Der Tambour/Ausgabe 1968 03: Unterschied zwischen den Versionen
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=== Sechzigjähriges in Leipzig-Leutzsch === | |||
'''■ Jubiläum des Spielmannszuges der BSG Stahl Megu''' | |||
'''■ Großveranstaltungen mit über 400 Spielleuten in der Messestadt Leipzig''' | |||
[[Datei:DerTambour1968-3-4-1.png|mini|Sportfreund '''Heinrich Sandmann''' — 48 Jahre Mitglied des Spielmannszuges, gehört als Techniker zu den Stützen in der Ausbildung und beim Einsatz.]] | |||
Sieht man ihnen heute zu, wie sie üben, durch die Straßen marschieren, einfach überall dort zu finden sind, wo sich Sportlerinnen und Sportler treffen, um im freundschaftlichen Wettstreit ihre Kräfte zu messen, dann denkt kaum einer an die Zeit vor 60 Jahren zurück, als der Grundstein für den heutigen Spielmannszug der BSG STAHL MEGU LEIPZIG gelegt wurde. | |||
[[Datei:DerTambour1968-3-4-2.png|mini|49 Jahre aktiv tätig im Spielmannszug Stahl Megu ist Sportfreund '''Kurt Riedrich''', der nun ebenfalls zu den ältesten Sportlern des Kollektivs zählt.]] | |||
Arthur und Hermann Kellner sowie Heinrich Funke sind jenes Dreigestirn, das im Jahre 1908 die ersten Schritte zur Bildung eines Spielmannszuges wagten. Lange Zeit verging, bis sich einige Interessenten, die gleich ihnen Lust und Freude am gemeinsamen Spiel fanden, zu dem Trio gesellten. | |||
Es dauerte ganze vier Jahre — dann marschierte der erste spielfähige Zug auf. Namen wie Otto Genärsch, Otto Riemann, Willi Schmidt, Paul Heim und Karl Lipinski, um nur einige zu nennen, sind mit dieser Zeit eng verbunden. Doch die Freude war von kurzer Dauer. 1914 brach der 1. Weltkrieg aus und viele Spielleute mußten die weiße Sportkleidung mit der „Feldgrauen“ vertauschen. | |||
Deutschland lebte in Not und Elend, als 1919 in der Sandgrube bei Röchling und Edelstahl die ersten Übungsstunden abgehalten wurden. Erfreulich war der starke Zugang von jungen Sportfreunden die es ermöglichten, daß der Zug mit 35 Spielleuten einer der spielstärksten Kollektive wurde. | |||
Wieder drohte mühsame Aufbauarbeit zu zerbrechen, als der Arbeitersport wenige Jahre später gespalten wurde. Doch die roten Sportler stellten einen Spielmannszug auf, der eine beachtliche Spielstärke entwickelte. | |||
Schwere Jahre für den Arbeitersport und seine Spielleute führten nicht zur Vernichtung der Züge, sondern festigten die Kollektive. Hitler und seine Hintermänner hatten ihre Ziele nicht erreicht. Den Ausweg, ihre Innen- und Außenpolitik erfolgreich zu beenden, suchten sie im 2. Weltkrieg. | |||
Tambour Erich Kellner war das erste Opfer dieses verbrecherischen Völkermordens. Ihm folgten innerhalb kurzer Zeit sieben weitere Spielleute. | |||
Im Vermächtnis der gefallenen Sportfreunde und auf den Traditionen aufbauend, fanden sich nach 1945 ehemalige Spielleute und interessierte Werktätige aus den umliegenden Betrieben zusammen, um einen neuen Spielmannszug im Westen der Messestadt aufzubauen. | |||
In der Sportgemeinschaft Leutzsch fanden die Sportler einen neuen Wirkurgskreis, dem sie auch heute noch, nun unter dem Namen Stahl Megu, die Treue halten. | |||
Die Parlamente der FDJ, die Weltfestspiele in Berlin, die Turn- und Sportfeste der DDR, Spielleutetreffen in allen Teilen unserer Republik und DDR-Bestenermittlungen waren auch für die Spielleute aus Leutzsch Höhepunkte in der bisherigen sportlichen Tätigkeit. | |||
Absoluter Mittelpunkt der vergangenen Jahre war allerdings das „Fünfzigste“. Mit dem Spielmannszug von Helmstedt waren selbst aus Westdeutschland Gäste angereist und die Spielleute unserer Republik fehlten ebenso wenig als Gratulanten. Ein Sternmarsch zum Gründerlokal, Großkonzerte auf verschiedenen Plätzen, ein Massenspiel von über 200 Spielleuten und selbstverständlich die Ehrung der Gründer gehörten zum Hauptteil des umfangreichen Programms. | |||
Nun steht das Sechzigste bevor, und man ist bemüht, noch mehr zu zeigen. Denn auch die letzten zehn Jahre haben den Spielmannszug der BSG Stahl Megu Leipzig weiter vorangebracht. | |||
Im Bezirk Leipzig gehören die Spielleute aus Leutzsch und Umgebung mit zur Spitze. Man sagt ihnen nach, sie seien die ewigen Zweiten (hinter Traktor Taucha). Auch im Republikmaßstab kann man die Schützlinge Kurt Kellners, der damit die begonnene Familientradition fortsetzt, zu den führenden Zügen zählen. | |||
Der Trägerbetrieb der BSG Stahl Megu anerkannte die Leistungen und zeichnete jedes Mitglied des Spielmannszuges für seine hervorragenne Einsatzbereitschaft und diszipliniertes Auftreten mit der „Aktivistennadel“ aus. | |||
Auch der DTSB und der DTV ehrten die Sportfreunde. So tragen heute Kurt Kellner die goldene, Heinrich Sandmann, Regina Kellner und Erich Schnabel die silberne sowie mehrere Sportfreunde die bronzene Ehrennadel des DTSB. | |||
Das V. Deutsche Turn- und Sportfest der DDR 1969 in Leipzig ist jetzt für den Spielmannszug eine der wichtigsten Aufgaben, auf die es sich zielgerichtet vorzubereiten gilt. Die Veranstaltungen dieses Jahres sollen deshalb genutzt werden, um das Kollektiv zu festigen und leistungsstärker zu entwickeln. | |||
Wünschen wir im Namen aller Spielleute unseres Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR den Spielleuten von Stahl Megu Leipzig für die Zukunft weitere gute Erfolge zum Nutzen unserer sozialistischen Sportbewegung. | |||
'''Festprogramm''' | |||
* '''3. Mai''' '''Festsitzung''' mit Vertretern des öffentlichen Lebens der Stadt Leipzig sowie Gästen zentraler Institutionen. | |||
* '''4. Mai''' '''Massenspiel''' aller in Leipzig weilenden Spielmannszüge und Schalmeienkapellen im Clara-Zetkin-Park. Platzkonzerte und eine '''Großveranstaltung im Felsenkeller.''' | |||
* '''5. Mai''' Großes Wecken '''Marsch zum Gründerlokal''' „Vater Jahn“ in Leutzsch. Kranzniederlegung am Grab der Gründer. Werbemarsch durch Lindenau und Leutzsch. '''Große Abschlußveranstaltung''' mit 400 Spielleuten und 200 Mitgliedern von Blasorchestern auf dem Leipziger Markt. | |||
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Version vom 31. Juli 2024, 10:16 Uhr
Aus archivarischen Gründen wurde bewusst darauf verzichtet, Wortlaute zu ändern. Für die Inhalte sind die entsprechenden Original-Autoren verantwortlich. Politisch-idealistische Ansichten, Meinungen oder Aufrufe spiegeln die damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten wider und nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers!
1. Jahrgang, Ausgabe März 1968
Seite 1
Zum 20. Jahrestag unserer Republik: Gesund und leistungsfähig, lebensfroh und optimistisch für Frieden und Sozialismus!
Alle treiben Sport!
LEIPZIG erwartet die Spielleute
Von Alfred Heil, Vizepräsident des DTSB
Die bisherigen Turn- und Sportfeste der DDR waren nicht nur Höhepunkte in unserem sportlichen und kulturellen Leben, sie dienten vor allem auch der Weiterentwicklung des Volks- und Leistungssportes, sie setzten darüber hinaus neue Maßstäbe für die Gesamtentwicklung der sozialistischen Körperkultur in unserer Republik.
Dem nächsten Nationalfest der sozialistischen Körperkultur, das vom 24. bis 27. Juli 1969 in der Turnfeststadt Leipzig stattfindet, liegen die großen Ideen und wegweisenden Beschlüsse des VII. Parteitages der SED zur Vollendung des Sozialismus zugrunde.
Fortsetzung auf Seite 2
»der tambour« sucht Veteranen
Die Redaktion „der tambour“ bittet alle Sportfreunde, die Veteranen der Spielleutebewegung kennen oder im eigenen Zug Spielleute wissen, die schon seit mehr als 40 Jahren als Spielmannn tätig sind, sich mit der Redaktion in Verbindung zu setzen. Wir meinen, daß diesen Sportlern in unserer Zeitung einige Worte des Dankes und der Anerkennung für ihre geleistete Arbeit zukommen sollten.
Eine recht nette Überraschung bereiteten die Spielleute der BSG Stahl Brandenburg am Internationalen Frauentag ihren eigenen Frauen.
Sie hatten ihre „besseren Hälften“ eingeladen, um ihnen für ihr dauerndes Verständnis, das sie der Tatigkeit der Brandenburger Spielleute entgegenbringen, mit ein paar netten gemeinsam verlebten Stunden zu danken, „denn die Brandenburger Frauen sehen in der Spielleutebewegung mehr als nur die sportliche Seite“, schreibt uns Sportfreund Ulrich in seinem Brief.
Sportler als Kämpfer
In der heutigen Ausgabe, die als Sondernummer in Vorbereitung des V. Deutschen Turn- und Sportfestes erscheint, beginnen wir mit der Veröffentlichung von Erlebnisberichten alter Spielleute aus der Zeit des Arbeitersportes im Kampf gegen Faschismus und Krieg. Wir werden diese Form der Popularisierung in der Septemberausgabe fortsetzen. Lesen Sie ab Seite 6.
Seite 2
Zechlin war mehr als nur ein Trainingslager
Wie wir bereits in unserer Februarausgabe berichteten, verbrachten über 120 Berliner Mädchen und Jungen ihre diesjährigen Winterferien in zwei Durchgängen in Zechlin.
Ein gut vorbereiteter Ausbildungs- und entsprechend abgestimmter Freizeitplan sorgten bei ausgezeichneter Verpflegung und vielen Abwechslungen neben der täglichen Trainingsarbeit für eine gute Erholung.
Wenn auch die Ausbildung an den jeweiligen Instrumenten und das gemeinsame Spielen eines Marsches den Hauptinhalt bildeten, so kann nach der Rückkehr der Kinder auch von anderen guten Ergebnissen berichtet werden.
Im Rahmen eines Vietnam-Basars erreichten die Kinder durch allerlei Bastelarbeiten und Spenden einen Betrag von 240 Mark für die Kinder Vietnams. Am großen Schießwettbewerb „Trommelscheibe“ wurde ebenso teilgenommen wie selbstverständlich am Lagerfasching.
Auch die Pflege der Traditionen der deutschen Arbeiterklasse nahm einen nicht unbedeutenden Platz ein. Gespräche über das Leben und Wirken führender Repräsentanten unseres Staates und eine Kranzdelegation an Gedenkstätten vermittelten den Jüngsten einen tiefen Einblick in das Schaffen bekannter Widerstandskämpfer.
Na, und das am Ende des Winterlagers der Marsch „Turner, auf zum Streite“ beherrscht wurde, versteht sich wohl von selbst.
400,- Mark für den Sieger
Unser großer Wettbewerb zum V. Deutschen Turn- und Sportfest läuft nun schon fast einen Monat. Der Redaktion gehen aus allen Teilen der Republik Zuschriften zu, in denen sich Gemeinschaften für diesen Wettbewerb aussprechen, ihre Zielstellungen mitteilen und gleichzeitig allen beteiligten Zügen beste Erfolge wünschen.
Bis zur ersten Auswertung im September ist noch etwas Zeit, doch wir möchten heute die festgelegten Preise veröffentlichen.
Wie bekannt, wird der Wettbewerb in zwei Gruppen geführt. Auf Grund der zahlenmäßigen Größe der Gruppe 1 (Spielmannszüge) liegt hier selbstverständlich der Wert etwas höher.
Die jeweiligen Etappensieger jeder Gruppe erhalten einen Wimpel und eine Urkunde, die in ihrem Besitz verbleiben (das gilt für alle 3 Etappen). Zur Endauswertung (Addition der drei Etappenergebnisse) werden folgende Preise vergeben:
- Gruppe 1
- Sieger 1 Wimpel, 1 Urkunde und 400 M
- Zweiter 1 Urkunde und 250 M
- Dritter 1 Urkunde und 100 M
- Gruppe 2
- Sieger 1 Wimpel, 1 Urkunde und 130 M
- Zweiter 1 Urkunde und 80 M
- Dritter 1 Urkunde und 40 M
republik-rundschau
EINE MUSIKPARADE, die im Rahmen der DDR-Bestenermittlung der Fanfarenzüge am 13. Oktober in Neustadt/Orla stattfinden soll, wird gegenwärtig von den Gastgebern vorbereitet.
15JÄHRIGES JUBILÄUM feiert am 26. Mai 1968 der Spielmannszug der BSG Motor Köthen (Bez. Halle). Die Bezirksmeisterschaften der Bezirke Halle und Magdeburg werden aus diesem Anlaß nicht am 16. Juni in Halle, sondern am 26. Mai 1968 in Köthen veranstaltet.
VERÄNDERT hat sich auch der Austragungsort der Bezirksmeisterschaften für die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl. Nicht Weimar-Buchenwald, sondern Gotha (Bez. Erfurt) erlebt am 26. Mai 1968 den Kampf um die Punkte.
ENDE JUNI können alle Spielleute mit dem Erscheinen der neuen Wettkampfordnung rechnen, die nach eingehender Beratung von der Kommission Spielmannszüge abgeschlossen wurde, nachdem aus verschiedenen Gemeinschaften zum Entwurf Änderungsanträge eingegangen waren.
GÄSTE aus der ČSSR hatte der Spielmannszug der ZSG Pulsnitz (Bez. Dresden). Eine Blaskapelle unseres Nachbarlandes weilte in der Pfefferkuchenstadt und erwartet nun die Pulsnitzer Spielleute in ihrer Heimat.
(Fortsetzung von Seite 1)
Das V. Deutsche Turn- und Sportfest der DDR ist der würdige Beitrag unseres sozialistischen Sportverbandes zum 20. Jahrestag unserer sozialistischen Republik. Es dient ihrer allseitigen Stärkung und der Entwicklung einer sozialistischen Menschengemeinschaft.
Aus dieser Tatsache ergibt sich, daß das gesamte sportliche und kulturell-künstlerische Niveau des Festes gegenüber den früheren Turn- und Sportfesten bedeutend höher sein muß.
Besonders die Hauptveranstaltungen, die Sportschau und Festübungen, die Eröffnungs- und Abschlußveranstaltung, der Festzug und die Fahnenweihe, in denen jeweils die Spielmannszüge des DTSB aktiv mitwirken, werden das Anwachsen unserer Sportbewegung dokumentieren.
Leipzig erwartet etwa 5000 Spielleute des DTSB, die mit ihren Spielmannszügen, Blasorchestern, Schalmeienkapellen und Fanfarenzügen anreisen werden.
Das ist schon heute Ansporn und Verpflichtung zu neuen und größeren Leistungen. Wir freuen uns darüber, daß viele Spielleute in ihren Kollektiven die Wochen der Diskussion zum Entwurf unserer sozialistischen Verfassung zum Anlaß nahmen, um weitere Taten in Vorbereitung des V. Deutschen Turn- und Sportfestes vorzuweisen.
Die wichtigste Aufgabe in diesem Jahr und damit Gradmesser des gegenwärtigen Leistungsniveaus unserer Spielleute, ist die Durchführung der ersten selbständigen Musikparade der Spielleutebewegung des DTSB am 29. Juni 1968 im Berliner Walter-Ulbricht-Stadion.
Für die umfangreichen Übungsstunden und die Erfüllung der vor allen Sportlerinnen und Sportlern stehenden ehrenvollen, aber auch schönen Aufgaben, wünsche ich allen Mitgliedern der Spielleutebewegung des DTSB viel Erfolg.
Seite 3
Auch in der Ausbildung auf neuen Wegen
15 Sportfreunde, davon 11 unter 20 Jahre, hatten sich aus dem Bezirk Leipzig in der DTSB-Bezirkssportschule Halle/Leipzig im Rahmen eines Nachwuchs-Übungsleiter-Lehrganges zusammengefunden.
Unter Leitung der Sportfreunde G. Rissel, H. Sandmann und W. Stephan wurde erstmals eine neue Form und Methode in der Aus- und Weiterbildung von Übungsleitern praktiziert, die, wenn die notwendigen Schlußfolgerungen gezogen werden, wesentliche Verbesserungen in der theoretischen und praktischen Ausbildung unserer Techniker ermöglichen.
Die teilnehmenden Sportfreunde verfügten über ein recht unterschiedliches Wissen, und es wurde deutlich, daß einigen Sportfreunden bereits in der Grundausbildung durch ihre Züge nicht die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt wurden.
Es kann eingeschätzt werden, daß alle Teilnehmer des Lehrganges in Weißenfels etwas hinzugelernt haben, doch zur Überreichung des Übungsleiterausweises gab es bei diesem und jenem noch Bedenken.
So konnten 5 Sportfreunde, vorrangig Pioniere, den Helferausweis, 6 Sportfreunde den Übungsleiterausweis der Stufe 1 und der erst 17-jährige Helmar Quaas von der BSG Aktivist Wintersdorf als einziger den Nachweis für die Stufe 2 in Empfang nehmen.
Zur Prüfung hatten alle Lehrgangsteilnehmer 26 Fragen auf einem Notenblatt zu beantworten und außerdem eine praktische Aufgabe mit ihrem Instrument zu lösen. Dabei zeigte sich, daß einige Sportfreunde über größere theoretische als praktische Kenntnisse verfügen.
Alles in allem ein guter Anfang, der Schule machen wird. G. Rissel
Allseitige Steigerung der Qualität ist unbedingt erforderlich
Nach den bisherigen Tagungen der Kommission Schalmeienkapellen läßt sich einschätzen, daß in der zurückliegenden Zeit eine recht gute Arbeit geleistet wurde.
Es geht im Augenblick in unserer Arbeit um die Erhöhung der Qualität in musikalischer Beziehung, des Auftretens in der Öffentlichkeit und damit eng verknüpft um eine Richtlinie für die gesamte weitere Arbeit.
Etwa 25 Kapellen erhielten von uns ein Anschreiben, in dem sie zur aktiven Mitarbeit aufgefordert wurden. Leider kamen nur 12 unserer Bitte nach. Da wir der Auffassung sind, daß außerdem auch einige Kapellen keine Anschreiben erhielten, weil die jeweilingen Bezirksvorsitzenden ihrer Pflicht nur ungenügend nachkamen, bitten wir diese Sportfreunde, ihre Meldung nachzuholen.
Grundlage unserer praktischen Tätigkeit ist ein Plan, der vor allem die Weiterbildungsprobleme zum Inhalt hat. Alle Stabführer und Techniker werden demnach zu einem Lehrgang geladen, der gegenwärtig vorbereitet wird. Zur Lösung der unmittelbar vor uns stehenden Aufgaben hat die Kommission Schalmeienkapellen beschlossen:
1. Alle zentralen Wettbewerbe werden in zwei Durchgängen durchgeführt. Es müssen drei Kürmärsche gemeldet werden. Einen Kürmarsch wählt die Kapelle selbst aus, der andere wird vom Kampfgericht bestimmt. Der Pflichtmarsch wird für alle SK vom Hauptkampfrichter gezogen.
2. Folgende Pflichtmärsche wurden festgelegt: „Marsch der sowjetischen Luftstreitkräfte“, „Spartakusmarsch“, „Aktivistenmarsch“, „Fichtemarsch“, „Festmarsch“, „Jugend voran“ (Blaues Heft). Für die Leistungsklasse 1 fallen die Märsche 16 und 22 weg.
3. Nach den Bezirkswettkämpfen werden alle SK in die entsprechenden Klassen eingestuft, wobei die Punktzahl entscheidet.
Im Mai findet die nächste Beratung der Kommission statt. Alle eingehenden Fragen werden dort behandelt und anschließend beantwortet.
Günter Schlaefke
Dies und Das
FESTGELEGT hat die Kommission Fanfarenzüge auf ihrer letzten Beratung die ersten drei Pflichtmärsche Es sind dies: „Erfurtermarsch“, Sportler voran“ und „Ruf der Jugend“.
TROMMELNOTEN vom „Helenenmarsch“ sucht die BSG Stahl Megu Leipzig. Zuschriften sind an die Redaktion zu richten.
RICHTIG heißt die Bezeichnung für die Leitung unserer Spielleute „Zentrale Spielleutekommission“. In den Bezirken lautet sie demzufolge „Bezirksspielleutekommission“. Der häufig noch benutzte Stempel „Kommission Musik und Spielmannszüge“ sollte sofort aus dem Verkehr gezogen werden, da seine Aufschrift falsch ist.
IM SEPTEMBER erscheint in Vorbereitung des V. Deutschen Turn- und Sportfestes eine weitere Sonderausgabe „der tambour“ durch die Zentrale Spielleutekommission.
Ein 3. Patz beim Ausscheid für Kapelen der Landgemeinden, der Aufstieg zur Sonderklasse im Jahre 1966 und ein 2. Platz im Rahmen eines Sonderklassenwettkampfes, aus Anlaß des 60jährigen BSG-Jubiläums, sind die markanten Erfolge der Schalmeienkapelle BSG Traktor Großsteinberg, Bezirk Leipzig.
1950 gegründet, mußte das Kollektiv nach 10jähriger Zusammenarbeit erneut von vorn anfangen, da 18 der 20 Sportfreunde wegen Überalterung ausgeschieden waren.
Damals waren es in der Mehrzahl Jugendliche bis zu 21 Jahren, die in der Kapelle mitwirken wollten und im Verlauf der letzten Jahre entscheidend zu den Erfolgen beitrugen.
Wünschen wir den Großsteinbergern auch weiterhin gute Ergebnisse.
Seite 4
Sechzigjähriges in Leipzig-Leutzsch
■ Jubiläum des Spielmannszuges der BSG Stahl Megu
■ Großveranstaltungen mit über 400 Spielleuten in der Messestadt Leipzig
Sieht man ihnen heute zu, wie sie üben, durch die Straßen marschieren, einfach überall dort zu finden sind, wo sich Sportlerinnen und Sportler treffen, um im freundschaftlichen Wettstreit ihre Kräfte zu messen, dann denkt kaum einer an die Zeit vor 60 Jahren zurück, als der Grundstein für den heutigen Spielmannszug der BSG STAHL MEGU LEIPZIG gelegt wurde.
Arthur und Hermann Kellner sowie Heinrich Funke sind jenes Dreigestirn, das im Jahre 1908 die ersten Schritte zur Bildung eines Spielmannszuges wagten. Lange Zeit verging, bis sich einige Interessenten, die gleich ihnen Lust und Freude am gemeinsamen Spiel fanden, zu dem Trio gesellten.
Es dauerte ganze vier Jahre — dann marschierte der erste spielfähige Zug auf. Namen wie Otto Genärsch, Otto Riemann, Willi Schmidt, Paul Heim und Karl Lipinski, um nur einige zu nennen, sind mit dieser Zeit eng verbunden. Doch die Freude war von kurzer Dauer. 1914 brach der 1. Weltkrieg aus und viele Spielleute mußten die weiße Sportkleidung mit der „Feldgrauen“ vertauschen.
Deutschland lebte in Not und Elend, als 1919 in der Sandgrube bei Röchling und Edelstahl die ersten Übungsstunden abgehalten wurden. Erfreulich war der starke Zugang von jungen Sportfreunden die es ermöglichten, daß der Zug mit 35 Spielleuten einer der spielstärksten Kollektive wurde.
Wieder drohte mühsame Aufbauarbeit zu zerbrechen, als der Arbeitersport wenige Jahre später gespalten wurde. Doch die roten Sportler stellten einen Spielmannszug auf, der eine beachtliche Spielstärke entwickelte.
Schwere Jahre für den Arbeitersport und seine Spielleute führten nicht zur Vernichtung der Züge, sondern festigten die Kollektive. Hitler und seine Hintermänner hatten ihre Ziele nicht erreicht. Den Ausweg, ihre Innen- und Außenpolitik erfolgreich zu beenden, suchten sie im 2. Weltkrieg.
Tambour Erich Kellner war das erste Opfer dieses verbrecherischen Völkermordens. Ihm folgten innerhalb kurzer Zeit sieben weitere Spielleute.
Im Vermächtnis der gefallenen Sportfreunde und auf den Traditionen aufbauend, fanden sich nach 1945 ehemalige Spielleute und interessierte Werktätige aus den umliegenden Betrieben zusammen, um einen neuen Spielmannszug im Westen der Messestadt aufzubauen.
In der Sportgemeinschaft Leutzsch fanden die Sportler einen neuen Wirkurgskreis, dem sie auch heute noch, nun unter dem Namen Stahl Megu, die Treue halten.
Die Parlamente der FDJ, die Weltfestspiele in Berlin, die Turn- und Sportfeste der DDR, Spielleutetreffen in allen Teilen unserer Republik und DDR-Bestenermittlungen waren auch für die Spielleute aus Leutzsch Höhepunkte in der bisherigen sportlichen Tätigkeit.
Absoluter Mittelpunkt der vergangenen Jahre war allerdings das „Fünfzigste“. Mit dem Spielmannszug von Helmstedt waren selbst aus Westdeutschland Gäste angereist und die Spielleute unserer Republik fehlten ebenso wenig als Gratulanten. Ein Sternmarsch zum Gründerlokal, Großkonzerte auf verschiedenen Plätzen, ein Massenspiel von über 200 Spielleuten und selbstverständlich die Ehrung der Gründer gehörten zum Hauptteil des umfangreichen Programms.
Nun steht das Sechzigste bevor, und man ist bemüht, noch mehr zu zeigen. Denn auch die letzten zehn Jahre haben den Spielmannszug der BSG Stahl Megu Leipzig weiter vorangebracht.
Im Bezirk Leipzig gehören die Spielleute aus Leutzsch und Umgebung mit zur Spitze. Man sagt ihnen nach, sie seien die ewigen Zweiten (hinter Traktor Taucha). Auch im Republikmaßstab kann man die Schützlinge Kurt Kellners, der damit die begonnene Familientradition fortsetzt, zu den führenden Zügen zählen.
Der Trägerbetrieb der BSG Stahl Megu anerkannte die Leistungen und zeichnete jedes Mitglied des Spielmannszuges für seine hervorragenne Einsatzbereitschaft und diszipliniertes Auftreten mit der „Aktivistennadel“ aus.
Auch der DTSB und der DTV ehrten die Sportfreunde. So tragen heute Kurt Kellner die goldene, Heinrich Sandmann, Regina Kellner und Erich Schnabel die silberne sowie mehrere Sportfreunde die bronzene Ehrennadel des DTSB.
Das V. Deutsche Turn- und Sportfest der DDR 1969 in Leipzig ist jetzt für den Spielmannszug eine der wichtigsten Aufgaben, auf die es sich zielgerichtet vorzubereiten gilt. Die Veranstaltungen dieses Jahres sollen deshalb genutzt werden, um das Kollektiv zu festigen und leistungsstärker zu entwickeln.
Wünschen wir im Namen aller Spielleute unseres Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR den Spielleuten von Stahl Megu Leipzig für die Zukunft weitere gute Erfolge zum Nutzen unserer sozialistischen Sportbewegung.
Festprogramm
- 3. Mai Festsitzung mit Vertretern des öffentlichen Lebens der Stadt Leipzig sowie Gästen zentraler Institutionen.
- 4. Mai Massenspiel aller in Leipzig weilenden Spielmannszüge und Schalmeienkapellen im Clara-Zetkin-Park. Platzkonzerte und eine Großveranstaltung im Felsenkeller.
- 5. Mai Großes Wecken Marsch zum Gründerlokal „Vater Jahn“ in Leutzsch. Kranzniederlegung am Grab der Gründer. Werbemarsch durch Lindenau und Leutzsch. Große Abschlußveranstaltung mit 400 Spielleuten und 200 Mitgliedern von Blasorchestern auf dem Leipziger Markt.