Der Tambour/Ausgabe 1990 11

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23. Jahrgang, Nov./Dez. 1990

Scan der Original-Ausgabe als PDF

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Letzter Akt in Vatterode:

Etwas Wehmut und große Hoffnungen

■ Außerordentlicher Verbandstag beschloß die Auflösung des Musik- und Spielleuteverbandes im DTSB

■ Legislative nun beim Bundesausschuß für das Fachgebiet Musik- und Spielmannswesen im DTB

An gleicher Stätte, wo zu Beginn dieses Jahres die Dokumente für die perspektivische Tätigkeit im damals noch zu wählenden MSV heiß diskutiert und dennoch auf einen positiven Nenner gebracht wurden, fand Anfang November — also neun Monate später — eine erwartungsvolle Zukunftsvision ihr Ende. Vatterode war Tagungsstätte des letzten Verbandstages des MSV im DTSB.

Den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen folgend, ist nun auch die Spielleutebewegung aus Ost und West vereint. Dazu war es notwendig, einen außerordentlichen Verbandstag einzuberufen, der am 10. November 1990 stattfand.

Eine intensive Arbeitsetappe

Präsident Peter Ahlborn gab vor den Delegierten aller fünf Landesfachverbände und den Vertretern des Bundesausschusses für das Fachgebiet Musik- und Spielmannswesen im DTB, Bernhard LOTT — Bundesfachwart — und Wilhelm WATERMANN — Stellvertreter des Bundesfachwartes —, einen Bericht zur Tätigkeit des gewählten Präsidiums seit dem 28. April dieses Jahres. Er verwies auf die erfolgreiche Durchführung der regionalen und zentralen Wettkämpfe sowie auf den Höhepunkt Deutsches Turnfest in Bochum/Dortmund und auf die keineswegs einfachen und weniger umfangreichen Spitzengespräche auf dem Weg zur Fusionierung der Turnermusiker.

Ordnungsmäßigkeit war gegeben

Frank Mierisch gab den Bericht der Revisionskommission und konnte nach einer abschließenden Prüfung Ende Oktober im Generalsekretariat des Verbandes bestätigen, daß die erforderliche Ordnungsmäßigkeit in allen Belangen gegeben war.

Auflösungsantrag

Als Präsident des MSV unterbreitete Peter Ahlborn den Delegierten den Antrag, den Musik-

Fortsetzung auf Seite 2

INTERVIEW

Mit dem Bundesfachwart für Musik- und Spielmannswesen im DTB, BERNHARD LOTT (unser Bild), sprach die Redaktion „der tambour“ in Hannover und informierte sich über die künftigen Gemeinsamkeiten der Spielleute aus Ost und West unter dem gemeinsamem Dach Deutscher Turner-Bund (Lesen Sie dazu auf Seite 2.)

„TURNERMUSIKER“

heißt das Organ des Fachgebietes Musik- und Spielmannswesen im DTB, das ab Januar 1991 für die Vereine des ehemaligen MSV verbindliche Informationsquelle ist. Der „Turnermusiker“ erscheint im Zweimonaterhythmus, ist das Sprachrohr des Bundesfachausschusses und die Tribüne eines vielseitig möglichen Erfahrungsaustausches. Bestellungen können ab sofort beim zuständigen Redakteur, Wilhelm Watermann, in Bad Gandersheim, W - 3353, Clusgasse 11, vorgenommen werden. Dorthin sind auch Beiträge für die Zeitschrift zu schicken.

Kurz notiert

37 Jahre im Zeitraffer

Eine zusammenfassende Übersicht zur Entwicklung der Spielleutebewegung im DS/DTSB seit 1953 bis zur Fusion mit dem Deutschen Turner-Bund und der Zugehörigkeit zum Fachgebiet Musik- und Spielmannswesen des DTB vermittelt die vorliegende letzte Ausgabe „der tambour“ auf den Seiten 5 bis 9.

Von der Gründung bis zur Einstellung

Nach 23 Jahren, in denen rund 250 Ausgaben entstanden, stellt „der tambour“ sein Erscheinen ein. Die Gründe dafür sind hinreichend bekanntgemacht (auch in dieser Ausgabe).

Als Begründer des Fachorgans der Spielleute des DTSB, im Herbst 1967, war es mir vergönnt, seit der 1. Ausgabe bis zur Einstellung — mit einer aufgezwungenen Unterbrechung zwischen 1977 und 1985 — als Verantwortlicher Redakteur tätig zu sein. Ich habe in diesen Jahren aus den Vereinen, von einzelnen Spielleuten und Funktionären mehr oder minder umfangreiche Unterstützung erhalten. Erst dadurch war es möglich, den „tambour“ aktuell, informativ, interessant und spielmannsnah zu gestalten. Deshalb ist es mir ein echtes Bedürfnis, allen zu danken, die mit mir für unseren „tambour“ tätig Waren. Bernd Schenke

Mandat und Verantwortung

Der außerordentliche Verbandstag des MSV im DTSB hat gemäß der Entscheidung des Präsidiums des DTB die 5 Vertreter gewählt, die in den BUNDESAUSSCHUSS des Fachgebietes Musik- und Spielmannswesen des DTB kooptiert werden. Sie sind die Interessenvertreter der Spielleute der fünf Landesfachverbände im Östlichen Teil Deutschlands und gleichzeitig mitverantwortlich für das rasche Zusammenwachsen der Spielleute im DTB der BR Deutschland.

Gewählt wurden Mario BIELIG, Dieter FRACKOWIAK, Uwe KLEIN, Helmut MEY und Lutz THIELE.

Die Mehrzahl der bisherigen Präsidiumsmitglieder (unter ihnen Lothar Noltin, Bernd Schenke, Gerd Schreiber) stellten sich nicht wieder zur Wahl.

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Das Gebot der Stunde:

Gegenseitiges Respektieren — gemeinsames Handeln

Sportfreund BERNHARD LOTT, Bundesfachwart für Musik- und Spielmannswesen im Deutschen Turner-Bund ist das zukünftige „Oberhaupt“ auch für die Spielleute des ehemaligen MSV.

Am Rande des Deutschen Turntages 1990 in Hannover sprach „der tambour“ mit dem Funktionär und auch Aktiven, der Posaunist in einem Blasorchester des DTB ist.

„der tambour“: „Ist das Fachgebiet Musik- und Spielmannswesen des DTB auf die Übernahme der 17 000 Spielleute aus dem MSV vorbereitet und welche Erwartungen verknüpft der Bundesfachwart mit dieser Vereinigung?“

B. Lott: „Für eine langfristige und kontinuierliche Vorbereitung auf diesen Zusammenschluß war eigentlich auf beiden Seiten kaum Zeit. Die Ereignisse haben sich im Zuge der politischen Entwicklung auch auf unserem Gebiet überrollt. Denn noch zum Turnfest in Bochum/Dortmund war nicht an eine solche rasche Veränderung zu denken. Gleichwohl, nun ist die Einigkeit vollzogen und wir sind unter dem Dach des DTB vereint.

Ich hoffe und erwarte, daß sich möglichst schnell alle Vereine des MSV in den Landesfachverbänden zusammenschließen und danach ihrem Landesturnverband beitreten. Darüber hinaus wünsche ich mir ein Zusammenwachsen mit dem nötigen Augenmaß im musikalischen Bereich, damit es uns in einigen Jahren gelingen möge, auch nach außen das Bild eines einheitlichen, homogenen Verbandes zu vermitteln. Mir liegt aber auch daran, daß die beiderseits unterschiedlich verlaufene Entwicklung respektiert wird und die notwendige Bereitschaft zur Anpassung vorhanden ist.

„der tambour“: „Ausgehend von Ihren Darlegungen stellt sich die Frage nach den unmittel- und mittelbaren Aufgaben der vereinten Spielleutebewegung im DTB?“

B. Lott: „Zunächst wird es Aufgabe der Führungskräfte sein, eine mittelfristige Perspektivplanung zu entwikkeln, die die Weichen für das Zusammenwachsen stellt. Außerdem scheint mir wichtig zu sein, daß sich die Sportfreunde des MSV recht schnell aklimatisieren. Sie sollen durch das Angebot von Seminaren und Lehrgängen nicht nur die Bundesmusikschule, sondern auch die Strukturen des DTB kennenlernen. Ferner hoffe ich, daß sich auf Vereinsebene möglichst rasch Partnerschaften entwickeln, die an diesen Prozessen aktiv mitwirken.

Auch die gegenseitige Teilnahme an Veranstaltungen der Landesturnverbände oder Vereine, auf breiter Basis praktiziert, hilft beim besseren Verstehen.“

„der tambour“: „Worin sehen Sie die nächsten Höhepunkte der Spielleute des DTB und welche Rolle werden dabei die Musiker aus den fünf neuen Bundesländern übernehmen?“

B. Lott: „Auf Bundesebene sind für uns die alle vier Jahre stattfindenden Deutschen Turnfeste die absoluten Höhepunkte. Das nächste Fest steht 1994 in Hamburg an. Anfang kommenden Jahres beginnen dafür die organisatorischen Vorbereitungen. Welche Konzeption und konkrete Aufgabenstellung sich im einzelnen ergeben wird, kann ich noch nicht im Detail sagen. Da sich aber in Dortmund unser Konzept bewährt hat, werden wir darauf aufbauen. Dabei sind natürlich die Erfahrungen und Ideen der MSV-Spielleute gefragt. Wir sind offen für interessante und neue Gedanken.

Zwischen den Deutschen Turnfesten veranstalten die Landesturnverbände — auch im Abstand von vier Jahren — ihre Landesturnfeste. Hier wird es zukünftig Aufgabe der Spielleute in Mecklenburg/Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sein, die musikalische Umrahmung zu sichern.“

„der tambour“: „Sportfreund Lott, kann man schon jetzt etwas zu personellen Entscheidungen sagen. Wir meinen damit Funktionäre des ehemaligen MSV, die in Leitungsgremien Ihres Verantwortungsbereiches mitwirken?“

B. Lott: „Der Bundesfachausschuß für Musik- und Spielmannswesen des DTB wurde im März 1990 gewählt. Die Wahlperiode beträgt an sich vier Jahre, wurde aber aufgrund des Zusammenschlusses auf Beschluß des Deutschen Turntages in Hannover einmalig auf zwei Jahre begrenzt. Nach dieser Zeit, also 1992, wird erstmals ein gesamtdeutscher Bundesfachwart für unser Fachgebiet gewählt. Für die Übergangsperiode werden wir den Bundesfachausschuß um fünf Personen erweitern. Der außerordentliche Verbandstag des MSV hat am 10. 11. 1990 die Sportreunde Mario Bielig (Sachsen), Dieter Frackowiak, (Brandenburg), Uwe Klein (Sachsen-Anhalt), Helmut Mey (Thüringen) und Lutz Thiele (Mecklenburg/Vorpommern) gewählt. Damit sollte eine ausreichende personelle und Interessenvertretung gesichert sein. Darüber hinaus erscheint es mir wichtig, daß in den Landesverbänden für Musik- und Spielmannswesen aktionsfähige Leitungsgremien vorhanden sind, um die Arbeit an der Basis mit einem hohen Anspruch zu realisieren.

Ich bin sicher, daß die Spielleute des DTB ein zuverlässiger und leistungsstarker Partner in unserem geeinten Vaterland sein werden.“

Etwas Wehmut . . .

Fortsetzung von Seite 1

und Spielleuteverband im DTSB mit sofortiger Wirkung aufzulösen. Zur Begründung führte er u. a. die Auflösung der Dachorganisation DTSB in diesem Jahr und die Beschlüsse des Deutschen Turntages 1990 an.

Die Delegierten stimmten dem Antrag zu. Damit waren das Präsidium entlastet und der Verband aufgelöst.

Erster Auftritt des neuen Chefs

Bernhard LOTT, als Bundesfachwart des Fachgebietes Musik- und Spielmannswesen im DTB, ist der neue „Chef“ aller Turnermusiker in der BR Deutschland. In dieser Eigenschaft sprach er anschließend zu den Delegierten. Er verwies auf die künftigen Gemeinsamkeiten, das notwendige rasche Zusammenwachsen aller Spielleute und legte die wichtigsten Aufgaben der kommenden Monate dar.

In der sich anschließenden Aussprache nahmen die Delegierten Gelegenheit, sie speziell interessierende Fragen zu erörtern und zu den Vorstellungen des Bundesausschusses Stellung zu nehmen. Es wurde vereinbart, recht bald mit den Funktionären der Vereine Seminare durchzuführen, um sie mit den neuen verwaltungstechnischen Aufgaben vertrautzumachen.

Letzte Präsidiumstagung

Das Präsidium des MSV im DTSB führte am 6. Oktober 1990 an der Bundesmusikschule in Bad Gandersheim seine letzte Tagung durch.

Auf der Tagesordnung standen:

  • Auswertung des Deutschen Turntages 1990 in Hannover und die aus den gefaßten Beschlüssen resultierenden Aufgaben für das Fachgebiet Musik- und Spielmannswesen im DTB.
  • Erstattung des Situationsberichtes der Präsidiumsverantwortlichen zur Bildung der Landesfachverbände des MSV.
  • Vorbereitung des außerordentlichen Verbandstages zur Auflösung des MSV im DTSB am 10. November 1990 in Vatterode.
  • Aufteilung des Restvermögens des MSV im DTSB auf die Landesfachverbände des MSV.

Nach Abschluß der Präsidiumstagung fand die erste und einzige gemeinsame Beratung des Bundesausschusses für das Musik- und Spielmannswesen im DTB mit dem Präsidium de MSV im DTSB statt. Mittelpunkt der mehrstündigen Aussprache war ein gemeinsames Positionspapier, in dem wichtige Forderungen gegenüber dem Präsidium des DTB im Interesse der zukünftigen anspruchsvollen gemeinsamen Tätigkeit formuliert sind.

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Landesverbände vorgestellt

Die Bildung der eigenständigen Landesverbände für „Musik- und Spielmannswesen“ und die Auflösung des „Musik- und Spielleuteverbandes im DTSB“ waren die letzten spektakulären Aktionen in einer fast drei Jahrzehnte währenden Tätigkeit der Spielleute des Sport im östlichen Deutschland.

Damit alle Vereine für die Zukunft informiert sind, wollen wir auf dieser Seite die Landesverbände und die verantwortlichen Funktionäre vorstellen. Denn wer weiß, wann die nächste spezifische Publikation dieser Art möglich wird.

BRANDENBURG

„LANDESVERBAND FÜR DAS MUSIK- UND SPIELLEUTEWESEN BERLIN/BRANDENBURG E. V.“

Zusammenschluß der ehemaligen BFA-Spielleute Berlin, Cottbus, Frankfurt/Oder und Potsdam.

Vorsitzender

Fritz Hollmeyer — Lübbenau

Stellvertreter

Andreas Küsel — Strausberg

Andreas Weber — Berlin

Wolfgang Dreger — Golzow

Schatzmeister

Detlef Konrad — Frankf./O.

Jugendfachwart

Bodo Rieck — Lübbenau

SACHSEN

„LANDES-MUSIK- UND SPIELLEUTEVERBAND SACHSEN E. V.“

Zusammenschluß der ehemaligen BFA-Spielleute Dresden, Chemnitz und Leipzig.

Präsident

Gottfrid Hesse — Radeberg

Vizepräsidenten

Mario Bielig — Freital

Hans Ullmann — Zwickau

Werner Beyer — Wurzen

Schatzmeister

Michael Freitag — Radeberg

Jugendfachwart

Thomas Schulze — Bischofswerda

THÜRINGEN

„FACHGEBIET MUSIK- UND SPIELMANNSWESEN beim Thüringer Turnerverband e. V.“

Zusammenschluß der ehemaligen BFA-Spielleute Erfurt, Gera und Suhl.

Landesfachwart

Egon Herrmann — Mühlhausen

Landesjugendfachwart

Uli Wiedenroth — Mühlhausen

SACHSEN-ANHALT

MUSIK- UND SPIELLEUTEVERBAND SACHSEN-ANHALT E. V. im Landessportbund

Zusammenschluß der ehemaligen BFA-Spielleute Halle und Magdeburg.

Vorsitzender

Uwe Klein — Hasselfelde

Stellvertreter

Peter Ahlborn — Ziegelrode

Klaus-Dieter Rieche — Hasselfelde

MECKLENBURG/VORPOMMERN

FACHGEBIET MUSIK- UND SPIELMANNSWESEN im Landesturnverband Mecklenburg/Vorpommern

Zusammenschluß der ehemaligen BFA-Spielleute Neubrandenburg, Rostock und Schwerin.

Vorsitzender

Gerhard Oettle — Parchim

Stellvertreter

Klaus Asmus — Neubrandenburg

Fred Eschert — Wittenberge


Ein Brief aus Graz

Mit einem prominenten Absender

Im Oktober erreichte uns ein Brief besonderer Art. Herr EDGAR GSCHLAD, Bundeswart für Spielmannswesen im Österreichischen Turnerbund, war der Absender. Mit herzlichen Worten hieß er die Spielleute der neuen deutschen Bundesländer als neue Freunde im Kreise des österreichischen Fachgebietes willkommen und äußerte die Erwartung, daß möglichst viele Vereine 1991 als Gast beim Bundesturnfest in Graz sein mögen. (Wir berichteten in „tambour“ 10/90 über das Treffen.) Dem Brief war ein ausführlicher Bericht zur Entwicklung des Spielmannswesens im ÖTB beigefügt, den wir leider nicht veröffentlichen können. Wir übergeben die Zeilen der Redaktion „Turnermusiker“ und hoffen, daß dort ein Abdruck möglich wird.

Unser Bild, das Edgar Gschladt mitschickte, zeigt 600 Spielleute beim Bundesspielmannszugtreffen 1989 in Bad Hall/Oberösterreich.

Mit vier Pokalen geehrt

Das Blasorchester von CHEMIE LEUNA HALLE-NEUSTADT kehrte von einer überaus erfolgreichen Reise aus Fränkisch-Crumbach zurück. Das Orchester hatte im Verein mit 41 weiteren Klangkörpern aus sechs Ländern am größten Musikfest Süddeutschlands teilgenommen und sich dabei mehr als achtbar geschlagen.

Spielmanns- und Fanfarenzüge sowie Blasorchester wurden im Wettbewerb nach den gleichen Kriterien wie Intonation, Rhythmik und Zusammenspiel, Dynamik und Klangausgleich, Tonkultur, Phrasierung und Artikulation sowie dem Gesamteindruck bewertet.

Zwei Wertungstitel, einer im Stand, einer in der Bewegung erhielten von 2 Kampfrichtern die entsprechende Bewertung — ihnen standen für jede Sparte 10 Punkte zur Wertung zur Verfügung.

Von maximal erreichbaren 360 Gesamtpunkten erspielten sich die Schützlinge von Wolfgang Töpfer 352,4, womit sie in der Klassenwertung Blasorchester den 2. und in der Wertung aller Orchester/Klangkörper den 4. Platz erkämpften. Ein toller Erfolg, der noch verstärkt wird, weil das Orchester den Pokal für den Tagessieger in der Jugendklasse, den Pokal für den Tagesbesten in der Marschbewertung, den Pokal für den Dirigentenpreis und den Pokal 2.-Klasse-Preis überreicht bekam.

Herzlichen Glückwunsch von hier aus nach Halle und weiter so.


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UNSER ANGEBOT AN VEREINE, CHOÖRE, KIRCHENGEMEINDEN, SCHULEN usw.:

Trompete oder Klarinette?

Das ist doch oft die Frage, die manchem angehenden Musiker Kopfzerbrechen bereiten kann. Selbst ein talentierter und begeisterter Nachwuchsmusiker kann nicht immer im voraus sagen, welches Instrument für ihn das richtige ist. Oft stellt es sich erst nach längerer Zeit heraus, daß man sich das Musizieren auf einer Klarinette anders vorgestellt hat und man entdeckt, daß z. B. eine Trompete mehr befriedigt.

Oder soll man der altbewährten Besetzung ein B-Tenor- oder Es-Alt-Saxophon hinzufügen? Auch diese Frage kann man oft erst nach längerer Zeit, nach Erprobung der Instrumente entscheiden.

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Die Mietzeit kann bis zu 6 Monate betragen.

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Sie mieten eine Trompete, Kaufpreis DM 300,—, 4 %, von DM 300,— = DM 12,—. Für DM 12,— monatlich haben Sie für eine Zeitdauer bis zu einem halben Jahr ein Instrument zur Verfügung, ein wirklich „billiges“ Vergnügen.

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„Yamaha“ Modell 2320 mit Originalkoffer 585,— DM

„Getzen“ Modell 300/390 incl. Koffer ab 648,— DM

„Getzen“ Modell Capri incl. Koffer ab 945,— DM

Koffer für Trompete ab 68,— DM

B-Flügelhörner

„Lignatone“ und „Amati“, Kugelgelenkmaschine, Trommeldruckwerk, Klarlack 570,— DM/730,— DM

„Yamaha“ Modell 6310, Perinetventile, Goldmessing Klarlack, mit Orig. Koffer 1598,— DM

B-Tenorhörner

Fernost-Import, vertretbar gute Qualität, Klarlack, mit Koffer 578,— DM

„Lignatone“ und „Amati“, ovale Bauart, Kugelgelenkmaschine, Trommeldruckwerk Klarlack, ohne Koffer 1050,— DM/1250,— DM

„Miraphone“ je nach Ausführung ab 1850,— DM

B-Baritone

„Miraphone“ je nach Ausführung ab 2295,— DM

„Lignatone“ und „Amati“, 3 Ventile, Kugelgelenkmaschine, Trommeldruckwerk, Klarlackausführung 1298,— DM/1398,— DM

Koffer für Bariton und Tenorhorn 218,— DM

Zugposaunen

Fernost-Importe, vertretbar gute Qualität, mit Koffer 480,— DM

„Yamaha“ Modell 354, Klarlack, mit Originalkoffer 890,— DM

„Yamaha“ Modell 356 R, Quartventil, Goldmessing, Schallbecher, Klarlack, Neusilberbezug m. Koffer 1390,— DM

„Yamaha“ Mod. 646, Quartventil m. Koffer 2198,— DM

B-Tuben

„Lignatone“, Schallbecher, ø 40 cm, 3 Ventile, Klarlack 2990,— DM

„Amati/Cerveni“ Modell Arion, 4 Ventile 3950,— DM

Böhmflöten

„Trevor James“ Ganzmetall versilbert mit E-Mechanik, Etui und Tasche 595,— DM

„Yamaha“ 211 S, versilbert, E-Mechanik, Etui 790,—DM/840,— DM

B-Klarinetten

„Amati“ deutsche Griffweise, 17 Klappen, Grenadillholz 539,— DM/590,— DM

„Keilwerth Melody“ Nr. 3, 17 Klappen, Grenadillholz 785,— DM/840,— DM

„Uebel“ Modell 621, 20 Klappen, Grenadillholz mit Koffer 1195,— DM

„Keilwerth Top-Sound“, 24 Klappen, Grenadillholz 1620,— DM

Klarinettenkoffer ab 68,— DM

ES-Alt-Saxophone

„Amati“ und „Musica“ mit Koffer 990,-DM/1090,— DM

„Yamaha“ Modell YAS 23, mit Originalkoffer 1398,— DM

„Yamaha“ Modell YAS 32, mit Originalkoffer 1880,— DM

„Yamaha“ Modell YAS 62, mit Originalkoffer 2220,— DM

B-Tenor-Saxophone

„Yamaha“ YTS 23, mit Koffer 1790,— DM

„Yamaha“ YTS 32, mit Koffer 2090,— DM

„Yamaha“ YTS 62, mit Koffer 2490,— DM

„Amati“ und „Musica“, mit Koffer 1190,— DM

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MIETKAUF und VERSAND

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In der Chronik geblättert

Nach 23 Jahren Existenzkampf:

Das Ende kam schon bald nach dem Anfang

■ Die Spielleutebewegung im DTSB wie eine schlecht behütete Pflanze, die sich selbst pflegte

■ Ein jahrzehntelanges Mühen hatte nur kurzzeitigen Erfolg

■ Nun gilt es, Bewährtes ganz fest zu halten

Die beiden deutschen Staaten vereinigten sich. Die Sportorganisationen vollzogen die Zusammenführung. Der Logik folgend, schloß sich auch der erst Anfang dieses Jahres gegründete Musik- und Spielleuteverband im DTSB seinen ihm sorgsam zugeordneten Spitzenverband im DTSB — dem Deutschen Turner-Bund — an.

Damit endet die Hoffnung von einigen Tausenden speziell interessierten Laienmusikanten innerhalb des Sports, die sich eigentlich auf ihrem offiziellen Verbandstag im April 1990 eine ganze Menge für eine andere Zukurft auf ihre Fahnen geschrieben hatten.

Ein Blick in die Chronik

Im Verlauf der letzten 10 Jahre hatte sich die Spielleutebewegung im DTSB erheblich verjüngt. Die Mehrzahl der heute aktiven Mädchen und Jungen war in den Jahren des Anfangs noch nicht auf der Welt, ein großer Teil wohl gerade im Alter zwischen 6 und 10 Jahren. Von den Älteren, die ehemals an der Spitze standen, sind nur noch wenige dabei.

Deshalb sollen in der letzten Ausgabe unseres „tambour“ und im Zusammenhang mit der „Aufgabe“ der mühsam errungenen Selbständigkeit gewissermaßen im Zeitraffer die vergangenen 27 Jahre nochmals in Erinnerung gerufen werden.

Im Sächsischen kam es zur Wiedergeburt

In Leipzig und Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt) bemühen sich 1953 ehemalige Spielleute des ATB um die Wiederbelebung der Sportspielleutebewegung. Zunächst sind es 6 Klangkörper des Genres Spielmannszüge, die sich zu einem ersten Treffen in Taucha bei Leipzig vereinen.

Der Deutsche Turnverband der DDR nimmt die Sportspielleute wenig später in seinen Verantwortungsbereich auf.

Es werden die ZENTRALE KOMMISSION MUSIK- UND SPIELMANNSZÜGE für den überregionalen Bereich, in den Bezirken jeweils BEZIRKSKOMMISSIONEN MUSIK- UND SPIELMANNSZÜGE gebildet.

Nur 12 Monate später:

Die Deutschen Turn- und Sportfeste in Leipzig (ab 1954), die traditionellen Rödertaltreffen in der Lausitz und die Landsportfeste sind die vorwiegenden Betätigungsfelder der Spielleute, die zahlenmäßig — allerdings in den einzelnen Bezirken unterschiedlich — rasch wachsen.

Im Präsidium des Deutschen Turnverbandes werden die Spielleute schon recht bald durch Richard Spalteholz aus Taucha vertreten, der zwar die Funktion eines Vizepräsidenten unter Vorsitz des legendären Turnpräsidenten Erich Riedeberger bekleidet, aber kaum wirksamen Einfluß im Interesse seiner Spielleute geltend machen kann.

Die Zeit verging

1967: Im Rahmen des 5. und leider letzten Rödeltaltreffens, findet die I. DDR-Bestenermittlung der Spielmannszüge statt. Lauchhammer gewinnt die Goldmedaille vor Zeitz und Mühlhausen.

Die positive Entwicklung der Spielleutebewegung bleibt nicht verborgen. Auf der einen Seite besteht der Wunsch der Spielleute nach Selbständigkeit, andererseits fühlt sich der Deutsche Turnverband der DDR mit den wachsenden Aufgaben / Anforderungen der Spielleute überfordert.

Ein logischer Schritt folgt

Am 7. Juni 1967 kommt es zur Herauslösung der Spielleute aus dem DTV. Der Vizepräsidentenbereich Kultur des Bundesvorstandes des DTSB wird zur neuen Heimstatt der Spielleute.

Die ZENTRALE SPIELLEUTEKOMMISSION (ZSK) beim Präsidium des Bundesvorstandes des DTSB wird gebildet, die Mitglieder durch Vizepräsident Alfred Heil berufen.

Erster Vorsitzender ist Friedel Neumann, seine Stellvertreter Hans Brückner und Bernd Schenke.

Auf Vorschlag von Bernd Schenke und nach Übergabe einer konkreten Konzeption bestätigt das Präsidium des Bundesvorstandes des DTSB die Herausgabe einer spielleuteeigenen Zeitung: „der tambour“ erblickte das Licht der Welt. Bernd Schenke übernimmt neben seiner Stellvertreterfunktion in der ZSK auch die des Verantwortlichen Redakteurs.

Mühlhausen beginnt seinen Siegeszug

Mühlhausen ist im Oktober 1967 Gastgeber der 2. DDR-Bestenermittlung der Spielmannszüge. Der Lokalmatador siegt erneut vor Lauchhammer, Dritter wird überraschend Rodleben,

Erstmals wird ein Wettkampf der Spielleute des DTSB vom Fernsehen der DDR übertragen.

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Das Jahr 1968 und die erste Herausforderung

29. JUNI 1968 — Ein neuer Anfang für die Spielleute im DTSB. Mit einer eigenen Musikparade — gestaltet von 500 Mitgliedern der Spielmannszüge und den Fanfaren von Neustadt/Orla — schlägt die Stunde der selbständigen Großauftritte. Foto: B. Schenke

Die Spielleute erhalten zu Beginn des Jahres den Auftrag, anläßlich einer Jugend- und Sportschau im Stadion der Weltjugend in Berlin eine selbständige Musikparade zu gestalten. Der Auftritt von über 500 Mitgliedern aus Spielmannszügen mit dem Fanfarenzug aus Neustadt/Orla wird zu einem großartigen Erfolg vor 60 000 Zuschauern.

Das Präsidium des Bundesvorstandes des DTSB überträgt den Spielleuten im Ergebnis die Bildung eines eigenen Übungsverbandes zur Mitwirkung an der Sportschau im Rahmen des 5. Deutschen Turn- und Sportfestes 1969 in Leipzig.

Bernd Schenke, inzwischen als amt. Vorsitzender der Zentralen Spielleutekommission eingesetzt — da Friedel Neumann abberufen wurde — übernimmt die Leitung des Übungsverbandes.

Erstmals unterm Hallendach

Lauchhammer ist im Oktober 1968 Gastgeber der 3. DDR-Bestenermittlung der Spielmannszüge, kann sich revanchieren und siegt in der Senftenberger Aktivist-Sporthalle vor Mühlhausen und Zeitz.

Das Jahr 1969:

Das Präsidium des Bundesvorstandes des DTSB bestätigt einen Antrag, nachdem die Spielmannszüge ab 1970 DDR-Meisterschaften und alle anderen Genres DDR-Bestenermittlungen austragen dürfen.

Das Jahr steht allerdings ganz im Zeichen der Vorbereitung und Durchführung der Spielleute-Musikschau zum 5. Deutschen Turn- und Sportfest in Leipzig.

Vor 100 000 Zuschauern bestanden

TRADITION wurde schon immer großgeschrieben. Vor dem Lokal „Vater Jahn“ in Leipzig findet der Frühschoppen zum 60. Jubiläum der Spielleute von Stahl MEGU statt. Foto: B. Schenke

Der Auftritt der Spielleute mit 1800 Aktiven zur festlichen Eröffnung vor dem Völkerschlachtdenkmal, zur Sportschau vor 100 000 Zuschauern im Zentralstadion, beim Festzug durch Leipzig und zur feierlichen Abschlußveranstaltung werden ein voller Erfolg.

Fazit: Der Spielleutebewegung des DTSB werden 2 hauptamtliche Planstellen im Bundesvorstand des DTSB zur Verfügung gestellt, die von Bernd Schenke und Günter Bodenstein besetzt werden.

Die Zentrale Spielleutekommission wird personell umgebildet. Gerhard Rissel aus Taucha übernimmt den Vorsitz, Hans Brückner und Walter Ludwig werden Stellvertreter, Bernd Schenke Sekretär, Günter Bodenstein Verantwortlicher für die musikalisch-technische Entwicklung.

Das Jahr 1970 — Beginn einer neuen Etappe

BEZIRKSMEISTERSCHAFTEN waren Höhepunkte in den Territorien, wie hier 1973 in Zwickau, wo sich die Spielleute aus Karl-Marx-Stadt und Leipzig zur Eröffnung trafen. Foto: W. Basler

Zur Vorbereitung auf das neue Wettkampfjahr mit seinen zahlreichen Neuerungen und Erweiterungen haben erfahrene Fachleute die Wettkampfordnung überarbeitet und eine Neufassung auf den Tisch gelegt.

Die Spielleutebewegung gewinnt zunehmend an Profil. In den Bezirken stabilisieren sich die Leitungen, die Aus- und Weiterbildung von Übungsleitern und Kampfrichtern beginnt, die Bezirksmeisterschaften finden regelmäßig statt und werden zu ersten Höhepunkten der Tätigkeit in den Territorien.

Apolda erlebt die 1. DDR-Meisterschaft der Spielmannszüge, die Mühlhausen vor Lauchhammer und Zeitz als Sieger beendet.

In Potsdam nimmt der Siegeszug des einheimischen Fanfarenzuges beim Klassifizierungstur-

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nier der Fanfarenzüge seinen Anfang.

Im DTSB-Bundesvorstand entsteht der Sektor Spielleute als eigenständiger Bereich. Bernd Schenke wird Sektorenleiter, Herbert Klein der erste Künstlerische Leiter.

Wettkämpfe werden zur Leistungsstimulanz

HORNBLASEN wurde schon bei den Jüngsten gepflegt und wirkte sich später sehr nützlich auf die Leistungsfähigkeit der Spielmannszüge aus. Foto: A. Pfretzschner

Die Wettkampftätigkeit entwickelt sich zu einem der Hauptaktionsgebiete der überwiegenden Zahl der Klangkörper. Mühlhausen hat bei den Spielmannszügen mit Halle einen neuen und starken Konkurrenten bekommen; Potsdam setzt seine Siegesserie bei den Fanfarenzügen fort und bei den Schalmeienkapellen streiten Luckenau und die Maxhütte um die musikalische Vormachtstellung.

Das Jahr 1973 und danach

Das Jahr hält noch eine besondere Aufgabe bereit: Die Mitwirkung von 2500 Spielleuten im Rahmen der Sportschau zur Eröffnung der X. Weltfestspiele, zur großen Sportparade und zum Schwimmfest in Berlin. Erstmals treten Spielmanns- und Fanfarenzüge, Schalmeienkapellen und Blas-/Fanfarenorchester gemeinsam in einer Musikschau auf, und das mit großem Erfolg.

Ein schwerer Verlust

Der Vorsitzende der Zentralen Spielleutekommission Gerhard Rissel verstirbt unerwartet. Seine Funktion übernimmt Hans Brückner.

Spielleute am Scheideweg?

Seit 1970 bemühen sich verantwortliche Funktionäre der Spielleutebewegung im DTSB um einen Weg mit dem Ziel: Gründung eines eigenen Sportverbandes. Im April 1974 scheint der Erfolg greifbar nahe. Der Termin des Verbandstages zur Gründung des MSV im DTSB der DDR steht fest. Alle Vorbereitungen sind erfolgreich abgeschlossen. Doch 5 Tage vor dem Ereignis gibt es einen „Protest“ des 1. Sekretärs des Zentralrates der FDJ, Egon Krenz, beim Politbüro der SED mit dem Inhalt: Die Musikjugend der DDR kann nicht getrennt werden. Das bei der FDJ seit 1970 bestehende sog. Zentrale Musikkorps — gegründet zu großen Teilen aus Klangkörpern des Sports — ist die Ursache. Egon Krenz vertritt die Auffassung, die Selbständigkeit der DTSB-Spielleute könnte der Stellung der FDJ-Musiker Abbruch bringen. Also war die Freude umsonst.

Im Mai wird die ZSK neu berufen, Lothar Noltin Vorsitzender, Hans Brückner und Rudi Penndorf seine Stellvertreter.

Jetzt mit dem „erst recht“-Effekt

Die Bezirksmeisterschaften und zentralen Wettkämpfe gewinnen weiter an Qualität und Gesamtniveau. Die hohen Zahlen der Zuschauer — bis zu 4000 bei Bezirksmeisterschaften; bis zu 7000 bei DDR-Meisterschaften sind ein deutlicher Beweis.

Das Jahr 1975:

Die Spielleute werden als Übungsverband für die große Sportschau zum 7. Deutschen Turn- und Sportfest 1977 in Leipzig nominiert und haben einen Auftritt mit nahezu 3500 Aktiven vorzubereiten.

Mitten in den Vorbereitungen wird Ende 1976 Bernd Schenke binnen 3 Stunden von seinen Funktionen durch DTSB-Präsident Manfred Ewald abberufen, da er die „Spielregeln des hohen Hauses verletzt“ hatte.

Sektorenleiter wird Reiner Eidenschink, Künstlerischer Leiter Bodo Clauß (vorher Trompeter im Rundfunktanzorchester des Senders Leipzig). Ihm ist die positive musikalische Entwicklung der Schalmeienkapellen im Sport der DDR zu verdanken.

Ein weiterer Aufschwung

GROSSAUFTRITTE waren neben den Wettkämpfen das Salz in der Suppe und fanden stets begeisterte Zuschauer. Hier das Bezirksspielleutekorps Karl-Marx-Stadt im Zwickauer Stadion vor dem Empfang der Friedensfahrer. Foto: F. Franz

Das Turn- und Sportfest gestaltet sich zu einem einzigartigen Erfolg für die Spielleute, die mit ihrer Musikschau (Choreografie von Bernd Schenke und Rolf Lorenz, Musik von Bodo Bosecker — Trompeter am Theater in Potsdam) vor 90 000 Zuschauern mit 3500 Aktiven selbst neue Maßstäbe setzen.

Die Jahre 1978 bis 1983:

Für die Fanfarenzüge und Schalmeienkapellen gab es nun auch DDR-Meisterschaften. Potsdam — bei den Fanfaren und Maxhütte mit Zinna bei den Schalmeienkapellen — bestimmen das Spitzenniveau und erkämpfen die Titel.

Das 8. Turn- und Sportfest findet 1983 in Leipzig statt. Wieder wird es ein großer Erfolg.

Uwe Klein war inzwischen Sektorenleiter, Helmut Mey hat die Funktion des Künstlerischen Leiters übernommen.

Die Zahl der Klangkörper und damit der Spielleute steigt und erreicht etwa 15 000.

Vor dem letzten Großauftritt

Das Wettkampfsystem wird erweitert und verbessert, die Aus- und Weiterbildung der Übungsleiter und Kampfrichter sowie die Durchführung der zentralen Trainingslager für die einzelnen

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ÜBUNGSLEITERLEHRGÄNGE in der Ausbildungsstätte Rerik fanden immer eine positive Resonanz und hatten beachtliche Ergebnisse. Foto: B. Schenke
NACHWUCHSARBEIT ist der Schlüssel zum Erfolg. Das erkannten die Mühlhäuser sehr früh und begannen zunächst mit einem Jugendzug. Wenig später folgte — wie anderswo auch — der Nachwuchsspielmannszug. Der dann allerdings mit tollen Erfolgen.
MEISTERSCHAFTEN in der Halle waren zwar selten, hatten aber ihre Besonderheiten. Zur Ostseewoche muß sich der Serienmeister Union Mühlhausen mit diesen Bedingungen auseinandersetzen. Foto: B. Schenke
GESTIEGEN ist nicht nur das Niveau der Schalmeienmusik im MSV, sondern auch die Gunst dieser Vereine bei den Zuschauern. Das ist auch den Leistungen der Maxhütter zu danken, die in Tettau 1990 — unser Bild — souveräner DDR-Meister wurden. Foto: H. Heyder

Genres qualitativ entscheidend gesteigert.

Bernd Schenke übernimmt auf Wunsch der ZSK nach 9jähriger Unterbrechung wieder die Redaktion „der tambour“, was innerhalb weniger Monate zum deutlichen Anstieg der Abonnenten führt.

Mit dem 9. Turn- und Sportfest 1987 in Leipzig erreichen die Spielleute den bisherigen Höhepunkt ihres Wirkens.

Mit 4500 Aktiven gestalten sie alle Höhepunkte, vor allem aber die Sportschau — mit einer Musikschau — und die festliche Abschlußveranstaltung — mit einer Musikparade — aktiv und bei hohem Niveau mit.

Nur ein Zwischenspiel

Die Spielleutebewegung im DTSB befindet sich 1988 an einem Kulminationspunkt. Die bisherigen „Chefs“ (Uwe Klein und Helmut Mey) haben eine erfolgreiche Arbeit geleistet. Beide scheiden aus; persönliche Fragen sind im Spiel. Es kommt zur Neuberufung der zentralen Leitung durch den Bundesvorstand des DTSB.

Gerd Schreiber ist neuer Sektorenleiter und gleichzeitig Vorsitzender der ZSK. Bernd Schenke, Uwe Klein und Helmut Mey sind seine Stellvertreter.

Alle Kommissionen werden neu besetzt und beginnen nach veränderten, strafferen Prinzipien zu arbeiten; und das mit Erfolg.

Der Akt vor dem Vorhang

1989 besteht plötzlich wieder die Chance, daß die Spielleute ein eigener Verband werden können. Die Vorarbeiten laufen. Im November bestätigt der Bundesvorstand des DTSB mit großer Mehrheit einen solchen Antrag.

Am 17. Februar 1990 findet in Halle der Gründungsverbandstag statt und am 28. April erneut in Halle der 1. offizielle Verbandstag.

Peter Ahlborn wird — als einziger Kandidat (Bernd Schenke hatte die Kandidatur trotz vielfachen Vorschlags aus beruflichen Gründen abgelehnt) — einstimmig gewählt.

Vizepräsidenten aufgrund von Stimmenmehrheit werden Bernd Schenke und Mario Bielig.

Lothar Noltin behauptet sich als Schatzmeisterkandidat.

Das gewählte Präsidium beruft Gerd Schreiber als Generalsekretär.

In den Monaten Mai und Juni finden die letzten Bezirksmeisterschaften statt.

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Halali im Thüringischen

FINALE in Ohrdruf — letzte DDR-Meisterschaft, letzter Wettkampf im MSV und zugleich Abschluß des öffentlichen Wirkens des selbständigen Verbandes der Spielleute im DTSB. Unser Bild zeigt Vizemeister MK Ziegelrode-Eisleben. Foto: H. Heyder
TURN- UND SPORTFESTE in Leipzig waren zugleich auch immer Höhepunkte für die Spielleute. Mit Klangkörpern aller vier Genres wurde seit 1969 — da allerdings noch ohne Schalmeien- und Blas-/Fanfarenorchester — stets eine imposante Musikschau vor 100 000 Zuschauern gestaltet. Foto: B. Schenke
ZEREMONIE vor jedem Wettkampf: Die Auslosung der Pflichtmärsche. Im Bild links einer der zuverlässigen Kampfrichterobmänner und Hauptkampfrichter des MSV, Volker Schulze aus Bischofswerda. Foto: H. Heyder

Im Sommer 1990 erleben wir die letzten regionalen und zentralen Wettkämpfe innerhalb unserer Sport-Spielleutebewegung.

Eilenburg richtet eine gelungene DDR-Meisterschaft der Fanfarenzüge aus und hat in Potsdam seinen letzten Meister. Osterfeld ist Gastgeber für die Kinderspielmannszüge, wo sich erneut Mühlhausen behaupten kann. In Tettau findet eine Torso-DDR-Meisterschaft der Schalmeienkapellen mit allerdings ansprechendem Niveau statt. Ohrdruf richtet im Juli die letzte DDR-Meisterschaft aus. Die Spielmannszüge, die 1970 in Apolda Vorreiter waren, bliesen zum Halali.

Und dann ging alles sehr schnell

Wie sich die Vereinigung der beiden deutschen Staaten recht schnell vollzog, nimmt auch bei den Spielleuten alles einen raschen Verlauf. Schon am 26. Juli 1990 kommt es zum ersten Spitzengespräch zwischen Vertretern der Präsidien des DTB und des MSV, das am 26. August und 4. September fortgesetzt wird.

Wenige Tage später, am 8. September 1990 erklärt der Präsident unseres Verbandes, Peter Ahlborn, während des Deutschen Turntages in Hannover die Bereitschaft unseres Verdes, unter Anwendung der Beitrittsformel Mitglied des Deutschen Turner-Bundes zu werden.

Zukünftig mit den Turnermusikern vereint

Anfang Oktober tagt letztmalig das Präsidium unseres Verbandes.

Am 10. November 1990 findet ein außerordentlicher Verbandstag statt, in dessen Ergebnis der Musik- und Spielleuteverband aufgelöst wird.

Nun haben die Spielleute eine neue Heimstatt. Im Fachgebiet Musik- und Spielmannswesen des Deutschen Turner-Bundes, unter dem Dach des Deutschen Sportbundes (DSB), gilt es jetzt an der gemeinsamen Zukunft mitzuwirken und sie anspruchsvoll auszugestalten.

Immer die Nase vorn

Im Verlaufe der über zwanzigjährigen Meisterschaftsära haben eine Reihe Klangkörper durch wiederkehrende überdurchschnittliche Leistungen besonders auf sich aufmerksam gemacht und das Leistungsniveau ihres Genres entscheidend mitbestimmt. Ihnen soll an dieser Stelle Anerkennung und Würdigung in der Stunde der Vereinigung zuteil werden.

Spielmannszüge

1. Spielleuteverein Mühlhausen e. V. (ehem. Union) — 15facher DDR-Meister

PSV Halle (ehem. Dynamo) — 2facher DDR-Meister, mehrfacher Vizemeister

ZSZ 1886 e. V. (ehem. MK Ziegelrode)

SG Traktor Zabeltitz

Kinderspielmannszüge

1. Spielleuteverein Mühlhausen e. V. — 12facher DDR-Meister

Baukema Aschersleben

SG Oberlichtenau

PSV Halle

TSG Lübbenau

Fanfarenzüge

Fanfarenzug Potsdam — 11facher DDR-Meister

SG Vorwärts Strausberg

FZ Schülerzentrum Hoyerswerda

Fanfarenzug Ilmenau 1978 e. V.

Schalmeienkapellen

SG Vorwärts Zinna — mehrfacher DDR-Meister

Stahl Maxhütte e. V. Unterwellenborn — mehrfacher DDR-Meister

SV Berliner VB 49 e. V.

Blas-/Fanfarenorchester

FO Leipzig — Leipziger Schülerzentrum e. V.

Chemie Buna Halle-Neustadt

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Ein Kritiker schrieb:

„Was Johann Strauß für den Walzer ist — das ist Blankenburg für den Marsch”

Herr Eberhard Merten aus Vielbrunn beschäftigt sich seit langem mit dem Schaffen des Marschmusik-Komponisten H.-L. Blankenburg. Der Redaktion „der tambour“ gelang es, Herrn Merten für eine Veröffentlichung zu gewinnen, die wir nachfolgend abdrucken und wofür wir uns herzlich bedanken.

Hermann Louis Blankenburg (1876—1956) Deutschlands „Marschkönig“, wurde am 17. 11. 1876 in dem kleinen thüringischen Städtchen Thamsbrück (nahe Langensalza) geboren.

Sein Vater war Schäfer und betrieb zusätzlich eine kleine Landwirtschaft. Hermann Louis sollte dessen Nachfolge antreten. Er zeigte jedoch wenig Neigung, sondern war seit frühester Kindheit von allem begeistert, was mit Musik zu tun hatte. Als sein Vater ihm eine Querpfeife besorgte, übte er oft stundenlang und erfand sogar kleine Melodien.

Mit 16 Jahren als Tambourmajor

Als Sechzehnjähriger gründete er in der Dorfschule von Thamsbrück einen Spielmannszug und marschierte als Tambourmajor vorweg. Der Vater zeigte sich einsichtig und schickte ihn zu einem Musikmeister in die Ausbildung. Die weitere musikalische Ausbildung erhielt er in Holzminden, wo man sein Talent erkannte, ihn förderte so daß er nach kurzer Zeit die Violine, das Fagott sowie die Tuba (das später von ihm besonders bevorzugte Instrument) beherrschte.

Vater Blankenburg war mittlerweile sogar einverstanden, daß Hermann Louis die Musik zum Beruf machte. Er verpflichtete sich, 12 Jahre als Musiker beim Militär zu dienen, um danach eine Beamtenlaufbahn einzuschlagen.

So kam er zum 6. Feldartillerieregiment nach Breslau, wo man ihm, wie er später selbst sagte, das Zackige erst einmal beibrachte.

Die musikalischen Anforderungen, die die Militärmusik an ihn stellte, befriedigten ihn nicht, so daß er nach zweijähriger Dienstzeit freiwillig ausschied.

1898 findet man Blankenburg in Kaiserslautern wieder. Er wohnt dort in ärmlichen Verhältnissen und ist nicht etwa als Musiker tätig, sondern verdient sich den Lebensunterhalt u. a. auch als Gastwirt.

1900 zog Blankenburg nach Barmen, wo er als Musiker im Städtischen Orchester Barmen-Elbersfeld tätig war.

Der erste und unerwartete Erfolg

Von Kollegen, die wußten, daß er sich bereits als Komponist von Märschen versucht hatte, wurde er aufmerksam gemacht, daß der renommierte Londoner Verlag Hawkes and Son ein Preismarschausschreiben initiiert hatte, welches offenbar im Zusammenhang mit den Krönungsfeierlichkeiten für König Edward VII. stand. Zunächst reagierte Blankenburg nicht, sandte aber seinen kurz vor Fristablauf entstandenen Marsch „Deutschlands Fürsten“ an den Verlag. Er vergaß die ganze Sache, denn deutsche Verlage hatten das Stück bereits abgelehnt.

Unter 500 eingesandten Märschen, worunter sich Kompositionen John Philip Sousas und Carl Teikes befanden, erhielt Blankenburgs Marsch den ersten Preis. Allerdings mußte der Titel geändert werden. Fortan hieß er „Abschied der Gladiatoren“. Das Stück wurde offizieller britischer Armeemarsch und der Name Blankenburg war plötzlich jedermann bekannt.

Aufgrund dieses kompositorischen Erfolges interessierten sich nun selbst Verlage, die ihn zuvor stets Absagen erteilt hatten, für seine Werke, sie rissen sich förmlich darum.

Komponist und Dirigent

Angespornt durch diese Veränderungen komponierte Blankenburg in der Folgezeit weitere Märsche.

Zwischenzeitlich war er nach Hagen umgezogen und wurde bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum Feldartillerieregiment Nr. 43 nach Wesel, seiner späteren zweiten Heimatstadt, eingezogen.

Aus gesundheitlichen Gründen wurde er bereits 1915 entlassen und als Hilfspolizist in Hagen eingesetzt. Später erfolgte eine nochmalige Einziehung nach Wesel, wo er bis Kriegsende blieb. 1921 heiratete Blankenburg zum zweiten Mal. Mit seiner Käthe führte er eine glückliche Ehe. Finanziell ging es der Familie gut, denn mittlerweile flossen die Tantiemen. Es entstanden weitere Kompositionen und Blankenburg war in dieser Zeit auch als Gastdirigent bei Konzerten aktiv, wo viele Eigenkompositionen auf dem Programm standen. Daß er ein ausgezeichneter Dirigent war, der sowohl das Publikum als auch die Orchestermusiker begeistern konnte, belegen Kritiken aus Zeitungen jener Zeit.

1928 vollendete Blankenburg einen Marsch, dem er den Namen „Der Tausendkünstler“ gab. Insbesondere aufgrund der Instrumentation, die von seinem Freund Paul Lincke stammt, gehört der Marsch bis heute zu Blankenburgs schönsten.

Mißbrauch der Person und ihrer Musik?

H. L. BLANKENBURG (rechts im Bild) im Gespräch mit Tambourmajor Janßen.

Anfang der 30er Jahre spitzte sich die politische Situation in Deutschland immer mehr zu. Gleichwohl profitierte Blankenburg davon, denn nach 1933 waren seine Märsche gefragter denn je. Zahlreiche Titel wurden kurzerhand mit Namen versehen, die dem Zeitgeist entsprachen.

Nun genoß er Ruhm und Anerkennung. Zu seinem 60 .Geburtstag brachte ihm ein Orchester der Wehrmacht ein Ständchen und der Reichssender Köln, in dessen Sendebereich er wohnte, zeichnete ein Interview mit ihm auf, welches uns auf einer Schellackplatte erhalten geblieben ist.

Bis 1945 lebte Blankenburg in seinem Haus in Wesel. In den letzten Kriegswochen fiel das Haus den Bomben zum Opfer. Blankenburg kam in einem kleinen Dorf unter und mußte hinnehmen, daß polnische Zwangsarbeiter seinen Besitz plünderten. Zahlreiche Kompositionen, die teilweise nur als Manuskript existierten (angeblich 9 Zentner Notenbündel), kamen abhanden.

Es brauchte nach Kriegsende einige Zeit, bis der Komponist „kriegerischer Musik“ wieder gesellschaftsfähig und als Gastdirigent engagiert wurde. Hierfür bearbeitete er ältere Kompositionen und widmete sie seinen Orchestern.

Er war später auch häufig als Wertungsrichter bei Wertungsspielen und Wettstreiten tätig. Vereinzelt entstanden neue Kompositionen. 1952 schrieb er im Alter von 76 Jahren sein Opus 1350, welches nicht erhalten ist.

Ein weiteres Werk konnte Blankenburg nicht mehr beenden. Am 15. Mai 1956 verstarb er nach kurzer Krankheit in seinem Haus in Wesel.

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Blankenburg’s kompositorisches Werk

Von den 1350 Werken, die Blankenburg nach eigenen Angaben geschrieben haben soll, ist nur noch ein Bruchteil vorhanden. Der größte Teil wurde Opfer des Krieges und der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Wie erwähnt, wurden viele Werke von polnischen Kriegsgefangenen (Zwangsarbeitern) gestohlen. Möglicherweise würde es sich lohnen, die Spuren nach Polen zu verfolgen, was bislang nicht geschehen ist. Auch die Archive vieler Verlage, welche Blankenburg-Werke verlegt haben, sind Opfer der Bomben geworden. Es bestünde sicher auch hier die Hoffnung, daß Werke bei Musikern liegen, die diese bis zum Krieg erstanden hatten. Insbesondere darf man annehmen, daß auf dem ehemaligen Gebiet der DDR Werke existieren, von denen man bislang nichts weiß. Erfreulich wäre es, wenn aufgrund dieses Artikels Hinweise auf solche Blankenburg-Werke kämen.

Märsche mit Format

Unter den noch vorhandenen Werken Blankenburgs machen die Märsche den größten Teil aus.

Sie sind in ihrer Form zwar unterschiedlich, bestimmte Formen tauchen jedoch immer wieder auf. Naturgemäß sind die Märsche fast durchweg für Blasorchester instrumentiert. Wie es zu Lebzeiten Blankenburgs allgemein üblich war, verlangte der Verleger von einem Werk jeweils Bearbeitungen für Klavier, Salon-Orchester, großes Orchester und Blasmusik. Vereinzelt existieren auch Fassungen für Mandolinenquartett, Akkordeon oder Konzertzither. Oft stammen die Bearbeitungen aber nicht vom Komponisten.

Neben den Märschen entstanden wenige andere Kompositionen wie Walzer, Intermezzi, Serenaden, Garotten und andere Salonstücke, die oft nur als Streicherfassungen vorliegen.

Darunter sei das Charakterstück „Käthy“ erwähnt, welches er seiner Ehefrau gewidmet hatte.

Die Salonstücke sind heute gänzlich unbekannt, denkt man beim Namen Blankenburg ja auch zunächst an seine Märsche.

Anbetrachtsdessen, was davon bis heute noch erhalten geblieben ist kann man wohl ihn zu recht als den „Deutschen Marschkönig“ bezeichnen.

Dieser Titel wurde ihm schon zu Lebzeiten verliehen. Ein Kritiker schrieb: „Was Johann Strauß für den Walzer ist, das ist Blankenburg für den Marsch.“

Publikumsgeschmack hatte das Primat

Seine Märsche waren nach eigener Aufassung aus mehreren Gründen erfolgreich. Die „Zackigkeit“ und den „Schmiß“ hatte man ihm beim Militär beigebracht. Gleichwohl versuchte er, die Märsche bewußt volkstümlich zu gestalten und entsprach so dem Publikumsgeschmack.

Besonders erfolgreich waren seine Märsche, in denen er bekannte Lieder verarbeitete.

Großen Wert legte Blankenburg auf die Führung der Baßstimme, da diese als Fundament jeder Komposition seinen Märschen den Rhythmus und mithin den großen Erfolg brachten. Er ließ sie nach eigenen Worten „spazierengehen“. Schließlich instrumentierte er seine Werke selbst in einer besonders ansprechenden Art und Weise.

Ein Komponist ohne „Handwerkszeug“

Erstaunlicherweise konnte Blankenburg nicht Klavier spielen, d. h., er mußte ohne Hilfsmittel komponieren. (Vielleicht liegt daran auch die sehr enge harmonische Verwandtschaft vieler Märsche.) Er selbst äußerte sich hierzu wie folgt: „Ich komponiere ohne jegliche Handhabe. Wenn ich ein Motiv habe, dann forme ich die Melodie zunächst im Kopf. Steht sie fest, bringe ich sie in etwa zehn Minuten zu Papier. Im Kopf entsteht auch die Instrumentation. Ich höre das ganze Orchester, jedes einzelne Instrument. Und so dauert die Instrumentation einen vollen Tag, von morgens bis abends, wobei ich mich häufig am liebsten noch vor den Mahlzeiten drücken würde, aber schließlich darf ich es mir mit meiner Frau nicht verderben.“

Von Blankenburgs Märschen ist wohl aufgrund ihres eher volkstümlichen bzw. konzertanten Charakters außer „Abschied der Gladiatoren“ kein weiterer offizieller Armeemarsch geworden.

Gleichwohl gehören einige Märsche bis heute zum Standardrepertoire vieler Blasorchester, von denen nur einige stellvertretend für viele genannt werden sollten.

Blankenburgs Erbe auch im MSV präsent

In seiner Bekannt- und Beliebtheit mit „Abschied der Gladiatoren“ gleichzusetzen ist Blankenburgs Lieblingsmarsch „Mein Regiment“. Die Form dieses Marsches ist beispielhaft für viele weitere Märsche von ihm. Einer der großartigsten Märsche ist der im 6/8-Takt geschriebene Konzertmarsch „Der Adler von Lille“. Er ist dem im Ersten Weltkrieg gefallenen Jagdflieger Immelmann gewidmet. Musikalisch versuchte Blankenburg Luftkämpfe sowie den Tod Immelmanns darzustellen.

Als bis heute populäre Werke wären die beim Verlag Louis Ortel vor dem Ersten Weltkrieg erschienenen Märsche „Prinz Eitel Friedrich“, „Einzug schneidiger Truppen“, „Klar zum Gefecht“, „Germanentreue“ sowie der „Ernst-August-Marsch“ genannt.

Viele Blankenburg-Märsche sind in aller Welt beliebt und werden im Ausland oft häufiger gespielt als bei uns.

Einigen Deutschen sind die Stücke zu militärisch, doch Blankenburg war kein Militarist. Vielmehr hat er sich lediglich dem Zeitgeschmack anpassen müssen, um als freischaffender Komponist existieren zu können.

So entstanden wohl Werke mit Titeln wie bereits genannt, aber die Musik dieser Märsche hat keine aggressiven Züge. Zudem entstanden andererseits auch Märsche mit friedlich klingenden Titeln wie: „Unter dem Friedensbanner“, Die Friedensparade“, „Der Geist der Einigkeit“, „Friedensklänge“, „Frieden und Einigkeit“ sowie „Frieden und Freiheit“.

Ein „umstrittener“ Komponist

Im Ausland ist man der Titel wegen weniger Voreingenommen als bei uns.

Von amerikanischen Musikkorps sind bislang über einhundert Werke auf Platte eingespielt worden. Hingegen sind von bundesdeutschen Militärmusikkorps keine 10 Einspielungen bekannt. Wenn auch Blankenburgs Musik in der DDR mehr als umstritten war, so sind doch die hervorragenden Interpretationen der Märsche „Abschied der Gladiatoren“ und „Der Tausenkünstler“ vom Zentralen Orchester des Ministeriums des Inneren der DDR und der Märsche „Frühlingskinder“ und „Freudenfeuer“ vom ehemaligen Orchester des Wachregiments „Feliks E. Dzierzynski“, die nur von Schallplatten bekannt sind, besonders erwähnenswert.

Angesichts der Tatsache, daß heute lediglich noch rund 200 Kompositionen erhalten und höchstens 100 weitere vom Namen her bekannt sind, haben Blankenburgkenner ihre Zweifel, ob es mit den angeblichen 1350 Kompositionen überhaupt seine Richtigkeit hat. Es steht eindeutig fest, daß mancher Marsch unter verschiedenen Titeln bei verschiedenen Verlagen erschienen ist. Gleichwohl hält Blankenburg als Marschkomponist sämtliche Rekorde und steht als produktivster Komponist von Märschen neuerdings sogar im „Guines-Buch der Rekorde“.

Es wäre wünschenswert, wenn Blankenburgs Kompositionen künftig endlich die Anerkennung finden würden, die ihnen zukommt.

Blankenburgs Bedeutung für das Spielmannswesen

Der Leser wird sich nun fragen, ob Blankenburg für die Spielmannsmusik überhaupt von Bedeutung ist. Man kann es bejahen! Denn wie im 1. Teil bereits erwähnt, kam Blankenburg schon in frühester Jugend mit der Spielmannsmusik in Berührung.

Sein erstes eigenes Instrument war eine Querflöte und als Schuljunge leitete er einen Spielmannszug.

Auch als berühmter Komponist hat sich Blankenburg noch um die Spielmannsmusik bemüht. Zu einigen seiner Werke schrieb er selbst Bearbeitungen für Spielleute, gab auch Gastkonzerte mit Spielmannszügen und war nach dem 2. Weltkrieg häufig als Juror bzw. Preisrichter bei Wertungsspielen und Wettstreiten von Spielmannszügen tätig.

Die von Blankenburg selbst erstellten Bearbeitungen für Spielleute sind derzeit nicht zugänglich, doch sind in jüngster Zeit Neubearbeitungen von Blankenburg-Werken erschienen.

Auch ich selbst bin dabei, Bearbeitungen zu erstellen, die ich Interessenten zugänglich machen könnte.

Eberhard Merten

Quelle: Forschungsergebnisse der Internationalen Blankenburg-Vereinigung e. V.

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Post an die Redaktion „der tambour“

Jubiläum

Der Musikzug Hartmannsdorf e. V. informierte uns, daß der Gründer der Schalmeienkapelle, Sportfreund HELMUT NICOLAI, heute noch als technischer Leiter tätig, seinen 65. Geburtstag feierte. Herzlichen Glückwunsch und weiterhin alles Gute. Die Hartmannsdorfer vereinen gegenwärtig 70 Aktive. Sie wollen im Sommer nächsten Jahres an einem großen Treffen von Schalmeienkapellen im Schwarzwald teilnehmen.

Suchmeldung

Der Spielmannszug aus Barth sucht noch immer seine Urkunde und das Wettkampfprotokoll von den Bezirksmeisterschaften der Nordbezirke, die im Juni in Tessin stattfanden. Sollte sich das nicht klären lassen? Sportfreund H.-U. Schwabe, Straße der Solidarität 22, Barth, 2380, wäre die Empfangsanschrift.

Schalmeien gesucht

Die Schalmeienkapelle der Eulenzunft Seelbach e. V. sucht dringend alle Arten chromatischer Instrumente, außerdem Tenor, 4fach Begleitungen, einen kleinen hohen Baß und einen großen Baß (8 Töne). Kontakte können aufgenommen werden über Jürgen Bierbrauer, Alte Rheinstraße 1, Lahr, W - 7630.

Geburtstage

In Luisenthal feierte Sportfreund HANS TRIEBEL seinen 70. Geburtstag, Sportfreundin Renate ORTLEPP wurde 50. Während Hans Triebel zu den Mitbegründern gehört, arbeitet Renate Ortlepp zuverlässig als Kassierer im Verein. Nachträglich herzliche Glückwünsche.

Fanfaren gesucht

Der DSV 1910 e. V. (ehem. Fanfarenzug Empor/Tabak Dresden) benötigt für die weitere Auftrittsfähigkeit unbedingt Umschaltfanfaren B/Es in Originalanfertigung. Wer helfen kann wendet sich bitte mit einem Preisangebot an G. Krüger, Holbeinstr. 157, Dresden, O - 8019.

Man trifft sich ’91 in Calella

Zum 10. Mal veranstaltete das spanische CALELLA sein „INTERNATIONALES MUSIK- UND FOLKLOREFESTIVAL“.

Vom Bürgermeister der Stadt, Herrn Roman Bagó Agulló, erhielten wir dazu folgende Einladung:

Liebe Musikfreunde!

Blasmusikkapellen, Fanfarenzüge, Akkordeonorchester, Folklore- und Tanzgruppen sowie Chöre aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden treffen sich auch 1991 wieder bei uns zum gemeinsamen Musizieren. In den Tagen vom 13. — 23. 3. / 30. 3 .— 6. 4. / 18. — 25. 5. / 25. 5. — 1. 6. / 12. — 19. 10. / 19. — 26. 10. / 26. 10. — 2. 11. sind die Höhepunkte, zu denen ich Sie recht herzlich einlade. Geboten wird ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Auftritten in Calella und anderen Orten an der Küste sowie die Möglichkeit zum Besuch von Barcelona u. a. m. Außerdem besteht Gelegenheit, Sonne und Meer zu genießen.

Und das alles kostet für Vereine nur 280,— DM (ohne Fahrt) pro Person, für 7 Tage Vollpension in guten Hotels mit Swimmingpool. Vereine ab 48 Personen erhalten eine Jubiläumsprämie von 1000,— DM.

Nähere Informationen über Monika Rosenberger, Albert-Fritz-Straße 66, Heidelberg, W - 6900.

Interessenten müssen alle Formalitäten in eigener Regie erledigen.

Redaktion „der tambour“

Nachtrag: Der Fanfarenzug POTSDAM, 11maliger DDR-Meister, weilte in diesem Jahr vom 12. bis 21. Oktober in Calella. Interessenten könnten sich dort zum. Erfahrungsaustausch anmelden.

NACHRUF

Die Spielleute aus Sachsen-Anhalt und die Leitung des Fanfarenzuges SV Einheit Pädagogik Salzwedel trauern um ihren Sportfreund

LOTHAR SPIEGEL

der im Alter von 35 Jahren verstorben ist. Über drei Jahrzehnte gehörte er zum Kollektiv und war maßgeblich am Neuaufbau Anfang der achtziger Jahre beteiligt. In Salzwedel und Sachsen-Anhalt wird Lothar Spiegel ein ehrendes Andenken bewahrt.

Mit fünfzehn schon recht erwachsen

Der Fanfarenzug DSV 1910 e. V. (ehem. BSG Empor Dresden) feierte in diesem Jahr seinen 15. Gründungstag. In einem Brief schreibt uns Rolf Hilbig, was die Mädchen und Jungen in dieser Zeit alles erlebten und welche Pläne sie für die nächste Zukunft haben. Da bleibt einem an sich nur festzustellen, daß die Dresdner doch schon recht erwachsen sind, mit ihren 15 Jahren.

Seit 1980 nehmen sie regelmäßig an den Wettkämpfen teil und gestalteten viele Einsätze im Territorium. Mit der Öffnung der Grenzen begann die Reisetätigkeit.

Bisheriger Höhepunkt war der Einsatz zu den Osteuropatagen der Volkskunst in Hartberg/Österreich (eine Einladung für 1991 liegt bereits wieder vor). Aber auch der Auftritt in Hagen zum internationalen Musikfestival und der Abschluß des Patenschaftsvertrages mit dem Fanfarenzug Hagen 1975 e. V. sind zu nennen.

Während der „Geburtstagsfeier“ würdigte Sportfreund Georg Krüger den Weg des Kollektivs. Und ihm selbst sowie seiner Ehefrau dankten die Aktiven für die erfolgreiche Bewältigung aller Höhen und Tiefen in diesen Jahren.

Na dann, auf die nächsten 15 Jahre in Elbflorenz.

Fanfarenfestival in Hagen

Zur Geburtstagsfeier des Fanfarenzuges Hagen 1975 e. V. waren 25 Klangkörper angereist. Unter ihnen der Fanfarenzug DSV 1910 e. V. Beeindruckende Erlebnisse brachten die jungen Dresdner mit nach Hause. Sie beziehen sich auf das Konzert im großen Festzelt vor 2000 Zuhörern, auf die Veranstaltung „Abend der Fanfare“ und den gewaltigen zweistündigen Festzug durch die Stadt.

Im Frühjahr 1991 erwarten die Dresdner ihre Hagener Gastgeber. Sehnlichster Wunsch ist dann, mit klingendem Spiel durch das Dresdner Kronentor zu marschieren und im Zwinger ein Konzert zu geben.

Rolf Hilbig

Vereine und Funktionäre

können Anfragen noch bis 14. 12. 1990 unter Telefon 4384354 — ehem. Generalsekretariat des MSV im DTSB in Berlin — stellen. Danach ist diese Institution geschlossen. Die generelle Zuständigkeit liegt dann nur noch bei den Landesfachverbänden.