Der Tambour/Ausgabe 1980 05

Aus Stabführer.de
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13. Jahrgang, Nummer 5 1980

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Seite 1

HEUTE AUF SEITE

  • 2 Meisterliche Klänge aus allen Zinnaer Schalmeien
  • 4 Nicht zu fassen: Potsdamer steigern sich noch immer
  • 5 Traktor Ringleben sorgte für größte Überraschung

Wir Spielleute beteiligen uns an der

Sportstafette X. Parteitag

Ein nachhaltiges Echo fand die Einberufung des X. Parteitages der SED in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Die Antwort unserer Sportorganisation und von uns Spielleuten: Mit der „Sportstafette X. Parteitag“ neue Initiativen zur weiteren Ausprägung des Massencharakters von Körperkultur und Sport auslösen!

  • Unternehmen wir alles, um die Aufgaben unseres Sportplanes für 1980 allseitig zu erfüllen und gezielt zu überbieten!
  • Das Beste zum X. Parteitag!
  • Alles zum Wohle des Volkes!
MARTINA CLEMENS schlägt schon seit sieben Jahren die Trommel im Fanfarenzug von Dynamo Nordwest Berlin. Die 17jährige vermochte leider auch nicht den Verlust der Sonderklasse zu verhindern. Im kommenden Jahr gibt es einen neuen Anlauf.
DIE BESTEN FANFARENZÜGE bei den DDR-Meisterschaften ehrt Rainer Eidenschink, Leiter des Sektors Spielleute beim DTSB-Bundesvorstand. Hier nimmt die Stabführerin des Bronzemedaillengewinners aus Hoyerswerda die Glückwünsche entgegen.

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3. DDR-Meisterschaft der Schalmeien in Plauen

Meisterliche Klänge aus allen Zinnaer Schalmeien

KLAUS SCHNEIDER, der Zinnaer Stabführer, nimmt die Glückwünsche zur erfolgreichen Titelverteidigung entgegen.

Titelkämpfe von hohem Niveau / Schalmeienmusik wie sie es noch niemals gab

Spannung lag über Plauen, der vogtländischen Metropole. Wer wird DDR-Meister der Schalmeienkapellen in diesem Jahr? Da setzte man auf den Titelverteidiger aus Zinna, standen die von Arthur Bauer glänzend vorbereiteten Gastgeber Empor Plauen hoch im Kurs, billigte man Stahl Maxhütte und auch den Brandenburger reelle Chancen zu. Skepsis machte sich breit, als man hörte, daß die Titelkämpfe in einer Halle stattfanden. Doch die war schnell verflogen, da in der schmucken Plauener Sporthalle ideale Bedingungen herrschten, die den richtigen äußeren Rahmen zu einer Meisterschaft gab, die auf glänzendem Nivau standen. Und dies ist zu allererst das Verdienst eines Kollektivs: den Spielleuten aus Zinna, die moderne Schalmeienmusik in Perfektion darboten, wie sie in unserem Lande noch nicht zu hören war.

Die Zinnaer bewiesen bereits in der Pflicht, daß sie das „Handwerkszeug“ am besten beherrschten. Nach den Pflichtmärschen „Gruß aus Klingenthal“ und „Gruß aus Luckenau“ war bereits zugunsten der Zinnaer eine Vorentscheidung gefallen. 3,35 Punkte Vorsprung besaß der Titelverteidiger vor Maxhütte, während den übernervösen Plauenern die Nerven einen Streich spielten. Da wurde nicht genau genug geblasen, hielt man die Notenwerte nicht exakt ein. Aber trotz guter Kür der Plauener, der Stahlwerker und auch der Brandenburger (Lok muß sich endlich vom Althergebrachten trennen, einfach moderner spielen) — sie wurden alle überstrahlt von einer Kürdarbietung, die zu minutenlangen Ovationen in der Halle hinriß: das Zinnaer 11-Minuten-Potpourri „Alte Bekannte“.

Von Bodo Clauß arrangiert, brillierten die Zinnaer mit vertrauten Schlagern von einst im neuen, modernen Gewand. Wenn von Perfektion die Rede war, dann trifft dies zuallererst auf die kleine Trommel zu, die Wolfgang Schnabels hohes musikalisches Können zum Vorschein brachte. Auch die Melodieinstrumente der Zinnaer waren unerreicht (Ivor Schneider und Uwe Nonnenmacher). Es fällt sehr schwer, Reserven beim trainingsfleißigen Meister auf die Spur zu kommen. Vielleicht im Lyraspiel, da hier zwei, drei Schläge unsauber kamen, ansonsten eine Darbietung, die unter die Haut ging, bei nicht wenigen die Tränendrüsen anregte, so ergriffen war man vom Vortrag des alten und neuen Meisters. Zinna setzte sich selbst und den Schalmeienkapellen Maßstäbe, die zu höherer Trainingsqualität verpflichten.

Die SG Kleinreinsdorf muß nun die Sonderklasse verlassen. Dynamo Malchin trat zur Meisterschaft nicht an.

DDR-Meisterschaft 1980 der Schalmeienkapellen

Pflicht Kür Straf-
skala
Schwie-
rig-
keits-
grad
1. Vorwärts Zinna 92,10 34,40 37,50 10,0 5,20
2. Stahl Maxhütte 84,70 31,05 33,25 10,0 5,40
3. Empor Plauen 82,80 29,50 32,80 10,0 5,40
4. Lok Brandenburg 82,75 30,55 32,40 10,0 4,80
5. Motor Rathenow 77,35 28,40 29,55 10,0 4,40
6. SG Kleinreinsdorf 74,85 28,25 27,10 10,0 4,50
DEN ZWEITEN PLATZ, wenn auch deutlich abgeschlagen, belegten die Schalmeienbläser der Maxhütte. Aber auch sie begeisterten mit hervorragender Schalmeienmusik.
PERFEKTE SCHALMEIENKLÄNGE intonierte die BSG Vorwärts Zinna. Bereits nach der Pflicht, hier der Abriß, enteilten die Zinnaer der namhaften Konkurrenz.

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Zinnaer Dank

  • Karl Nonnenmacher, der künstlerische Leiter des Zinnaer Klangkörpers strahlt übers ganze Gesicht. Hand aufs Herz, war man in Zinna überzeugt von der erfolgreichen Titelverteidigung?
    „Wir haben intensiv trainiert, zuweilen dreimal die Woche, so daß wir voller Selbstvertrauen zur DDR-Meisterschaft reisen konnten.“
  • Da gab es noch ein Trainingslager?
    „Ja, eine Woche lang holten wir uns in der Jugendherberge Bremsdorfer Mühle bei Eisenhüttenstadt den letzten Schliff für die Titelkämpfe. Diese Woche war sehr wichtig, da sie die Truppe in die richtige Stimmung versetzte und das Kollektiv weiter festigte.“
  • Wann glaubten Sie endgültig an den Sieg?
    „Eigentlich schon nach der Pflicht, da wir hier Stahl Maxhütte und die anderen Mitfavoriten deutlich distanzierten.“
  • Zu deutlich . . .
    „Vor allem gegenüber den Plauenern, die wir alle in der Pflicht stärker erwartet hatten. Selbst mit einer großartigen Kür, und die bot Plauen mit den ‚Heimatklängen‘ und ‚Grüßen aus der Sowjetunion‘ zweifelsohne, läßt sich eine in der Pflicht gezeigte Schwäche nicht mehr wettmachen.“
  • Über 50 Schlachtenbummler waren aus Zinna und Torgau in das mehr als 150 km entfernte Plauen gekommen, um ihre Schalmeienkapelle lautstark anzufeuern. Das gab es bei den Spielleuten selten . . .
    „Die Freunde haben uns auch sehr geholfen. Allein ihre Anwesenheit war Verpflichtung für jeden von uns, das Allerbeste zu geben.“
  • Die Brandenburger vermochten jene Lücken nicht zu schließen, die durch Mitglieder entstanden sind, die ihren Ehrendienst in der NVA ableisten. Wie sieht es damit in Zinna aus?
    „Wir stellten uns langfristig auf solche ‚Probleme‘ ein, die bei uns eigentlich keine sind. Im Herbst verabschieden wir wieder verdienstvolle Spielleute, so daß dann acht Mann zur Zeit den Armeedienst absolvieren. Mit kontinuierlicher Nachwuchsarbeit muß man sich und kann man sich auch auf solche Dinge vorbereiten.“

Aufstiegsturnier der Schalmeienkapellen in Plauen

Dynamo im ‚Schalmeien-Oberhaus‘

Dynamo Hohenschönhausen und Stahl Hettstedt schafften Sprung in die Sonderklasse

DYNAMO HOHENSCHÖNHAUSEN schaffte den Aufstieg in dle Sonderklasse. Verdienter Lohn einer soliden Leistung in Pflicht und Kür.

Mit Dynamo Hohenschönhausen kehrte der Vorjahres-Absteiger auf Anhieb in das „Schalmeien-Oberhaus“ zurück. Begleitet werden die Dynamos von einem Neuling in der Sonderklasse, den Hettstedter Stahlwerkern. „Diese beiden Klangkörper bestimmten das Niveau dieses Aufstiegsturniers eindeutig“, urteilte Bodo Clauß, Komponist und Arrangeur sowie Stellvertreter für künstlerische Arbeit der ZSK. „Auch die Kapelle aus Neugernsdorf bot eine verblüffende Leistung. Schade, daß diesem Kollektiv wegen fehlender Lyra Punkte abgezogen werden mußten.“

DER STABFÜHRER von Dynamo Hohenschönhausen empfängt die Glückwünsche für den Sieg im Aufstiegsturnier.

Die stark verjüngten Berliner mußten eigentlich lange bangen, bevor ihr Sieg feststand. Hettstedt hatte sich nach der Pflicht („Gruß aus Klingenthal“ und „Jägermarsch“) in Front geschoben. Der Dritte des vorjährigen Aufstiegsturniers hatte das schwierige Kürprogramm in Hinterhand und rechnete sich deshalb einiges aus. Doch dann mußte man zusehen wie die Hauptstädter vorbeizogen und mit Neugernsdorf die wirkungsvollste Kür boten.

Insgesamt stagniert das Leistungsniveau in dieser Klasse, ist der Rückstand zur Sonderklasse eher größer als geringer geworden. Chemie Taucha kam wie im Vorjahr über den vierten Platz nicht hinaus. Die Tauchaer müssen einfach den Trainingsumfang erhöhen, wollen sie 1981 bei der Vergabe der Aufstiegstickets ein Wörtchen mitreden.

Interessant auch die Tatsache, daß alle Kollektive in der Schwierigkeit zurückgegangen sind. Dies ist keineswegs der falsche Weg, da es keinen Sinn hat, sich an Programme heranzuwagen, die man beim gegenwärtigen Ausbildungsstand des Kollektivs ohnehin nicht bewältigen kann.

Vor beiden Aufsteigern steht jetzt die Aufgabe, bis zur Saison 1981 den Rückstand zur Sonderklasse zu verringern, wenn Hoffnungen auf den Klassenerhalt realistisch sein sollen. Wie dies möglich sein kann, machte Zinna vor, nämlich mehrmals in der Woche in kleinen Instrumentengruppen zu üben.

Aufstiegsturnier 1980 der Schalmeienkapellen

Pflicht Kür Straf-
skala
Schwie-
rig-
keits-
grad
1. Dyn. Hohenschönh. 79,40 28,45 31,35 9,5 5,10
2. Stahl Hettstedt 78,25 29,20 28,25 10,0 5,80
3. SG Neugernsdorf 71,80 27,15 31,35 5,0 3,30
4. Chemie Taucha 69,70 25,40 26,30 10,0 3,00
5. Trakt. Fichtenberg 64,15 21,50 25,45 9,5 2,70

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3. DDR-Meisterschaft 1980 der Fanfarenzüge in Hettstedt

Nicht zu fassen: Potsdamer steigern sich noch immer!

Langanhaltende Ovationen für Gala-Schau des Zuges von Dynamo Potsdam-Stadt

NUR IN SUPERLATIVEN äußerten sich alle Fachleute über das Kürprogramm der Potsdamer.

Es gibt gegenwärtig keinen Klangkörper, der in seinem Genres so dominiert, keine Mannschaft innerhalb des DTSB, die ihre Sportart oder Disziplin so überlegen beherrscht wie der Fanfarenzug von Dynamo Potsdam-Stadt seine artverwandten Kollektive in der Spielleutebewegung. Viele fleißige Funktionäre und Übungsleiter haben in Potsdam etwas aufgebaut, daß die Fanfarenmusik in völlig neue Wege führte. Nicht hoch genug können die Arrangements von Bernhard Bosecker eingeschätzt werden, der praktisch der Vater dieser neuen Qualität ist.

So sehr man anderen Klangkörpern wie Stahl Hettstedt oder dem Pionierhaus Hoyerswerda spürbare Fortschritte bescheinigen muß, die Potsdamer sind ihnen allen noch weiter enteilt. Nach dem berauschenden Auftritt bei den DDR-Meisterschaften in Hettstedt muß man den Potsdamern sogar einen Klassenunterschied gegenüber dem übrigen Bewerberfeld zugestehen. Das war einfach Fanfarenmusik in höchster Vollendung. Was soll eigentlich nach Hettstedt noch kommen?

DEN SPRUNG aufs Medaillentreppchen schaffte Antje Müller, die 19jährige Stabführerin aus Hoyerswerda.

Wo liegen die Ursachen für solch geradezu deprimierende Überlegenheit? In Potsdam wird eben viermal wöchentlich trainiert. Und jedes Kollektivmitglied ist zu jedem Training anwesend! Da muß einfach Leistung entstehen, zumal auch sonst alles stimmt im Fanfarenzug „Dr. Richard.Sorge“. Hier ist die Verbindung zwischen Elternhaus und Schule gemeint, das Klima der geistigen Auseinandersetzung in diesem Kollektiv angesprochen, der hohe Ausbildungsstand und die Vielzahl der Übungsleiter ins Bild gesetzt. All dies ist Bestandteil jener Atmosphäre, die in Potsdam solche herausragenden Leistungen ermöglicht. Da brauchen sich andere Kollektive, die eben nur einmal wöchentlich die Fanfare zur Hand nehmen, über solch entmutigende Rückstände nicht zu wundern.

Trotzdem muß man den Hut ziehen vor den Verbesserungen, die Hettstedt in Hoyerswerda nachwies. „Dieser Klangkörper, aber auch Elsterberg, Greiz und im Aufstiegsturnier vor allem Luckenau, sollten sich noch nicht an zu schwierige Stücke heranwagen, die sie einfach noch nicht bewältigen können“, meinte Bodo Clauß. „Darunter leidet der Gesamteindruck in zu starkem Maße und dies führt zu erheblichen Punktabzügen.“

Auffallend bei Elsterberg und Greiz das Spiel einiger Spitzenbläser, die durchaus Potsdamer Format aufweisen. Unzufrieden waren die Leipziger von Einheit Pädagogik. Hier hat sich das Trainingslager bis unmittelbar vor Beginn der Meisterschaft als wenig günstig ausgewirkt. Die Spielleute waren einfach kräftemäßig nicht in bester Verfassung, konnten die langen Töne mit leicht geschwollenen Lippen nicht halten. Drei oder wenigstens zwei Tage vor einem bedeutenden Wettkampf muß man ein strapazierendes Trainingslager beenden.

DDR-Meisterschaft 1980 der Fanfarenzüge

Pflicht Kür Straf-
skala
Schwie-
rig-
keits-
grad
1. Dynamo Potsdam 90,40 34,10 36,90 10,0 9,40
2. Stahl Hettstedt 71,40 29,55 27,95 7,5 6,40
3. Pion. Hoyerswerda 70,90 28,85 26,95 8,5 6,60
4. Einh. Elsterberg 65,95 26,35 25,60 7,0 7,00
5. Einh. Päd. Leipzig 65,50 25,50 25,00 9,0 6,00
6. Greika Greiz 65,10 28,60 25,40 4,5 6,60
7. Dyn. NW Berlin 58,40 27,20 17,50 8,0 5,70

Aufstiegsturnier 1980 der Fanfarenzüge

Pflicht Kür Straf-
skala
Schwie-
rig-
keits-
grad
1. Tiefbau Berlin 71,50 28,15 28,40 8,5 5,60
2. Traktor Oßmannstedt 65,05 22,50 27,55 9,5 5,50
3. Teichwolframsdorf 60,60 27,45 24,45 2,0 6,70
4. TSG Lübbenau/Calau 58,25 21,70 21,90 9,0 5,65
5. SG Bachra 57,90 19,85 23,95 8,5 5,60

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