Mit Pauken und Fanfaren - Traditionsmärsche der NVA (Folge 2)
Mit Pauken und Fanfaren | |
Traditionsmärsche der NVA (Folge 2) | |
Interpret: | Zentrales Orchester der NAtionalen Volksarmee |
Plattenfirma: | BARBArossa Musikverlag |
Erscheinungsdatum: | 2003 |
Typ: | CD, Album |
Katalognummer: | EdBa 01358-2 |
Labelcode (LC): | 04022 |
EAN Barcode: | 4 019774 135821 |
Beteiligt: | Cover-Design: Frank Lietz, Foto: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Lizensiert durch das Deutsche Rundfunkarchiv |
Einlegertext
Der Marsch in der Militärmusik
Nun liegt die zweite Folge von Märschen der NVA vor. Eine Auswahl aus dem Bereich der NVA-Militärmusik. Diese Kompositionen sind es wert, den Interessenten zugänglich zu bleiben, demonstrieren sie doch einen wertvollen Teil der Militärmusikgeschichte.
Der Marsch als eine der historischen Grundarten bläserischen Musizierens war immer eng mit dem Militär verbunden und hatte darüber hinaus nicht unwesentlichen Einfluß auf die gesamte Blasmusikentwicklung. Ausgehend von den Ursprüngen (Signale, Trommelrhythmus) und den ersten Anfängen der Marschmusik / Musik zum Marschieren hatten sich im Verlauf der Zeit die verschiedensten Marschformen herausgebildet und abhängig von der allgemeinen Musikentwicklung und den Strukturen des Militärs weiter verändert. (Es wird hier nur auf die Entwicklung in den deutschen Ländern eingegangen.)
Durch die Aufstellung stehender Heere im 17. Jahrhundert und der Bildung spezieller Waffengattungen entstanden dann deren typischen Besonderheiten angepaßte Märsche. Dazu zählen die Gruppen der Infanteriemärsche (Fußtruppen, Harmoniebesetzung) mit dem Straßenmarsch und dem Parademarsch (Defiliermarsch), dem Präsentiermarsch, dem Sturmmarsch (Avanciermarsch), dem Dupliermarsch (Deployiermarsch), die Reitermärsche (Kavallerie/Artillerie, Blechbesetzung) mit dem Schrittmarsch (Parademarsch im Schritt, meist 4/4 Takt), dem Trabmarsch (meist 2/4 oder alla breve Takt), dem Galoppmarsch (meist 6/8 Takt), die Jägermärsche (Hornbesetzung), die Märsche der Spielleute, die speziellen Fanfarenmärsche (Fanfaren und Pauken) und auch die Trauermärsche.
Das Tempo der Märsche (Schrittmaß) unterlag vor allem bei den Fußtruppen im Laufe der Zeit Veränderungen, bedingt durch Struktur, Ausrüstung und Bewaffnung. Die Landsknechtshaufen (Söldnertruppen) zogen noch im 16./17. Jahrhundert beim Spiel von Querpfeife und Trommel mit ca. 60 - 66 Schritt pro Minute ins Feld. Durch die Aufstellung stehender Heere verbesserte sich die Disziplin und die zum Marschieren gespielte Musik bekam eine höhere Wertigkeit. Die Einführung des Gleichschritts im 18. Jahrhundert in Preußen durch König Friedrich Wilhelm I., dem „Soldatenkönig“ (1688 - 1740), auf Betreiben des Generalfeldmarschalls Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau (1676 bis 1747), wirkte sich belebend auf das Marschtempo aus und wurde schnell von anderen deutschen Staaten übernommen.
Das Schrittmaß erhöhte sich mit geringen Abweichungen in den einzelnen deutschen Staaten auf 72 - 80 Schritt/min. Maßstab war dabei immer der Marsch bei Paraden/Defilees. Dieses Tempo war allgemein bis 1812 üblich. In Sachsen wurde allerdings schon 1804 durch das „Neuverbesserte Exerzierreglement für die Infanterie“ das Tempo auf 90 Schritt/min erhöht.
Preußen legte dann 1812 per Exerzierreglement zwei Schrittmaße fest, die sich deutschlandweit durchsetzten: den Ordinairschritt mit 75 Schritt/min und den Geschwindschritt mit 108 Schritt/min.
Später wurde durch Allerhöchste Kabinetts-Ordre (AKO) vom 16.04.1828 der langsame Ordinairschritt als Straßen- und Parademarsch ganz abgeschafft. Weitere Ordres wiesen dann im Jahr 1847 die Erhöhung des Marschtempos (Geschwindschritt) von 108 Schritt auf 112 Schritt/min und 1888 auf 144 Schritt/min an.
Diese Schrittmaße/Marschtempi verbreiteten sich auch wieder auf die anderen deutschen Länder oder hatten sich dort bereits (z. B. Sachsen) selbständig entwickelt. Die Zivilblaskapellen übernahmen diese Tempofestlegungen vom Militär, so daß sich insgesamt ein einheitliches Marschtempo, mit regionalen Schwankungen, durchgesetzt hatte.
Bei den Reitermärschen der Kavallerie hat sich bei den drei Grundtypen (Schritt, Trab, Galopp) im Unterschied zu den Fußtruppen im Tempo während des Entwicklungsverlaufs kaum etwas verändert. Ausschlaggebend für die Tempi blieb das überaus sensible Rhythmusempfinden der Pferde in den für sie typischen Gangarten. Die hohe Zeit der Reitermärsche ging 1945 mit der Auflösung der letzten Trompeterkorps der berittenen Truppen zu Ende.
Ausgangs des 17. Jahrhunderts fand der Marsch auch Eingang in die sogenannte Kunstmusik, z. B. als Huldigungsmarsch, Triumphmarsch, Marcia funebre usw. in Sinfonik und Oper. Das wurde begünstigt durch Übernahme von Elementen und Instrumenten (Schlagzeug) der Janitscharenmusik, der „türkischen Musik“, in die Militärkapellen. 1719 gründete August der Starke in Sachsen die erste Janitscharenkapelle Deutschlands in einer Besetzung von 27 Musikern.
Mit der Erfindung der Ventile der Blechblasinstrumente und der Verbesserung der Klappensysteme der Holzblasinstrumente im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts begann die Blütezeit der deutschen Militärmusik, und damit ein neues Kapitel der Weiterentwicklung des Marsches.
Die Besetzungen der Militärorchester erweiterten sich, die melodischen und harmonischen Strukturen der Märsche wurden anspruchsvoller, zu dem anfänglich meist zweiteiligen formalen Aufbau kam als dritter Teil ein Trio, das oft auch wieder zweiteilig gestaltet war. Mit der immer spezieller werdenden Technisierung und Motorisierung des Militärs änderte sich auch die Bedeutung des Marsches als Musik zum Marschieren, als Marschmusik. Er fand nun auch einen ihm gebührenden Platz in den Konzertprogrammen der Militärorchester.
In der NVA gehörte der Marsch in all seinen vielfältigen Formen ebenfalls fest zum breitgefächerten Repertoire der Musikkorps. Da nur bei Zeremoniells noch relativ kurze Marschstrecken zu Fuß für die Musikkorps üblich waren, hatte der Straßenmarsch nicht mehr ganz die Dominanz wie in seinen früheren Entwicklungsstufen. Seine charakteristische Stellung in der Militärmusik hat er deshalb aber nicht verloren.
In den Konzerten der NVA-Musikkorps behauptete sich der Marsch von Anfang an, war einfach Bestandteil jeder militärmusikalischen Veranstaltung. Verpflichtendes Anliegen war dabei die Pflege historischen, traditionellen Marschgutes. Zunehmend wurden jedoch auch neue, speziell für die NVA geschriebene Märsche in die Programme aufgenommen. Viele dieser neuen Marschkompositionen hatten ausgesprochen konzertanten Charakter, wiesen oft freie strukturelle Formen auf. Die Instrumentation entsprach dem transparenten Klangbild eines modernen homogenen Blasorchesters. Beliebt wurden wieder Liedermärsche mit bekannten Soldaten - oder Volksliedern im Trio. Viele dieser neuen Marschkompositionen fanden auch beim Publikum gleich Anklang und setzten sich durch.
Als Straßenmärsche wurden zentral für alle Musikkorps zehn Pflichtmärsche festgelegt, die auswendig gespielt werden mußten. Darunter „Laridah“ von Max Hempel, „Jubelklänge“ von Ernst Uebel, „Straßenmarsch Nr. 1“ von Willy Schade, „Parademarsch Nr. 1“ von Heinz Schulz. Bei den jährlichen Oktoberparaden in Berlin wurde außerdem noch der „Parademarsch Nr. 1“ von Julius Möllendorf gespielt.
Da jede der Teilstreitkräfte der NVA als führenden repräsentativen Klangkörper ein Stabsmusikkorps hatte, werden auf dieser CD Aufnahmen dieser Orchester vorgestellt. Selbstverständlich ist auch das Zentrale Orchester als prominentester Klangkörper vertreten. Das breite Spektrum der Märsche der Militärmusik der NVA demonstriert zugleich die Leistungsfähigkeit und das hohe künstlerische Niveau der Militärorchester der NVA.
MD Werner Kunath (im Herbst 2003, Leipzig)
Titelliste
Track | Titel | Komponist | Interpret | Zeit |
---|---|---|---|---|
1 | Parademarsch Nr. 1 | Heinz Schulz, arr. Gerhard Baumann | Zentrales Orchester der NVA
Oberst GMD Gerhard Baumann |
1:38 |
2 | Marsch der Junggardisten | Alexander Danilow | Zentrales Orchester der NVA
Oberst GMD Gerhard Baumann |
3:07 |
3 | Mit Pauken und Fanfaren | Siegfried Bethmann | Zentrales Orchester der NVA
Oberst GMD Gerhard Baumann |
2:27 |
4 | Fliegerfanfare | Willy Schade | Stabsmusikkorps der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung
Major Wolfgang Leder |
2:09 |
5 | Präsentiermarsch der Luftverteidigung | Siegfried Witzmann | Stabsmusikkorps der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung
Hauptmann Siegfried Witzmann |
1:43 |
6 | Jubelklänge | Ernst Uebel | Stabsmusikkorps der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung
Oberstleutnant GMD Horst Hoffmannbeck |
3:56 |
7 | Fanfarengruß | Willy Schade | Zentrales Orchester der NVA
Oberst GMD Gerhard Baumann |
3:35 |
8 | Festfanfaren | Ernst Uebel, arr. Ernst Rembach | Zentrales Orchester der NVA
Oberst GMD Gerhard Baumann |
3:18 |
9 | Alle Leinen los | Ludwig Schmidt, arr. Werner Reimer | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:52 |
10 | Blaue Jungens, euch gehört die See | Walter Schaller | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:44 |
11 | Präsentiermarsch der Volksmarine | Ludwig Schmidt | Stabsmusikkorps der Volksmarine
Kapitän zur See MD Ludwig Schmidt |
2:09 |
12 | Marsch der Mot-Schützen | Egon Spangenberg | Zentrales Orchester der NVA
Oberst GMD Gerhard Baumann |
2:02 |
13 | Die Welt ist so schön | Oskar Jünger | Zentrales Orchester der NVA
Oberst GMD Gerhard Baumann |
2:50 |
14 | Tritt gefaßt | Siegfried Bethmann | Stabsmusikkorps der Landstreitkräfte
Oberstleutnant MD Werner Kunath |
2:26 |
15 | Marsch der Grenztruppen | Heinz Schulz | Stabsmusikkorps der Grenztruppen
Oberstleutnant GMD Hans-Jürgen Rohland |
2:36 |
16 | Grenzwacht | Willy Schade, arr. Ernst Rembach | Stabsmusikkorps der Grenztruppen
Oberstleutnant GMD Hans-Jürgen Rohland |
2:44 |