Der Tambour/Ausgabe 1969 04
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2. Jahrgang, Ausgabe April 1969
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Erinnerungen
an zurückliegende Turn- und Sportfeste unserer Republik weckt der Anblick solcher Bilder. Aufmärsche in größeren Formationen, Massenspiele, Platzkonzerte und viele andere Einsätze haben die Spielleute des DTSB zu einem festen Bestandteil der großen Sportfestfamilie gemacht. In diesem Jahr sind die Aufgaben weit komplizierter, doch auch mit dieser Situation werden die an Kollektivgeist gewohnten Sportlerinnen und Sportler fertig.
Viele Spielleute haben sich seit 1963 positiv entwickelt. So auch Sportfreund Achim Donath vom SZ Motor Lauchhammer Ost (im Bild links), der im Ubungsverband Musikschau als Stellvertreter für Regie tätig ist.
1. Mai — Kampf- und Feiertag ist für die Spielleute des DTSB
Auftakt im Jubiläumsjahr
Es gehört nun schon seit mehreren Jahrzehnten zur Tradition der Spielmannszüge, Blasorchester, Fanfarenzüge und Schalmeienkapellen, daß sie am 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, an der Spitze der Demonstrationen marschieren.
Auch die Spielleute des DTSB sehen darin eine ihrer vornehmlichsten Aufgaben und benutzen diesen Feiertag als würdigen Auftakt für das kommende reichhaltige Sportjahr.
In diesem Jahr, dem 20. Gründungsjahr unserer sozialistischen Republik, steht der 1. Mai für alle Spielleute unter einem ganz besonderen Aspekt. Erstmals haben unsere Klangkörper in der Öffentlichkeit zu beweisen, wie sie sich in den Wintermonaten auf das Jahr 1969 und die großen Feierlichkeiten vorbereitet haben.
Schon heute kann man aus der Kenntnis der Dinge sagen, daß die Spielleute mit einem hohen Bewußtsein an die Vorbereitung des V. Deutschen
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dann werden gemeinsam mit den 100 000 aktiven Sportlern auch die Spielleute des DTSB Kurs auf Leipzig nehmen, um die Tage des „Fünften“ mitzugestalten.
Die Sportschau, die Festübungen, der Festumzug und das festliche Finale sind nur ein Teil der Großveranstaltungen, bei denen unsere Tamboure und Hornisten als Akteure auftreten. Zahlreiche Rahmenprogramme verlangen aber auch gute Leistungen, und diese können wir nur bieten, wenn von jedem einzelnen die verbleibende Zeit effektiv genutzt wird.
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republik-rundschau
BERLIN — Die zahlreichen Bestellungen für den „Sportfestmarsch“ werden in den nächsten Tagen eingelöst und die Noten den Kollektiven übersandt. Auch das Notenbuch ist nun nach einigen Verzögerungen fertiggestellt und kann von allen Spielleuten über den Zentralversand des DTSB Berlin erworben werden.
LEIPZIG — Die Berichtsbogen für die letzte Etappe unseres Wettbewerbes zur Vorbereitung des V. Deutschen Turn- und Sportfestes können bei den zuständigen Bezirksspielleutekommissionsvorsitzenden angefordert werden.
Ahrendsee — Nach einigen individuellen Trainingslagern wird sich der Mädchenspielmannszug des DTSB Ende des Monats für fünf Tage in Ahrendsee (Bez.-Magdeburg) zusammenfinden, um erste gezielte Vorbereitungen für das V. Deutsche Turn- und Sportfest zu treffen.
LEIPZIG — Alle Leiter der an der Musikschau beteiligten Klangkörper fanden sich am 13. April in der Sportfeststadt zusammen, um die Schritte und Maßnahmen zu beraten, die zur endgültigen Absicherung einer erfolgreichen Durchführung der Trainingslager und der eigentlichen Musikschau zum V. Deutschen Turn- und Sportfest notwendig sind.
HALBERSTADT — Eine Expertengruppe zur Erarbeitung einer neuen Wettkampfordnung für alle Spielleute des DTSB hat ihre Arbeit an der Sportschule Halberstadt erfolgreich beendet. Nach nochmaliger Beratung des Entwurfs in den Fachkommissionen wird diese Richtlinie gedruckt und steht noch im IV. Quartal 1969 zur Verfügung.
Blick auf die Perspektive richten
■ Bedeutungsvolle Tagung der ZSK in Leipzig
■ Gerhard Rissel neuer Vorsitzender der ZSK
■ Vorbereitungen zum V. laufen auf Hochtouren
In Anwesenheit des Vizepräsidenten des DTSB, Sportfreund Alfred Heil, sowie der Sportfreunde Dr. Löbe und Lothar Wallrath vom Bundesvorstand des DTSB, führte die Zentrale Spielleutekommission am 12. April 1969 ihre letzte Beratung, die sich ausschließlich mit Fragen der perspektivischen Leitungstätigkeit und den Vorbereitungen zum V. Deutschen Turn- und Sportfest beschäftigte.
Im ersten Tagesordnungspunkt nahm die ZSK einen Bericht des Vizepräsidenten Alfred Heil entgegen, der sich mit der bisherigen Leitungstätigkeit, dem gegenwärtigen Stand und den notwendigen Maßnahmen für die Perspektive innerhalb der ZSK beschäftigte. In diesem Zusammenhang wurde auch der Antrag des Vorsitzenden der ZSK, Sportfreund Friedel Neumann, beraten, der die Abberufung von seiner bisherigen Funktion zum Inhalt hatte.
Durch die anwesenden Funktionäre wurden die Verdienste des Sportfreundes Neumann in den zurückliegenden zwei Jahren anerkannt, aber auch festgestellt, daß ein Kuliminationspunkt erreicht sei, an dem es für die weitere Entwicklung der Spielleutebewegung des DTSB besser wäre, diesem Antrag zuzustimmen.
Nach eingehender Beratung nahm im Ergebnis der Sportfreund Alfred Heil die Abberufung des Sportfreundes Friedel Neumann von der Funktion des Vorsitzenden der ZSK vor.
Die Mitglieder der ZSK stimmten vollinhaltlich einem Vorschlag an das Sekretariat des DTSB-Präsidiums zu, als neuen Vorsitzenden den Sportfreund Gerhardt Rissel zu berufen.
Unter begeisternder Anteilnahme der anwesenden Funktionäre nahm Vizepräsident Alfred Heil im Anschluß die Berufung des neuen Vorsitzenden vor.
Im Interesse einer weiteren Verbesserung der Leitungstätigkeit berief die ZSK den Vorsitzenden der Kommission Spielmannszüge, den Sportfreund Hans Brückner, in das Sekretariat der ZSK.
Über den Stand der Vorbereitungen gab der Leiter des Übungsverbandes, Sportfreund Bernd Schenke, einen umfassenden Bericht. Die Ausführungen wurden von Mitgliedern der ZSK bestätigt und Maßnahmen festgelegt, wie die noch unklaren Probleme gelöst weden können.
Ausführlicher über diese Beratung berichten wir in der nächsten Ausgabe.
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Unser aktuelles Sportfestinterview:
Sportfest hilft allseitig zu verstehen
In unserer Interviewreihe kommt heute der Sportfreund Walter Ludwig, Stellvertreter für Kultur und Bildung zu Wort, Denn die Bedeutung der politisch-ideologischen Vorbereitung aller aktiven Teilnehmer und der Funktionäre ist mitbestimmend für den Erfolg des Festes.
REDAKTION: „Welche Aufgaben kommen Deinem Tätigkeitsbereich innerhalb des Übungsverbandes zu?“
SPORTFREUND LUDWIG: „Die politisch-ideologische und kulturelle Arbeit ist ein Wichtiges Element bei der Vorbereitung und Durchführung des Sportfestes. Es trägt mit dazu bei, das Bewußtsein zu stärken, aktiv am Aufbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft mitzuwirken.
Die Tätigkeit meines Bereiches soll mithelfen, daß die Teilnahme am V. Deutschen Turn- und Sportfest zu einem Höhepunkt für jeden Spielmann in seinem persönlichen Leben und dem des gesamten Zuges wird. Gleichzeitig soll eine zielgerichtete Aufgabenstellung jeden Teilnehmer anspornen, hohe Leistungen zu Vollbringen und erlebnisreiche Tage zu schaffen.“
REDAKTION: „Worin siehst Du, ausgehend von diesen Bemerkungen, die wesentlichsten Aufgaben für Dich und Deine Mitarbeiter?“
SPORTFREUND LUDWIG: „Wir stellen uns die Hauptaufgabe, allen Beteiligten am Turn- und Sportfest klarzumachen, daß die Vorbereitung und selbstverständlich die Durchführung dieses portlichen Höhepunktes ein entscheidender Teil des Geburtstagsschenkes der Sportler an unsere sozialistische Republik ist. Daraus lassen sich solche Detailles ableiten wie die ständige Information in der Zeitung, die Arbeit mit Wandzeitungen, persönliche Aussprachen, gemeinsame Foren und Filmveranstaltungen sowie die Vorbereitung von Diskussionsrunden mit der Thematik ‚Wir haben das bessere Argument‘.“
REDAKTION: „Kann man, ausgehend von den bisherigen Darlegungen, uneingeschränkt sagen, daß das V. Deutsche Turn- und Sportfest nicht nur eine Sache des Sports allein ist? Wo siehst Du die vielseitige Bedeutung des Festes begründet?“
SPORTFREUND LUDWIG: „Der Wert des Festes liegt darin, daß sich im 20. Jahr der DDR die gesamte Bevölkerung an der Vorbereitung und Durchführung des Sportfestes beteiligt. Alle haben erkannt, daß es das größte sportliche Ereignis des Jahres ist und eine echte Dokumentation des gewachsenen Leistungsniveaus im Volkssport unserer Republik verkörpert. Bei den Aktiven schafft es die Überzeugung, daß die großzügige Förderung durch Partei und Staat solche Erfolge möglich machte und deshalb von jedem einzelnen höchste Leistungen verlangt werden, um den ersten Staat der Arbeiter und Bauern in der Geschichte Deutschlands allseitig zu stärken. Dazu gehören aber nicht nur sportliche, sondern auch berufliche Ergebnisse, die weit über dem Maß des Durchschnitis liegen.
Gleichzeitig werden im Zeitraum der Festvorbereitung der Kollektivgeist und das Verantwortungsbewußtsein entwickelt und gefestigt. Jeder wird erkennen, daß er persönlich ein aktiver Teil ist bei der Gestaltung des Lebens in unserem Staat.
Wenn wir diese Zielstellung mit der Unterstützung aller Spielleute erreichen, dann wird das V. Deutsche Turn- und Sportfest für uns zu einer guten Basis für die weitere Arbeit.“
REDAKTION: „Wir danken für dieses Gespräch und wünschen in den nächsten Wochen viel Erfolg.“
Entscheidende Phase hat begonnen
Die Tage und Wochen bis zum V. Deutschen Turn- und Sportfest verrinnen und mit ihnen naht das Ende unseres Wettbewerbes zur allseitigen Unterstützung dieses großartigen Festes der Körperkultur und des Sports.
Wenn wir in der Vergangenheit von schönen Erfolgen in der Erfüllung der Zielstellungen einzelner Kollektive berichten konnten, so darf das nicht darüber hinwegtäuschen, daß es noch eine Vielzahl Schwächen gab, die in künftigen Vorhaben dieser Art unbedingt berücksichtigt werden müssen.
Nicht überall wurde eine solche Initiative entwickelt, wie sie in Lauchhammer, Ziegelrode und anderen Gemeinschaften zu verzeichnen ist. Auch aus Mäbendorf, Dillstädt und Hettstedt konnten wir gute Ergebnisse melden. Sie lagen allerdings wieder auf anderen Ebenen.
Nun fragt man sich, warum ging es hier und anderswo nicht? Vielseitig können die Ursachen sein, und einige sollen an dieser Stelle aufgeführt werden.
- Die Kollektive blieben sich selbst überlassen und schmorten im eigenen Saft. Die Bezirksspielleutekommissionen gaben ihnen keine Anleitung und völlig ungenügende Unterstützung.
- Aus einigen Bezirken beteiligten sich keine oder nur wenige Gemeinschaften am Wettbewerb. Hier fehlte die organisatorische Hand im Rahmen des Bezirkes.
- Die Beispiele der Besten, die wir in der Zeitung popularisierten, fanden nur selten Nachahmung. Ob hier Gleichgültigkeit, Mangel an Gelegenheit oder fehlende Unterstützung die Ursache waren, wäre eine noch zu klärende Angelegenheit.
- Oftmals konnte man in den Berichtsbogen feststellen, daß diese nur formell ausgefüllt wurden. Es war von einem zum anderen Mal keine steigende Tendenz zu erkennen, sondern Stagnation. Diese Seite der Wettbewerbsführung gilt es nach Abschluß der 3. Etappe gemeinsam mit den Bezirksspielleutekommissionen auszuwerten, da sich an diesen Stellen entscheidende Ansatzpunkte der weiteren Arbeit mit den Klangkörnern offenbaren.
Es gilt nun, von allen die verfügbaren Kräfte zu mobilisieren, um am Ende mit einem akzeptablen Ergebnis dazustehen.