Gerhard Müller
Gerhard wurde am 22.09.1952 in Lutherstadt Eisleben geboren. Seine Eltern verzogen beruflich nach Halle (Saale), dort wurde er als Kind in die Polytechnische Oberschule Weidenplan eingeschult, in der er bis zum Abschluss der 10. Klasse lernte.
1961 wurde auf Initiative des Stadtvorstandes Halle des Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR an fünf Schulen der Stadt mit dem Aufbau von Nachwuchsspielmannszügen begonnen. Dazu gehörte auch die Weidenplanschule. Gerhard war mit mehreren Klassenkameraden Feuer und Flamme, ihnen gefiel diese Musik und sie meldeten sich an.
Es wurde ein Stadtspielmannszug gegründet, der insgesamt 150 Kinder umfasste. Mit ihm gab es einige Auftritte zu Veranstaltungen in der Stadt. Leider löste sich dieser Spielmannszug bald auf. Es blieben nur in der Weidenplanschule und in der Frohe-Zukunft Schule die Spielmannszüge aktiv.
1965 wurden sie als Sektion in die Sportgemeinschaft Dynamo Halle aufgenommen. Ihre damaligen Förderer und Übungsleiter, die einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Gerhard hatten, waren Werner Dlubek und Gerhard Rissel. Gerhard Müller war sehr ehrgeizig und lernte fleißig das Flötenspiel und Blasen des Signalhorns. Bald setzte er sich mit seinem Leistungsniveau von seinen gleichaltrigen Freunden ab. Mit 14 Jahren besuchte er mehrere Übungsleiterlehrgänge erfolgreich. Da er aber das Mindestalter von 16 Jahren nicht hatte, konnte ihm keine Lizenz ausgestellt werden. Er war in diesen jungen Jahren schon als Übungsleiter aktiv und hatte eigene Übungsgruppen. Es gab auch erste Versuche von ihm Musiktitel für die Spielmannszugmusik zu arrangieren. Dieser Lernprozess, als Autodidakt sich umfassende musikalische Kenntnisse anzueignen, kennzeichnete seinen gesamten weiteren Lebensweg.
Der Spielmannszug Dynamo Halle etablierte sich in der Spielleutebewegung des DDR-Sports zu einem der führenden Klangkörper. Sie gewannen bei Wettkämpfen sowohl im Nachwuchs als auch im Erwachsenenbereich mehrfach DDR-Meister und Vizemeistertitel. An diesen Erfolgen hatte Gerhard Müller als künstlerischer Leiter den entscheidenden Anteil.
Mittlerweile ist man auf diesen jungen „Senkrechtstarter“ auch auf zentraler Ebene der Spielleutemusik im DTSB aufmerksam geworden. Der damalige Haupttechniker des Sektors Spielleute, Günter Bodenstein (Bohne), reichte seine Kündigung ein. Ihm wurde die Übernahme des Spielmannszuges des Stabsmusikkorps des Wachregiments der NVA in Berlin übertragen. Sowohl das ehrenamtliche Gremium, die Zentrale Spielleutekommission, als auch der Sektorenleiter, Bernd Schenke, entschieden sich für Gerhard Müller als Nachfolger. Er war mit 18 Jahren der mit Abstand jüngste Mitarbeiter im DTSB-Bundesvorstand in Berlin. Als zentrale Aufgabe stand für ihn die Vorbereitung und Durchführung der Musikschau der Spielleute des DTSB der DDR zu den X. Weltfestspielen der Jugend in Berlin 1973 mit 2.500 Musikanten. Ihm wurde ein außergewöhnliches Engagement bescheinigt. Er war unermüdlich, besuchte Vereine zur Einstudierung der Musik, leitete in allen 12 Bezirken Musikproben und diverse Trainingslager. Seine musikalischen und gestalterischen Fähigkeiten flossen in die Planung und Durchführung dieser Großveranstaltung mit ein und führten sie zu einem großen Erfolg.
1974 endete seine hauptamtliche Tätigkeit im Sektor Spielleute und er begann wieder als Gießereifacharbeiter in Halle zu arbeiten.
Aber seine Leidenschaft für die Spielleutemusik führte er ununterbrochen fort.
Seinen Spielmannszug in Halle leitete er erfolgreich weiter und war auch im Bezirksfachausschuss Halle in der Übungsleiter- Aus- und Weiterbildung aktiv. Vielen Vereinen half er bei der Einstudierung von Titeln.
Im Lauf der Jahre entwickelte sich Gerhard zum führenden Arrangeur für Spielmannsmusik in der DDR und damit nachfolgend in Ostdeutschland.
Nach der politischen Wende unterstützte er die ostdeutschen Spielleutevorstände, insbesondere in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Er stellte für sie unentgeltlich von ihm arrangierte Titel für die Pflichtmusik zur Verfügung. Viele Spielmannszüge bestellten bei ihm für regionale und überregionale Wettkämpfe bzw. Wettbewerbe Kürtitel. Er ist der mit Abstand meistgespielte Arrangeur der Spielleutemusik in Ostdeutschland, von Kap Arkona bis zum Fichtelberg.
Sein Notenarchiv mit über 180 von ihm arrangierte Titeln übergab er zur weiteren Nutzung und Verwaltung seinem Technischen Komitee Spielleute in Sachsen-Anhalt.
Die Neustruktuierung der Spielleutebewegung nach 1990 in seinem Heimatland Sachsen-Anhalt wurde von ihm entscheidend mit geprägt. Er war mehr als 20 Jahre Landesmusikwart. Aus seiner Feder stammen die Wettkampfordnungen sowohl für die Landesmeisterschaften in Sachsen-Anhalt als auch für die Deutschen Meisterschaften der Sportspielmannszüge. Die Übungsleiterlehrgänge in Sachsen-Anhalt und Sachsen wurden durch seinen Unterricht geprägt.
Bei sehr vielen Wettkämpfen und Wettbewerben der Spielleutemusiker war er als Wertungsrichter eingesetzt. Er leitete für die ostdeutschen Landesverbände die Arbeitsgruppe Einstufung für Spielmannsmusik.
Gerhard Müller hat sich bleibende Verdienste für die Spielleute in Sachsen-Anhalt in Sachsen und darüber hinaus in der ehemaligen DDR und Ostdeutschland erworben. Sein Name ist für uns Verpflichtung für unsere weitere Tätigkeit.
Wenige Monate vor seinem 69. Geburtstag ist er im Krankenhaus Halle Dölau seiner schweren Erkrankung erlegen und für immer eingeschlafen.[1]
Veröffentlichungen
- Ausbildungs-ABC für Spielmannszüge (im Autorenkollektiv)
Kompositionen
- Hoch Halle (Arrangeur)
- Turnertreue