Der Tambour/Ausgabe 1969 12
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2. Jahrgang, Ausgabe Dezember 1969
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Seite 1
Herzlichen Glückwunsch
zum Jahreswechsel und alles Gute im persönlichen Leben, verbunden mit schönen Erfolgen in der Spielleutetätigkeit übermittelt die Redaktion des „tambour“ allen Sportfreundinnen und Sportfreunden im Namen der Zentralen Spielleutekommission. Gleichzeitig möchten wir allen Spielleuten für ihre hervorragende Einsatzbereitschaft und Disziplin im vergangenen Sportjahr danken und den Wunsch aussprechen, daß jeder einzelne mit dem gleichen Elan an die neuen Aufgaben geht.
Spielleute ziehen
An einem Strang
■ Bedeutsame Konferenz in der Wahlbewegung
■ Pol.-ideol. Niveau wurde überall erhöht
■ Klare Beweise des Vertrauens zur Leitung
Die Sektionsleiter der Spielleutebewegung des DTSB hatten sich Ende November in Leipzig zusammengefunden, um die Auswertung des Sportjahres 1969 vorzunehmen und gemeinsam die Aufgaben für die kommenden Jahre zu beraten.
Im Beisein des Genossen Dr. Harald Löbe, Abteilungsleiter im DTSB-Bundesvorstand, den Sekretariatsmitgliedern der Zentralen Spielleutekommission mit dem Sportfreund Gerhardt Rissel, Vorsitzender der ZSK an der Spitze und weiteren verantwortlichen Funktionären nahmen die Anwesenden den Rechenschaftsbericht der ZSK entgegen, der vom Sportfreund Bernd Schenke, Sekretär der ZSK, gegeben wurde.
In einer qualitativ guten Diskussion nutzten mehrere Sektionsleiter die Gelegenheit, von ihren Erfahrungen zu berichten. Beispiele hervorragender Kollektivarbeit vermittelten die Spielleute aus Hettstedt und Ziegelrode.
Im Ergebnis der Aussprache konnte festgestellt werden, daß die Spielleute des DTSB bereit sind, mit der Zentralen Spielleutekommission, den Fachkommissionen, den Leitungen in den Bezirken und Kreisen sowie allen Kollektiven in der Republik bei der Lösung der vor uns stehenden Aufgaben an einem Strang zu ziehen.
Auszüge aus dem Rechenschaftsbericht veröffentlichen wir auf den Seiten 4 und 5 dieser Ausgabe. Den Schluß und die wertvollsten Diskussionsbeiträge in der nächsten Ausgabe.
Grüße von der Armee
Allen Spielleuten des DTSB übermitteln die Genossen des Stabsspielmannszuges der Stadtkommandantur Berlin zum Jahreswechsel die herzlichsten Grüße und Wünsche. Dem schließt sich die Hoffnung auf eine weitere gute und erfolgreiche Zusammenarbeit sowie positive Entwicklung der Spielleutebewegung des DTSB an.
Auf diesem Wege
möchten die Funktionäre der Zentralen Spielleutekommission und die Redaktion des „tambour“ allen Spielleuten für die zahlreichen Glückwünsche zum Weihnachtsfest und Jahreswechsel danken.
In der nächsten Ausgabe
unserer Zeitung veröffentlichen wir erstmalig einen Jahressportterminkalender zur allseitigen Information unserer Spielleute. Neben den Bezirks- und zentralen Veranstaltungen, sind die stattfindenden Lehrgänge, Tagungen und vielfältigsten Berichterstattungen von Januar bis Dezember 1970 berücksichtigt worden.
Gleichgezogen
mit den Kollektiven aus Lauchhammer und Zeitz hat nun auch der Spielmannszug der BSG Medizin Mühlhausen. Als letzter der drei Medaillengewinner von Senftenberg und Mitanwärter auf den Titel eines „Deutschen Meisters der DDR 1970“, hat dieser Zug einen eigenen Kinderspielmannszug aufgebaut.
Festgelegt
hat die Kommission Fanfarenzüge auf ihrer letzten Beratung die neuen Pflichtmärsche, die erstmals zur Musikschau am 26. Juli in Berlin zu hören sein werden. Außerdem wurde vereinbart, daß jedes Kollektiv der Fanfaren in den Besitz eines Tonbandes mit allen bisher erschienenen Pflichtmärschen und dem Hornmarsch „Frohe Klänge“ sowie eines kompletten Satzes aller Noten kommt. Damit wird ein weiterer entscheidender Schritt in der Vereinheitlichung dieser Klangkörper vollzogen.
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Elbflorenz mit beachtlichen Zielen
In Auswertung der stattgefundenen Tagungen der Spielleute des DTSB und auf der Grundlage gefaßter Beschlüsse beschäffigten sich die Leiter der Kollektive des Bezirkes Dresden gemeinsam mit dem DTSB-Bezirksvorstand mit der perspektivischen Aufgabenstellung.
Einer gründlichen Analyse des gegenwärtigen Standes folgte eine sachliche Aussprache, Ergebnis dieser Beratung waren Festlegungen, die mithelfen sollen, die Spielleutebewegung des Bezirkes Dresden zu aktivieren.
Sportfreund Horst Keller, stellv. Bezirksvorsitzender, erklärte dazu: „Wir müssen die Wahlbewegung nutzen, um in den Zügen deutlich zum Ausdruck zu bringen, daß die politisch-ideologische Seite der Tätigkeit stärker zum Ausdruck kommen muß. Damit wird erreicht, daß dort, wo Spielleute bereits wirksam sind, das gesamte Niveau steigt, andererseits aber anderswo neue Kollektive entstehen können.“
In der Tat, die Dresdner haben beachtliche Ziele, die eigentlich etwas märchenhaft scheinen. Doch wer die Begeisterung der verantwortlichen Funktionäre kennt, sie am Beispiel des Mädchenspielmannszuges in Freital selbst erlebt hat, der wird sich jenem Optimismus anschließen.
So sollen im Perspektivzeitraum bis 1975 in allen Kreisen des Bezirkes Spielmannszüge gebildet werden. Schon als Nahziel für 1970 steht u. a. für die Kreise Kamenz, Görlitz und Pirna diese Aufgabe.
Und daß dem Nachwuchs besonderes Interesse gewidmet wird, versteht sich wohl bei dieser hoffentlich anhaltenden Fürsorge von selbst.
Leidenschaftlicher Protest
Auf der stattgefundenen Funktionärskonferenz der Spielleute in Leipzig nahmen die Anwesenden eine Protestresolution an, in der es heißt: „Die Funktionäre der Spielleutebewegung des DTSB erheben auf ihrer heutigen Konferenz leidenschaftlichen Protest gegen die Greueltaten des USA-Imperialismus in Son My und darüber hinaus in ganz Vietnam. Wir Spielleute, die wir die besten Traditionen der Deutschen Arbeitersportbewegung in unserer sozialistischen Sportbewegung weiterentwickelt haben, stellen diese Massaker mit den Kriegsverbrechen der deutschen Faschisten im zweiten Weltkrieg gleich und fordern, daß die Schuldigen als Kriegsverbrecher verurteilt werden.
Gleichzeitig verlangen wir den Abzug aller imperialistischen Truppen aus Vietnam, damit das entsetzliche Völkermorden ein Ende nimmt. Wir Vertreter von nahezu 10 000 Spielleuten des DTSB verpflichten uns, als Antwort auf diese Verbrechen die Leistungen unserer Kollektive auf allen Gebieten des gesellschaftspolitischen Lebens und Wirkens weiter zu erhöhen. Dabei werden unsere Ergebnisse im Wettbewerb zu Ehren des 100. Geburtstages Lenins, des 25. Jahrestages der Befreiung und in der Verbereitung des IV. Deutschen Turn- und Sporttages des DTSB ihren Niederschlag finden.“
173 Funktionäre der Spielleutebewegung des DTSB
Im Anschluß an die einmütige Annahme dieser Resolution ergab eine Spendensammlung den Betrag von 180,30 Mark.
republik-rundschau
BERLIN — Wir möchten nochmals alle Spielmanns- und Fanfarenzüge bitten, die noch in ihrem Besitz befindlichen roten Hemden des Übungsverbandes Musikschau sofort an das Materiallager des DTSB, 7026 Leipzig, Gustav-Esche-Straße 32, zu schicken.
LEIPZIG. — Alle an der Spielleutejacke des DTSB interessierten Klangkörper (auch Fanfarenzüge) können diese zum Preis von 70,— M beim Sportfreund Bodenstein mit Größenangaben bestellen. Die Auslieferung wird umgehend mitgeteilt. Die Jacke ist aus syntetischem Stoff (Farbe dunkelblau) gefertigt.
BISCHOFSWERDA — In Anerkennung seiner beispielgebenden Einsatzbereitschaft und Disziplin wurde der Spielmannszug der SSG Bischofswerda am 13. November mit der „Artur-Becker-Medaille“ in Bronze ausgezeichnet.
BERLIN — Spielmannszüge, die das neueste Muster der Horntaschen käuflich erwerben möchten, richten ihre Meldung bitte an den Sportfreund Bodenstein. Der Preis je Stück beträgt 5,— Mark, die Lieferung erfolgt ab Berlin.
ROSTOCK — Schon seit geraumer Zeit besteht zwischen den Spielleuten von Rostock und Neubrandenburg ein Patenschaftsvertrag, der Hilfe und Unterstützung in allen Belangen der Ausbildung zum Inhalt hat. Nun nahmen auch einige Sportfreunde des Spielmannszuges der BSG Traktor Friedland (Bez. Neubrandenburg) am Lehrgang des Bezirkes Rostock teil. Ihr Auftritt, die von ihnen gezeigten Leistungen waren verblüffend, und es bleibt abzuwarten, wie sich das im verborgenen blühende Kollektiv im Verlauf der Wettkämpfe 1970 zeigen wird.
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Am Ende des Sportjahres 1969:
Reminiszenz nach 365 Tagen
■ Erfolge in theoretischer und praktischer Tätigkeit
■ 1970 an die guten Ergebnisse anknüpfen
Der Abschluß eines Jahres ist stets Anlaß für Rückblicke und kritische Betrachtungen. An dieser Stelle soll wohl auch eine kleine Rückblende vorgenommen, aber nicht so sehr die kritische Seite betrachtet werden, denn analysiert wurde auf der Konferenz in Leipzig hinreichend.
Für uns stand das Jahr 1969 vollständig im Zeichen der umfangreichen Sportfestvorbereitungen. Die Wettkämpfe waren ausgesetzt, zentrale Veranstaltungen, auch auf Bezirksebene, in keinem Terminkalender zu finden.
Immer und überall standen Fragen des Sportfestes zur Diskussion. War das gut und richtig? Hätte man nicht dennoch auch andere Einsätze der Spielleute vornehmen sollen?
Nun, heute können wir sagen, die Festlezungen vom 1. August 1968, alles in den Kräften stehende für das „V.“ zu tun und auf weitere Veranstaltungen zu Verzichten, war richtig. Der Erfolg von Leipzig hat es bestätigt. Es gab Achtung, Anerkennung, Beifall und Auszeichnungen. Mühevolle Wochen und Monate der Vorbereitungen wurden belohnt und brachten uns ein wesentliches Stück voran.
Und doch war das Sportfest nicht das einzige Ereignis des Jahres.
In Saalfeld führten die Schalmeienkapellen Anfang Mai eine qualitativ ansprechende.Bestenermittlung durch, die den Freunden dieses Metiers weitere Entwicklungsmöglichkeiten in den nächsten Jahren sichert.
In Hettstedt, Rodleben und in anderen Spielleutekollektiven wurden die Jubiläumsfeierlichkeiten genutzt, einen größeren Kreis Spielleute einzuladen und gemeinsam aufzutreten.
Schließlich war dann noch in Neustadt/Orla die sich zu einer positiven Tradition entwickelnde III. Musikparade, diesmal mit Spitzenkollektiven aller Genres und prominenten Gästen wie nie zuvor.
Rundet man das Bild ab mit den hervorragenden Einsätzen aller Sportfreunde zum 1. Mai und den Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der DDR, kann man getrost feststellen, daß die Spielleute des DTSB weitere 365 erfolgreiche Tage ihrer Chronik geschrieben haben.
Doch diese Ereignisse sind nur die eine Seite der Tätigkeit innerhalb der Spielleutebewegung des DTSB. Nicht vergessen werden darf an dieser Stelle die Arbeit am sogenannten „grünen Tisch“. Für die Funktionäre und Aktiven ist die Bedeutung dieses Begriffes längst überholt, sind Theorie und Praxis zwei zusammenhängende Begriffe geworden.
So entstand aus den Erfahrungen der „II. DDR-Bestenermittlung“ in Senftenberg eine neue Wettkampfordnung der Spielleute des DTSB mit besonderen Richtlinien für Spielmannszüge und Schalmeienkapellen bzw. Blasorchester. Für die Kollektive der Fanfarenzüge wird sie im nächsten Monat erscheinen.
Das Lehrbuch für Spielmannszüge nahm Gestalt an, die Übungsleiterausbildungs- und -prüfungsordnung wurde bestätigt, ein Gleiches für die Kampfrichter getan, und auch die Rechts- und Auszeichnungsordnung gehört seit diesem Jahr zu den Arbeitsunterlagen der Spielleutebewegung des DTSB.
Dieser Nachholebedarf konnte nur bestätigt werden, weil es gelang, durch konkrete Zielstellung und Kontrolle die Leitungstätigkeit auf zentraler Ebene zu straffen und die Funktionäre zum verantwortungsvolleren Handeln zu erziehen.
Im Hinblick auf 1970 sind die Vorbereitungen für die „Deutsche Meisterschaft der DDR“, das „Aufstiegsturnier zur Sonderklasse“, die „DDR-Bestenermittlungen der Schalmeien und Fanfaren“ neben den Bezirksmeisterschaften allseitig vorbereitet, um den Spielleuten des DTSB für die nächsten 365 Tage ein reiches Betätigungsfeld zu bieten. B.S.