Spielmannszug Friedland: Unterschied zwischen den Versionen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 34: | Zeile 34: | ||
Die Stadt Friedland stellte uns 1961 in der Mühle einen Raum unter der Bedingung zur Verfügung, ihn selbst auszubauen und einzurichten und darüber hinaus die restlichen Räume im Obergeschoß für die Freie Deutsche Jugend (FDJ) herzurichten. Alle Kollegen des Spielmannszuges packten mit an und schufen sich dort ein Kleinod, einen kleinen, aber eigenen Kulturraum. Dieser Raum mußte vom Grund auf neu ausgebaut und gestaltet werden, vom Fußboden bis zur Decke, von der Innenraumgestaltung bis zum Polstern der Stühle. Viele Schweißtropfen sind dabei geflossen, aber wir schufen uns einen eigenen Raum, der uns manche guten Dienste geleistet hat. | Die Stadt Friedland stellte uns 1961 in der Mühle einen Raum unter der Bedingung zur Verfügung, ihn selbst auszubauen und einzurichten und darüber hinaus die restlichen Räume im Obergeschoß für die Freie Deutsche Jugend (FDJ) herzurichten. Alle Kollegen des Spielmannszuges packten mit an und schufen sich dort ein Kleinod, einen kleinen, aber eigenen Kulturraum. Dieser Raum mußte vom Grund auf neu ausgebaut und gestaltet werden, vom Fußboden bis zur Decke, von der Innenraumgestaltung bis zum Polstern der Stühle. Viele Schweißtropfen sind dabei geflossen, aber wir schufen uns einen eigenen Raum, der uns manche guten Dienste geleistet hat. | ||
Im Jahre 1961 hatte der Spielmannszug vorerst seinen qualitativen und quantitativen Höhepunkt erreicht. Es wurden 21 Märsche mehrstimmig gespielt. Zu dem bereits vorhandenen Repertoire waren folgende Märsche hinzugekommen: Gruß an Kiel, Frei weg, In die weite Welt, Völkerfreundschaft, Turnermarsch, Revue-Marsch, Tübinger Marsch und Zum Städtel hinaus. Der Zugang an neuen Kollegen war enorm und der Abgang einiger Kollegen sehr gering. | |||
=== Der FDGB Spielmannszug Friedland 1962 bis 1968 === | |||
Durch die qualitative Steigerung unserer Leistung und durch ein vorbildliches Auftreten in der Öffentlichkeit, stieg das Ansehen und unsere Popularität auch auf höherer Ebene im Kreis, im Bezirk und darüber hinaus. Bei den Bezirksausscheiden 1960/61 und 1962 wurde der Zug mit dem Prädikat „Sehr gut“ und „ausgezeichnet“ bewertet und eingestuft. Dank der tatkräftigen Unterstützung des Kreisvorstandes des FDGB und dessen Kulturleiters, der Kollegin Edith Rütz, sowie der Hilfe durch den Ortsvorstand des FDGB mit seinem Vorsitzenden, Kollegen Hubert Müller, war es uns möglich, alle fehlenden Gegenstände an Bekleidung und Ausrüstung zu beschaffen bzw. zu vervollständigen. Angefangen von der Mützenkordel und metallsilbernen- roten Schwalbennestern, den Tragegerüsten, Flötentaschen und Notenmaterial bis hin zu einer Sommerkluft mit weißen Hosen und Mützen (sehr zum Leidwesen für unsere Frauen, die das alles für uns sauber und in Ordnung hielten). Außerdem besaßen wir zu dieser Zeit bereits 3 Lyras. Tatkräftig hatte uns der FDGB Kreisvorstand mit einer beträchtlichen Summe unter die Arme gegriffen. | |||
Bis Ende 1967 nannte sich unser Kollektiv „FDGB Spielmannszug Friedland“ . Der FDGB Kreisvorstand Neubrandenburg war bis zum 20. Jahrestag des Spielmannszuges am 03.Juni 1979 Hauptträger unseres Kollektivs. Die Kollegin Edith Rütz vom Kreisvorstand begleitete uns auf diesem Weg und wurde während dieser Zeit von uns scherzhalber „die Marketenderin und Murtter des Spielmannszuges“ genannt. | |||
Wir nahmen, wie schon erwähnt, an den Bezirksausscheiden teil, aber die Kollegen des Spielmannszuges wollten mehr, höhere Ziele wurden gesteckt. Überbezirkliche Ausscheide, eine klassifizierte Einstufung und Teilnahme an Turn und Sportfesten auf zentraler Ebene ........ Das bedeutete, daß alle Kollegen Mitglieder des DTSB werden, und eine Sportgemeinschaft angehören mußten, denn nur dann durften wir an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Das bedeutete aber auch, daß unser Repertoire an Musikstücken nicht ausreichte und wir die Musikstücke des DTSB, Abteilung Spielleutebewegung, einüben mußten. Es war ein völliger Neubeginn. | |||
In einer Versammlung wurde darüber abgestimmt und 90 % unserer Kollegen stimmten für die Aufnahme in den DTSB. Wir stellten den Antrag bei der BSG Traktor Friedland und wurden aufgenommen. Unser Zug nannte sich ab 1968 „FDGB Spielmannszug des DTSB der BSG Traktor Friedland“. Wir erhielten neue Kluften, ganz in weiß, und der FDGB blieb auch weiterhin unsere materielle Stütze. | |||
=== DTSB Spielmannszug 1968 - 1974 === | |||
Im Sommer 1968 sollte im Rahmen der Ostseewoche eine zentrale Einstufung der Sportspielmannszüge der DDR in Rostock stattfinden. Voller Aufregung und Erwartung nahmen wir dort, daß erste mal in diesem Rahmen, am Wettbewerb teil. Gewertet wurden einheitliche Bekleidung, Ordnung und Sauberkeit aller Sachen, exakter Auftritt und sauberes und mehrstimmiges Spielen ........ Wir besaßen nur einige wenige Unterlagen ( Noten ) über DTSB-Märsche und Originalnoten von unseren bisher gespielten Stücken besaßen wir auch kaum. Noten wurden aber verlangt -- also was tun? Zu unserem Glück wurden nur zwei Stücke für den Auftritt verlangt und so übten wir zwei Märsche ein, die in den allgemeinen Notenunterlagen des DTSB vorhanden waren und bei der zentralen Spielleutekommission vorlagen. Der Marsch „Groß Berlin“ machte uns keine Sorgen, denn dafür lag das komplette Notenmaterial bei uns vor. Kopfzerbrechen bereitete uns der Marsch „Grüße aus Dortmund“. Wir hatten dafür nur geschriebene Unterlagen, die uns 1966 der DTSB Zug aus Parchim bei einem Besuch zur Verfügung gestellt hatte. Doch wir übten nach diesen Noten das STück ein und waren stolz, als wir am 1. Mai mit diesem Stück durch Friedland marschierten. | |||
Zwei Tage bevor wir nach Rostock zum Ausscheid fahren sollten, hörten wir diesen Marsch im Radio und mußten mit Schrecken feststellen, daß das Mittelstück in einem ganz anderen Rhythmus und Takt gespielt wurde... Also wurde am Vorabend auf dem Friedländer Sportplatz noch einmal 3 Stunden geübt, um den richtigen Takt zu haben. Alles schien im Lot zu sein, nur unser Schlagzeuger Erwin Parschau hatte mit den Doppelschlägen noch seine Schwierigkeiten. Auf der Hinfahrt kurz vor Rostock in einem Wäldchen noch eine Rast und ... der Doppelschlag geübt. Und dann in Rostock unser Auftritt ... Blut und Wasser haben wir geschwitzt als unerfahrene Neulinge...... Doch nach dem ersten Stück, wofür wir viel Applaus erhielten, wurden wir ruhiger und sicherer und ... gaben alles beim „Dortmunder“... Zwar gab es bei der Jury einige erstaunte Blicke und wir erhielten auch weniger Beifall, aber wir waren zufrieden. Unser Ziel hatten wir erreicht. Wir wurden Bezirksmeister des Bezirkes Neubrandenburg und in die Leistungsklasse IIl eingestuft, was der Bezirksklasse im Fußball entsprach. Groß war unser Erstaunen aber beim gemeinsamen Spiel aller Züge, denn erst da bemerkten wir, daß dieser Marsch in ganz anderen Duren gespielt wurde. | |||
Wir besorgten uns schnellstens das nötige Notenmaterial für alle erforderlichen Musik. Weiterhin nahmen wir Verbindung zu einem Spitzenkollektiv im DDR Maßstab, dem Spielmannszug Wismar, auf und schlossen einen Patenschaftsvertrag. Wir wollten lernen und haben gelernt. Die Übungsleiter aus Wismar kamen viele Male an Wochenenden nach Friedland und übten mit uns am Sonnabend und am Sonntag unermüdlich. Die Sportfreunde Rudloff und Fick waren während dieser Zeit Freund und Helfer. Viele Male nahmen wir auch mit einer starken Delegation unseres Kollektivs an dreitägigen Wochenendlehrgängen des Bezirkes Rostock, in Kühlungsborn teil. Dort lernten wir auch den damaligen musikalischen Leiter und Stabführer der Zentralen Spielleutekommission der DDR, den späteren Stabführer des NVA Spielmannszuges vom Wachregiment Berlin, Genossen Günther Bodenstein kennen, der uns 1971 in Friedland besuchte. | |||
Was man durch viel Fleiß und Ausdauer erreichen kann, erfuhren wir im Jahre 1969. Zum Ausscheid der 3 Nordbezirke in Neubrandenburg übten wir 7 völlig neue Märsche ein. Groß Berlin; Sturmlied der freien Turner; Fichtemarsch; Laridah; Gruß an die Heimat; Jubelklänge und Grüße aus Dortmund . Eine Woche vor dem Ausscheid wurde der Sonntag ein ganztägiger Übungstag in der Gemeinde Schwichtenberg...... Und dann ging es nach Neubrandenburg. Es wurden wieder zwei Märsche verlangt. Als Kürmarsch hatten wir uns einen Marsch mit hohem Schwierigkeitsgrad ausgesucht - Jubelklänge - . Als Pflichtmarsch wurde von der Schiedskommission das - Sturmlied der freien Turner - gezogen und bekanntgegeben. %Vir wurden wieder Bezirksmeister des Bezirkes Neubrandenburg und unser Auftritt wurde mit sehr hohen Noten bewertet. | |||
Nach der zentralen Überprüfung aller Ausscheide in der DDR und der Einschätzung durch die Zentrale Spielleutekommission, erhielten wir die freudige Mitteilung, daß unser Zug aufgrund des ausgezeichneten Abschneidens in Neubrandenburg und der dafür erhaltenen hohen Punktzahl die Leistungsklasse II übersprungen hätte und in die Leistungsklasse I eingestuft sei. Zugleich erfolgte die Einladung zur Teilnahme am zentralen Turn-und Sportfest 1969 in Leipzig. Das war ein Ergebnis, womit wir alle nicht gerechnet hatten, im Jahr des 10jährigen Bestehens unseres Zuges und zum 725jährigen Bestehen unserer Heimatstadt Friedland. | |||
== Vorgänger == | == Vorgänger == | ||
* FDGB Spielmannszug Friedland (1959-1967) | |||
* FDGB Spielmannszug des DTSB der BSG Traktor Friedland (1968-) | |||
[[Kategorie:Verein]] | [[Kategorie:Verein]] | ||
[[Kategorie:Aufgelöster Verein]] | [[Kategorie:Aufgelöster Verein]] |
Version vom 23. August 2024, 07:19 Uhr
Spielmannszug Friedland | |
Gründung: | 1959 |
Auflösung: | 2002 |
Geschichte
Aus der Chronik vom Juni 1999 von Detlef Schmidt, dem letzten Vereinsleiter (Herzlichen Dank für das zur Verfügung stellen!)
Die Neugründung eines Fredländer Spielmannszuges
Der Rat der Stadt Friedland, die Ortsleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland und die Ortsleitung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbund traten im Mai 1959 an den Kollegen Heinz Günther mit der Bitte heran, ehemalige Kollegen der Spielleutebewegung aufzusuchen, um mit ihnen gemeinsam wieder einen Spielmannszug ins Leben rufen zu können. In Friedland, in unserer Heimatstadt, in der die Geschichte der Spielleutebewegung mitgeschrieben wurde.
Der Kollege Günfher erklärte sich bereit und machte sich an die Arbeit. Viele Besuche und Gespräche mit ehemaligen Kollegen waren zu führen. Er suchte jeden einzeln auf, um diesen oder jenen für die Sache zu gewinnen. Am 3. Juni 1959 trafen sich die folgenden Kollegen im VEB Zuckerfabrik Friedland zur Aussprache zwecks Gründung eines Spielmannszuges : Heinz Günther, Walter Schulz, Willi Blankenburg, Hugo Grell, Heinrich Köhn, Werner Hildebrand, Walter Kowalski, Horst Berg, Bruno Hartmann, Hans Mittelstädt, Heinz Neumann, Karl Düsing und Karl Krüger. Vom Rat der Stadt waren der Bürgermeister, Herr Flögel, sowie die Herren Heinz Schünemann und Karl Spietz anwesend. Von der Ortsleitung der SED der Ortssekretär, Sebastian Hirschl und vom Ortsvorstand des FDGB der Vorsitzende Rudolf Krasemann.
Die Kollegen Karl Krüger und Karl Düsing waren aus Altersgründen nicht mehr bereit, aktiv im Spielmannszug mitzuarbeiten. Alle anderen Kollegen erklärten ihre Bereitschaft. Es wurde beschlossen, weitere Mitglieder für den Spielmannszug zu werben. Weiterhin wurde beschlossen, so schnell wie möglich Instrumente zu beschaffen, um mit dem Übungsbetrieb beginnen zu können. Die Stärkefabrik Friedland und der FDGB übernahmen die Patenschaft und der Kollege Rudolf Krasemann die persönliche Betreuung des neu gegründeten Kollektivs. Ihm ist es zu verdanken, daß dem Zug die nötigsten Instrumente, zehn Trommeln und 15 Flöten, schnell zur Verfügung standen.
Die Zeit bis zum 10. Jahrestag der DDR am 07.10.1959
Der Kollege Rudolf Krasemann wandte sich mit der Bitte an den Bezirks- bzw. Kreisvorstand des FDGB Neubrandenburg, die Kosten der Beschaffung von Uniformen für den Spielmannszug zu übernehmen und dafür zu sorgen, daß diese Sachen bis zum 10. Jahrestag der Republik zur Verfügung ständen. Dieser Bitte wurde von beiden Vorständen entsprochen. Die Freidländer Betriebe wurden aufgerufen, den Spielmannszug in materieller Hinsicht und bei der Werbung zu unterstützen.
Bis zum September 1959 wurden weitere Kollegen für die Mitarbeit im Zug gewonnen : Horst Bröckert, Gerhard Bünning, Horst Deusing, Ernst Krüger, Bruno Lerchenstein, Max Lerchenstein, Bruno Millermann, Hans Nietosdateck, Ewald Voß und Erhard Westphal.
Alle Kollegen erfüllten aufgrund ihrer hervorragenden Vorkenntnisse die Bedingungen für das Sportleistungsabzeichen der DDR in Silber, drei Kollegen sogar in Gold.
Die Verpflichtung unseres Zuges, bis zum 07.10.1959 sieben Märsche einzuüben und zu beherrschen, wurde realisiert. Mit unermütlichem Fleiß, wöchentlich 4 Übungsstunden im Freien an der Turnhalle am Hagedorn , unter der musikalischen Anleitung von Heinz Günther, Hugo Grell und Bruno Lerchenstein wurden folgende Märsche eingeübt : Weser Perle, Paukenmarsch, Jägermarsch, Freiheitsmarsch, Liebenmarsch ( PÜDÜ ) , Grüne Tracht und Yorkscher Marsch.
Als Leiter und Stabführer wurde der Kollege Heinz Günther, als technische Leiter die Kollegen Bruno Lerchenstein für Flöter und Hugo Grell für Trommler gewählt.
Ende September 1959 erhielt der Spielmannszug seine erste Uniformbekleidung. Blaue Tuchanzüge mit rot-weissen Schwalbennestern, eine Uniformmütze mit Abzeichen aber noch ohne Kordel, schwarze Halbschuhe und schwarzes Lederkoppel.
Die Zeit der Stabilisierung und Vervollkommnung bis 1961
Durch die Anschaffung von weileren Instrumenten, wie Schlagzeug und Lyra und deren Besetzung durch neu geworbene Kollegen, sowie die Erweiterung unseres Repertoire an Musikstücken, wurde die Vervollkommnung des Zuges vorangetrieben. Waren es bis zum 07.10.1959 sieben Musikstücke, so beherrschte der Spielmannszug am 01.05.1960 bereits dreizehn Märsche. Hinzu gekommen waren Spartacusmarsch, Kockeldütt, Rheinklänge, Brucker-Lagermarsch, Hoch Heidecksburg und Mein Regiment.
Leider muß aber auch gesagt werden, daß es für einige Kollegen nur ein spontanes Mitmachen gewesen ist. Sie schieden nach kurzer Zeit aus verschiedenen Gründen wieder aus dem Zug aus, so die Kollegen Millermann, Bröckert und Deusing. Diese minimalen Abgänge wurden jedoch durch einen enormen Zulauf kompensiert
In Bezug auf die Werbung neuer Mitglieder hat sich der Kollege Ewald Voß, bis zu seinem Ausscheiden aus gesundheitlichen Gründen, besonders verdient gemacht. Der Anteil der Kollegen im Zug aus seinem Betrieb, dem VEB(K) Bau Neubrandenburg, belief sich am 01.Mai 1960 auf zwölf Mitglieder. Dieser Anteil machte fast 50% des Zuges aus. Zählt man die Kollegen Neumann, Greil, Hildebrand, Berg, Krüger und Bruno Lerchenstein aus anderen Baubetrieben dazu, stellte zu dieser Zeit das Bauwesen mit 75% den Löwenanteil der Mitglieder des Spielmannszuges.
Die Kollegen des Spielmannszuges verlebten auch mit ihren Frauen und Partnem recht gemütliche Stunden. Unvergessen wird für jeden älteren Spielmann das erste gemütliche Beisammensein in der Schulspeisung „Mühle“ mit dem großen Gulasch-Essenl bleiben. Die Mühle wurde ab 1960 bis 1991 unser Stammquartier. Hier wurden zum größten Teil unsere Übungsabende durchgeführt, es fanden Versammlungen und Feiern statt. Die letzte dort durchgeführte Feier war der 70. Geburtstag unseres Kollegen Walter Schulz.
Die Stadt Friedland stellte uns 1961 in der Mühle einen Raum unter der Bedingung zur Verfügung, ihn selbst auszubauen und einzurichten und darüber hinaus die restlichen Räume im Obergeschoß für die Freie Deutsche Jugend (FDJ) herzurichten. Alle Kollegen des Spielmannszuges packten mit an und schufen sich dort ein Kleinod, einen kleinen, aber eigenen Kulturraum. Dieser Raum mußte vom Grund auf neu ausgebaut und gestaltet werden, vom Fußboden bis zur Decke, von der Innenraumgestaltung bis zum Polstern der Stühle. Viele Schweißtropfen sind dabei geflossen, aber wir schufen uns einen eigenen Raum, der uns manche guten Dienste geleistet hat.
Im Jahre 1961 hatte der Spielmannszug vorerst seinen qualitativen und quantitativen Höhepunkt erreicht. Es wurden 21 Märsche mehrstimmig gespielt. Zu dem bereits vorhandenen Repertoire waren folgende Märsche hinzugekommen: Gruß an Kiel, Frei weg, In die weite Welt, Völkerfreundschaft, Turnermarsch, Revue-Marsch, Tübinger Marsch und Zum Städtel hinaus. Der Zugang an neuen Kollegen war enorm und der Abgang einiger Kollegen sehr gering.
Der FDGB Spielmannszug Friedland 1962 bis 1968
Durch die qualitative Steigerung unserer Leistung und durch ein vorbildliches Auftreten in der Öffentlichkeit, stieg das Ansehen und unsere Popularität auch auf höherer Ebene im Kreis, im Bezirk und darüber hinaus. Bei den Bezirksausscheiden 1960/61 und 1962 wurde der Zug mit dem Prädikat „Sehr gut“ und „ausgezeichnet“ bewertet und eingestuft. Dank der tatkräftigen Unterstützung des Kreisvorstandes des FDGB und dessen Kulturleiters, der Kollegin Edith Rütz, sowie der Hilfe durch den Ortsvorstand des FDGB mit seinem Vorsitzenden, Kollegen Hubert Müller, war es uns möglich, alle fehlenden Gegenstände an Bekleidung und Ausrüstung zu beschaffen bzw. zu vervollständigen. Angefangen von der Mützenkordel und metallsilbernen- roten Schwalbennestern, den Tragegerüsten, Flötentaschen und Notenmaterial bis hin zu einer Sommerkluft mit weißen Hosen und Mützen (sehr zum Leidwesen für unsere Frauen, die das alles für uns sauber und in Ordnung hielten). Außerdem besaßen wir zu dieser Zeit bereits 3 Lyras. Tatkräftig hatte uns der FDGB Kreisvorstand mit einer beträchtlichen Summe unter die Arme gegriffen.
Bis Ende 1967 nannte sich unser Kollektiv „FDGB Spielmannszug Friedland“ . Der FDGB Kreisvorstand Neubrandenburg war bis zum 20. Jahrestag des Spielmannszuges am 03.Juni 1979 Hauptträger unseres Kollektivs. Die Kollegin Edith Rütz vom Kreisvorstand begleitete uns auf diesem Weg und wurde während dieser Zeit von uns scherzhalber „die Marketenderin und Murtter des Spielmannszuges“ genannt.
Wir nahmen, wie schon erwähnt, an den Bezirksausscheiden teil, aber die Kollegen des Spielmannszuges wollten mehr, höhere Ziele wurden gesteckt. Überbezirkliche Ausscheide, eine klassifizierte Einstufung und Teilnahme an Turn und Sportfesten auf zentraler Ebene ........ Das bedeutete, daß alle Kollegen Mitglieder des DTSB werden, und eine Sportgemeinschaft angehören mußten, denn nur dann durften wir an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Das bedeutete aber auch, daß unser Repertoire an Musikstücken nicht ausreichte und wir die Musikstücke des DTSB, Abteilung Spielleutebewegung, einüben mußten. Es war ein völliger Neubeginn.
In einer Versammlung wurde darüber abgestimmt und 90 % unserer Kollegen stimmten für die Aufnahme in den DTSB. Wir stellten den Antrag bei der BSG Traktor Friedland und wurden aufgenommen. Unser Zug nannte sich ab 1968 „FDGB Spielmannszug des DTSB der BSG Traktor Friedland“. Wir erhielten neue Kluften, ganz in weiß, und der FDGB blieb auch weiterhin unsere materielle Stütze.
DTSB Spielmannszug 1968 - 1974
Im Sommer 1968 sollte im Rahmen der Ostseewoche eine zentrale Einstufung der Sportspielmannszüge der DDR in Rostock stattfinden. Voller Aufregung und Erwartung nahmen wir dort, daß erste mal in diesem Rahmen, am Wettbewerb teil. Gewertet wurden einheitliche Bekleidung, Ordnung und Sauberkeit aller Sachen, exakter Auftritt und sauberes und mehrstimmiges Spielen ........ Wir besaßen nur einige wenige Unterlagen ( Noten ) über DTSB-Märsche und Originalnoten von unseren bisher gespielten Stücken besaßen wir auch kaum. Noten wurden aber verlangt -- also was tun? Zu unserem Glück wurden nur zwei Stücke für den Auftritt verlangt und so übten wir zwei Märsche ein, die in den allgemeinen Notenunterlagen des DTSB vorhanden waren und bei der zentralen Spielleutekommission vorlagen. Der Marsch „Groß Berlin“ machte uns keine Sorgen, denn dafür lag das komplette Notenmaterial bei uns vor. Kopfzerbrechen bereitete uns der Marsch „Grüße aus Dortmund“. Wir hatten dafür nur geschriebene Unterlagen, die uns 1966 der DTSB Zug aus Parchim bei einem Besuch zur Verfügung gestellt hatte. Doch wir übten nach diesen Noten das STück ein und waren stolz, als wir am 1. Mai mit diesem Stück durch Friedland marschierten.
Zwei Tage bevor wir nach Rostock zum Ausscheid fahren sollten, hörten wir diesen Marsch im Radio und mußten mit Schrecken feststellen, daß das Mittelstück in einem ganz anderen Rhythmus und Takt gespielt wurde... Also wurde am Vorabend auf dem Friedländer Sportplatz noch einmal 3 Stunden geübt, um den richtigen Takt zu haben. Alles schien im Lot zu sein, nur unser Schlagzeuger Erwin Parschau hatte mit den Doppelschlägen noch seine Schwierigkeiten. Auf der Hinfahrt kurz vor Rostock in einem Wäldchen noch eine Rast und ... der Doppelschlag geübt. Und dann in Rostock unser Auftritt ... Blut und Wasser haben wir geschwitzt als unerfahrene Neulinge...... Doch nach dem ersten Stück, wofür wir viel Applaus erhielten, wurden wir ruhiger und sicherer und ... gaben alles beim „Dortmunder“... Zwar gab es bei der Jury einige erstaunte Blicke und wir erhielten auch weniger Beifall, aber wir waren zufrieden. Unser Ziel hatten wir erreicht. Wir wurden Bezirksmeister des Bezirkes Neubrandenburg und in die Leistungsklasse IIl eingestuft, was der Bezirksklasse im Fußball entsprach. Groß war unser Erstaunen aber beim gemeinsamen Spiel aller Züge, denn erst da bemerkten wir, daß dieser Marsch in ganz anderen Duren gespielt wurde.
Wir besorgten uns schnellstens das nötige Notenmaterial für alle erforderlichen Musik. Weiterhin nahmen wir Verbindung zu einem Spitzenkollektiv im DDR Maßstab, dem Spielmannszug Wismar, auf und schlossen einen Patenschaftsvertrag. Wir wollten lernen und haben gelernt. Die Übungsleiter aus Wismar kamen viele Male an Wochenenden nach Friedland und übten mit uns am Sonnabend und am Sonntag unermüdlich. Die Sportfreunde Rudloff und Fick waren während dieser Zeit Freund und Helfer. Viele Male nahmen wir auch mit einer starken Delegation unseres Kollektivs an dreitägigen Wochenendlehrgängen des Bezirkes Rostock, in Kühlungsborn teil. Dort lernten wir auch den damaligen musikalischen Leiter und Stabführer der Zentralen Spielleutekommission der DDR, den späteren Stabführer des NVA Spielmannszuges vom Wachregiment Berlin, Genossen Günther Bodenstein kennen, der uns 1971 in Friedland besuchte.
Was man durch viel Fleiß und Ausdauer erreichen kann, erfuhren wir im Jahre 1969. Zum Ausscheid der 3 Nordbezirke in Neubrandenburg übten wir 7 völlig neue Märsche ein. Groß Berlin; Sturmlied der freien Turner; Fichtemarsch; Laridah; Gruß an die Heimat; Jubelklänge und Grüße aus Dortmund . Eine Woche vor dem Ausscheid wurde der Sonntag ein ganztägiger Übungstag in der Gemeinde Schwichtenberg...... Und dann ging es nach Neubrandenburg. Es wurden wieder zwei Märsche verlangt. Als Kürmarsch hatten wir uns einen Marsch mit hohem Schwierigkeitsgrad ausgesucht - Jubelklänge - . Als Pflichtmarsch wurde von der Schiedskommission das - Sturmlied der freien Turner - gezogen und bekanntgegeben. %Vir wurden wieder Bezirksmeister des Bezirkes Neubrandenburg und unser Auftritt wurde mit sehr hohen Noten bewertet.
Nach der zentralen Überprüfung aller Ausscheide in der DDR und der Einschätzung durch die Zentrale Spielleutekommission, erhielten wir die freudige Mitteilung, daß unser Zug aufgrund des ausgezeichneten Abschneidens in Neubrandenburg und der dafür erhaltenen hohen Punktzahl die Leistungsklasse II übersprungen hätte und in die Leistungsklasse I eingestuft sei. Zugleich erfolgte die Einladung zur Teilnahme am zentralen Turn-und Sportfest 1969 in Leipzig. Das war ein Ergebnis, womit wir alle nicht gerechnet hatten, im Jahr des 10jährigen Bestehens unseres Zuges und zum 725jährigen Bestehen unserer Heimatstadt Friedland.
Vorgänger
- FDGB Spielmannszug Friedland (1959-1967)
- FDGB Spielmannszug des DTSB der BSG Traktor Friedland (1968-)