung beschafft und am 1. Mai 1960 konnte unter der Leitung des Kollegen Knappe die Schalmeienkapelle gemeinsam mit dem Spielmannszug auftreten.

Die Kapelle entwickelte sich rasch und konnte somit bereits in demselben Jahr beim Kreisausscheid in Wittichenau als Kreissieger den 1. Platz erringen. Beim Bezirks-Turn- und Sportfest in Cottbus im gleichen Jahr erkämpfte sich die Schalmeienkapelle den 2. Platz und somit die Silbermedaille.

Aber auch in der patriotischen Erziehung der jungen Freunde innerhalb der Kapelle wurde eine gute Arbeit geleistet. So erklärten sich in der letzten Zeit sieben junge Schalmeienspieler bereit, mit der Waffe in der Hand in den Reihen der NVA oder der Deutschen Grenzpolizei die Errungenschaften unseres Arbeiter- und Bauernstaates zu verteidigen. Um die alte Tradition der deutschen Arbeiterklasse weiterhin aufrecht zu erhalten und die Schalmeienkapelle Hoyerswerda weiter zu festigen, macht es sich notwendig, daß die Werktätigen von Hoyerswerda, besonders aber die Jugend, sich mit dafür einsetzen, weitere Interessenten für den Eintritt in die Schalmeienkapelle zu gewinnen.

gez.: Kurt Schiemenz     gez.: Max Wagner