Der Tambour/Ausgabe 1968 04
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1. Jahrgang, Ausgabe April 1968
Seite 1
Spielleutebewegung des DTSB: Vor neuen Aufgaben
■ Große Sportschau mit Musikparade
■ Spielleute dokumentieren ihre Verbundenheit
■ Höhepunkt für das Sportjahr 1968
In den Vorbereitungszeitraum auf die Bezirksmeisterschaften 1968, die Ostseewoche in Rostock sowie die 3. DDR-Bestenermittlung der Spielmannszüge Sonderklasse, fällt eine weitere große Aufgabe, die an jeden Spielmann höchste Anforderungen stellt — die Musikschau von 1000 Spielleuten während des Zentralen Sportfestes anläßlich des Abschlusses der „Woche der Jugend und des Sports“ im Berliner Walter-Ulbricht-Stadion.
Am 29. Juni wird erstmalig eine bedeutende zentrale Veranstaltung des DTSB mit einer Musikparade durchgeführt, die vollkommen selbständig von den Spielleuten des DTSB gestaltet und von ihrer Zentralen Kommission geleitet wird.
Zum ersten Mal werden auch Spielmannszüge und Fanfarenzüge in einer sinnvollen Kombination in einem Block vereinigt.
Mit dieser Musikschau, als ein wichtiger Bestandteil des Sportfestes, soll zum Ausdruck kommen:
- der hohe Leistungsstand des Sports und der Körperkultur, insbesondere auch der Spielleutebewegung im 20. Jahr seit Bestehen der demokratischen Sportbewegung,
- die Verbundenheit der Sportler unserer Republik mit der Partei der Arbeiterklasse, mit unserem sozialistischen Staat und besonders zu dem Freund und Förderer des Sports, Genossen Walter Ulbricht,
- die Bereitschaft aller Mitglieder des DTSB entsprechend unserer Losung
Fortsetzung auf. Seite 2
AUFRUF an alle Techniker
In den ersten drei Ausgaben des Jahres haben wir auf Seite 8 durch die freundliche Mitarbeit unseres Sportfreundes Erhard Güttner Beiträge veröffentlicht, die unter der Überschrift „Für den Techniker“ liefen. Wie uns bisher bekannt wurde, hat diese Form der Information bei den einzelnen Spielleuten eine recht gute Resonanz gefunden, und wir können heute mitteilen, daß sich Sportfreund Güttner bereit erklärt hat, auch weiterhin für diese Rubrik zu schreiben. Schon in der kommenden Ausgabe wird er sich einem solchen interessanten Thema zuwenden wie: „Was sollte ein Zug bei der Auswahl seines Kürmarsches beachten?“
Dennoch möchten wir uns als Zentrale Spielleutekommission auch an die anderen Techniker in den Zügen wenden und sie bitten, ihre Gedanken, Hinweise und Erfahrungen allen Sportfreunden zugänglich zu machen. Schreibt an den „tambour“ und reiht Euch in die Gruppe der Korrespondenten ein.
Auftakt in Leipzig
Die Saison für unsere Spielleute wird in diesem Jahr offiziell in Leipzig eröffnet. Anläßlich des 60jährigen Jubiläums des Spielmannszuges der BSG STAHL MEGU LEIPZIG (unser Bild) wird in der Messestadt ein Pokalturnier veranstaltet, das gleichzeitig den Vorbereitungen zum V. Deutschen Turn- und Sportfest der DDR im nächsten Jahr dient.
An dieses Ereignis schließen sich dann die Meisterschaften der einzelnen Bezirke an.
Seite 2
Dies und Das
DAS 1. POKALTURNIER der Pionierspielmannszüge in Spremberg fällt aus, wie die Kommission Kinder- und Jugend mitteilt. Demnach gibt es in diesem Jahr nur zwei Turniere zur Ermittlung des Pokalsiegers (Berlin/ND-Pressefest und Trainingslager Günthersberge).
ALLE ZÜGE, ORCHESTER UND KAPELLEN werden durch die Zentrale Spielleutekommission aufgefordert, bis 31. Mai 1968 folgende Aufstellung an den Sportfreund Friedel Neumann, 1055 Berlin, Am Friedrichshain 11 zu schicken:
Name der BSG, Sektionsleiter, Stabführer, verantw. Techniker. Diese Angaben werden dringend benötigt, um die Aufstellungen für das V. Deutsche Turn- und Sportfest abzuschließen.
EINE JUGENDREDAKTION wollen wir in den kommenden Wochen für unser Organ „der tambour“ bilden. Deshalb werden alle Interessenten gebeten, unter Angabe ihres Namens, Alters und Berufs an die Redaktion, Sportfreund Bernd Schenke, 705 Leipzig, Walter-Barth-Straße 7, zu schreiben.
HERZLICHEN DANK möchten wir auf diesem Wege allen Sportfreundinnen und Sportfreunden sagen, die uns Glückwünsche zum Osterfest übermittelten.
Vor neuen Aufgaben
Fortsetzung von Seite 1
- „Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung der Heimat“ alle neuen Aufgaben in der Etappe der Vollendung des Sozialismus in der DDR zu erfüllen,
- daß die Spielleutebewegung des DTSB die revolutionären Traditionen der deutschen Arbeitersportbewegung fortsetzt und heute untrennbarer Bestandteil der sozialistischen Sportorganisation ist,
- die Einheit und Verbindung von sportlicher und künstlerischer Tätigkeit im Sinne der Entwicklung unserer sozialistischen Nationalkultur.
Aus diesen genannten Gründen heraus wird es Aufgabe aller teilnehmenden Spielleute und verantwortlichen Funktionären sein, diese Musikschau zu einem echten Höhepunkt der Arbeit innerhalb der Spielleutebewegung im Jahre 1968 zu gestalten und damit zugleich neue Maßstäbe zu setzen, die uns zu noch höheren Leistungen in Vorbereitung des V. Deutschen Turnund Sportfestes der DDR 1969 in Leipzig führen.
Zentrale Spielleutekommission
republik-rundschau
TRAKTOR TAUCHA, Bezirk Leipzig, feiert am 1. Mai sein 45-jähriges Jubiläum. Am internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse des Jahres 1923 führten die Tauchaer Spielleute zum ersten Mal die Demonstration der fortschrittlichen Werktätigen an.
Seitdem ist der Zug gewachsen, erhöhte sein musikalisches Niveau und zählt nun schon seit Jahren zu unseren besten Spielmannszügen.
MITGLIEDER DES DTSB wurden die Spielmannszüge der SG Cattenstedt und BSG Traktor Hasselfelde aus dem Bezirk Magdeburg.
UEBIGAU bei Falkenberg/Elster wird bald über einen eigenen spielfähigen Spielmannszug verfügen. Die vorbereitenden Maßnahmen zum Aufbau eines Zuges wurden in den vergangenen Wochen erfolgreich abgeschlossen.
DIE EHRENNADEL ihrer Betriebssportgemeinschaft erhielten während der Delegiertenkonferenzen die Sportfreunde Paul Schlabitz und Walter König (BSG Motor Lauchhammer Ost) für ihre langjährigen Verdienste um den Spielmannszug.
AM WETTBEWERB zur Vorbereitung des V. Deutschen Turn- und Sportfestes werden sich alle Züge des Bezirkes Schwerin beteiligen. Ziel ist es, im Jahre 1968 mindestens 50 neue Sportfreunde zu gewinnen und einen neuen Spielmannszug (in Güstrow oder Schwerin) aufzubauen.
Kommission Spielmannszüge meldet:
Aus den Erfahrungen der nunmehr fast einjährigen Tätigkeit der Kommission Spielmannszüge bei der Zentralen Spielleutekommission, wurden nachfolgende personelle und strukturelle Veränderungen zur Verbesserung der weiteren Arbeit vorgenommen:
Verantwortlich für die Organisierung und Kontrolle der Durchführung aller anfallenden Aufgaben:
Sportfreund Hans Brückner, Vorsitzender der Kommission.
Verantwortlich für Lehrgänge und Lehrbücher:
Sportfreund Günter Bodenstein, Haupttechniker sowie die Sportfreunde Rudloff (Wismar) und Donath (Lauchhammer).
Verantwortlich für Groß- und Repräsentativveranstaltungen:
Sportfreunde Saar (Zeitz) und Böhme (Karl-Marx-Stadt).
Verantwortlich für die Wettkämpfe der Sonderklasse: :
Sportfreund Brückner (Berlin) und Schwotzer (Treuenbriezen).
Verantwortlich für die Wettkämpfe der Leistungsklasse I:
Sportfreund Bodenstein (Berlin).
Für die Einstufung der Märsche sowie für das Notenmaterial zeichnen verantwortlich :
Sportfreund Brückner, Sportfreund Güttner (z. Z. Löbau), Sportfreund Melle (Mühlhausen) und Sportfreund Bodenstein (Berlin).
Alle Spielmannszüge werden gebeten, sich mit ihren entsprechenden Anliegen an die jeweils verantwortlichen Sportfreunde zu wenden. Dadurch wird eine schnellere Klärung der Probleme möglich und die einzelnen Sportfreunde sind nicht mit für sie unklaren Dingen beschäftigt.
Seite 3
Wettbewerb mit guten Taten
■ Was in einem Brief aus Ziegelrode stand
■ Lobenswerte Initiativen aus vielen Gemeinschaften
Der Wettbewerbsaufruf der BSG Motor Lauchhammer Ost findet in den Kreisen der Spielleute immer mehr Kollektive, die sich mit konkreten Zielstellungen an der Vorbereitung des V. Deutschen Turn- und Sportfestes beteiligen. Unserer Redaktion gehen laufend Briefe zu, in denen uns die Gemeinschaften von ihren Aufgaben informieren.
Aus Ziegelrode schrieb uns Otto Benne im Auftrag seines Zuges.
Gleich dem Beispiel aus Lauchhamner, wurde auch dort eine Gruppe von Sportfreunden gebildet, die sich intensiv um die Erfüllung der einzelnen Punkte des Wettbewerbes kümmert.
„Wir erkennen im Aufruf die Richtigkeit der Grundprinzipien der Spielleutebewegung und die auf Sicht gesteckten Ziele in allen Punkten an und schließen uns dem Wettbewerb an“, heißt es u. a. in dem Brief.
Danach folgen die Schwerpunktaufgaben der Ziegelroder Spielleute.
So wollen sie in jeder Wettbewerbsetappe im Wert von 50 Mark Festlose und Sondermarken umsetzen, die Mitgliederzahl soll jährlich um 8 Prozent gesteigert werden mit dem Ziel, daß 1970 nach dem Ausscheiden älterer Sportfreunde ein aktiver Zug mit einer Stärke von 36 Mann und einem Durchschnittsalter von 29 Jahren besteht, der aufzubauende Kinderzug soll schon 1970 den Leistungsstand aufweisen, der für Qualifikationen erforderlich ist, außerdem sollen noch 10 Sportfreunde in den folgenden Jahren den Nachweis als Übungsleiter ablegen.
Daß alle aktiven Spielleute das Sportleistungsabzeichen ablegen, ist für die Ziegelroder Selbstverständlichkeit.
Doch damit noch nicht genug. Der Bau eines Sportlerheimes mit Saal und Speiseraum gehört zu den nächsten Vorhaben des Zuges.
Bereits in diesem Monat wurde mit dem Bau begonnen und die Spielleute führen den gesamten Rohbau, einschließlich der Licht- und Klempnerarbeiten, selbst aus.
Schon in den Wintermonaten „schafften“ die Sportfreunde am Bau eines Sommersaales, für den sie 750 Aufbaustunden leisteten und viele Materialien selbst finanzierten. Der Eigenwert beläuft sich auf 4000 M.
Ja, bliebe nur noch zu sagen, daß uns der Spielmannszug von Stahl Ziegelrode als Endziel dieser Arbeiten den 1. Mai 1969 nannte.
Wir meinen, eine lohnende und nachahmenswerte Initiative, die einmal mehr zeigt, was es heißt, auch als Sportler unserer sozialistischen Republik sozialistisch zu arbeiten, zu lernen und zu leben.
Spielleute sagten »JA« zur neuen Verfassung
Der am Anfang dieses Monats stattgefundene Volksentscheid zum Entwurf unserer neuen sozialistischen Verfassung wurde ein echter Beweis der Liebe und des Vertrauens der Bürger unserer Republik zu ihrem Staat.
Auch die Spielleute des DTSB gaben freudig und voll Zuversicht ihr „Ja“. Aus vielen Zuschriften ist uns bekannt, daß der 6. April für die Spielmannszüge ein besonderer Tag, war.
So wie der Spielmannszug der BSG Chemie Rodleben, erfreuten auch andere Züge die Bürger vor den Abstimmungslokalen mit ihrem Spiel und bekundeten damit den Willen unserer Sportler, dieser neuen sozialistischen Verfassung vorbehaltlos mit „JA“ zuzustimmen.
Wir danken allen Aktiven für ihre Manifestationen und rufen sie gleichzeitig auf, auch am 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Werktätigen, an der Spitze aller Bürger zu demonstrieren. Red.
Seiten 4 & 5
Großsportveranstaltung zum Abschluß der „Woche der Jugend und des Sports“:
So wird sie aussehen . . . die Musikschau der Spielleute des DTSB
BERLIN — Walter-Ulbricht-Stadion, den 29. Juni 1968. Die Blöcke der Spielleute und des Fanfarenzuges stehen mit der Spitze am Stadioneingang, der durch Fahnenvorhang verdeckt wird.
Die Blöcke der Spielmannszüge stehen in Linie zu 10 Gliedern in einer Breite von 20 Mann. Der Abstand von Block zu Block beträgt 4 m. Der Fanfarenzug steht in Marschordnung 4 m hinter dem 4. Block der Spielleute.
Die Stabführer stehen rechts und links an der Seite, damit sie nach der Wendung an der Spitze stehen.
Auf ein Fanfarensignal öffnet sich der Fahnenvorhang — der Einmarsch zur Musikparade beginnt.
1. Auf ein Zeichen des Hauptstabführers setzen sich die Blöcke in Bewegung. Es wird so an der Aufmarschlinie Aufstellung genommen, daß der Block 1 links vorn, der Block 2 rechts vorn, der Block 3 links hinten und der Block 4 rechts hinten stehen. Siehe Bild, Phase 2.
2. Die vier Blöcke der Spielmannszüge marschieren zur Spielfeldmitte, bis sie ihre gekennzeichneten Plätze erreicht haben. Siehe Bild, Phase 3.
3. Auf ein entsprechendes Zeichen des Hauptstabführers machen die vier Blöcke des Spielmannszuges rechts- und linksum und marschieren im rechten Winkel zur Einmarschrichtung bis zur verlängerten Torlinie. Siehe Bild, Phase 4.
Beim Freiwerden des Platzinneren rückt der Fanfarenzug vor und nimmt in einem aufgezeichneten Raum Konzertaufstellung ein.
6. Wenn die Spielmannszugblöcke die verlängerte Torlinie erreicht haben, schwenken die Rotten so ein, daß alle im Gegenzug durch ihre eigenen Reihen bis zum Aufmarschkreis marschieren. Dort befindet sich ein Schwenkungspunkt für jeden Block gekennzeichnet. Siehe Bild, Phase 5.
7. Beim ersten Aufeinandertreffen der gegeneinandermarschierenden Blöcke erfolgt der Abriß des Spiels der Spielmannszüge. Siehe Bild, Phase 6.
Sofort nach dem Abriß beginnt der Fanfarenzug mit seinem Spiel. Dabei marschieren die Blöcke der Spielmannszüge im Gegenzug durch die Reihen um den Fanfarenzug herum.
8. Wenn der Fanfarenzug seine Vorführungen beendet hat, erfolgt das Einnehmen der Grundstellung zum Ausmarsch an der Vorhaltelinie. Siehe Bild, Phase 7.
9. Nach Aufstellung aller 4 Blöcke und des Fanfarenzuges an der Vorhaltelinie erfolgt das gemeinsame Vorrücken zur Meldelinie an der Aschenbahnbegrenzung, an der das Spiel abgerissen wird. Siehe Bild, Phase 7.
Danach erfolgt ein Fanfarensignal. Nach diesem Signal kommt die Meldung.
Mit dem Marsch „Jubelklänge“ setzen die Spielleute nach der Meldung ein. Der Hauptstabführer gibt das Zeichen zum Abrücken der einzelnen Blöcke.
Sie schwenken links in die Aschenbahn ein, marschieren an der Tribüne vorbei und verlassen nach einer halben Runde des Stadion.
Seite 6
Wir diskutieren weiter »Hobby oder Sport?«
Aus Brandenburg, vom Spielmannszug der BSG Stahl, erreichte uns ein Brief, den wir an den Anfang unserer heutigen Diskussionsrunde stellen wollen.
Sportfreund Ulrich schrieb: „Während einer Versammlung des Spielmannszuges waren wir gezwungen, uns mit einigen Bummelanten auseinanderzusetzen. Dabei half uns die Diskussionsrunde in ‚der tambour‘. Denn auch wir meinen, daß unsere Tätigkeit in der Spielleutebewegung kein Hobby ist. Wir sind Sportler und gehören dem DTSB an. Das bedeutet für jeden einzelnen Spielmann, sich gewissenhaft auf die Wettkämpfe und Einsätze vorzubereiten.
Dazu gehört in erster Linie die regelmäßige Teilnahme an den Übungsstunden, um sich weiterzuqualifizieren, damit der Spielmannszug bei Wettkämpfen auch Erfolge erzielt.“
„Nach meiner Meinung ist der Begriff Hobby sehr verflacht“, erklärt Sportfreund Paul Eltz, BSG Chemie Rodleben. „In vielen Fällen wird er unberechtigt angewendet. Ich meine, Hobby ist eine Zuneigung zu eigenen Sachen in freier Betätigung, ohne zeitweise größere persönliche Einschränkungen. Das soll nicht heißen, der Spielmann sei seiner persönlichen Freiheit beraubt, jedoch treten in dieser Sportart Situationen auf, in denen man sich voll und ganz dem großen Ganzen, geistig und körperlich unterordnen muß.
Um ein guter Spielmann zu sein, muß man überdies musikalisches Talent haben, eine gute Haltung des Körpers besitzen und alle Bewegungen ohne Verkrampfung ausführen. Und das setzt eine gewisse sportliche Betätigung voraus.“
Neugier und scheinbares Interesse führte so manchen heutigen Spielmann zu den Übungsstunden. Er fand die Sache ansprechend, blieb dabei und betrachtete es als eine angenehme Freizeitbeschäftigung —- bis..., ja bis es ernst wurde.
Sportfreund. Hans-Günter Besser, BSG Motor Lauchhammer Ost, befand sich in der gleichen Lage. „Vor Jahren hätte man noch sagen können, der Spielmannszug sei Hobby. Da wurde nach der Übungsstunde beraten, wie man es eventuell besser machen könne oder was man beim nächsten Mal unternehmen sollte. Heute sind Maßstäbe gesetzt und der Spielmannszug ist zum kultur-politischen Sport geworden. Intensives Training, bis jedes Element sitzt, wie in allen anderen Sportarten, ist erste Voraussetzung zum Erfolg. Wer da noch von Hobby spricht, irrt gewaltig.“
Breit ist die Palette der Beispiele, die von unseren Sportfreunden angeführt werden, um in der Diskussionsrunde zu beweisen, daß ihre Betätigung in den Spielmannszügen echter Sport ist.
Auch Sportfreund Rolf Melle, BSG Medizin Mühlhausen, zieht Vergleiche: „Muß man für Hobby’s wie Briefmarken sammeln regelmäßig trainieren, wie wir es machen? Kann man mit einem persönlichen Steckenpferd auf die Mitmenschen öffentlich einwirken, wie wir es mit unserem klingenden Spiel tun? Wir müssen hart im Verborgenen üben, um Voraussetzungen zu schaffen. Das ist kein Hobby mehr, sondern Sport. Deshalb werde ich auch trotz meines Studiums fern des Spielmannszuges, meiner Trommel, der Flöte und dem Horn keine Ruhe geben können. Denn nur mit intensivem Training kann man dem jährlich wachsenden Leistungsniveau folgen.
Wenn einzelne Sportfreunde auf dem Standpunkt stehen sollten, aktive Übungstätigkeit in einer Sportgemeinschaft sei ein Hobby und nicht verpflichtend, wenn sie gar einen Freibrief für ihre wechselhafte Beteiligung an Übungsstunden und Aufmärschen damit erreichen wollen, dann mögen sie sich lieber schnell nach einem echten Hobby umsehen, denn für die ständig vorwärtsschreitende Spielleutebewegung brechen diese Hobbyanhänger wahrlich keine Lanze.“
Also sind die Fronten klar: Spielleutetätigkeit ist Sport, oder?
Bislang gab es niemand, der einen anderen Standpunkt innerhalb unserer Diskussion vertrat. Heute melden sich nun die ersten „Gegner“ zu Wort.
Nicht als Gegner der Spielleute wollen diese Sportfreunde verstanden werden. Sie wollen lediglich die ganze Sache objektiv betrachtet wissen.
Burkhardt Sasse, BSG Aufbau Elbe Magdeburg, meint: „Ich finde diese Diskussion großartig und möchte auch meine Meinung darlegen. Ich bin 17 Jahre alt und meine Zugehörigkeit zur Spielleutebewegung geht schon in das siebente Jahr. Für mich ist es ein Sport und ich bin stolz, Mitglied des DTSB zu sein. Leider wird meine Betätigung nicht von den Schulkameraden und anderen Außenstehenden als Sport betrachtet, obwohl eine ganz ansehnliche Portion Kondition dazu gehört, bei Großveranstaltungen und Einsätzen zu bestehen.
Allerdings bin ich auch der Ansicht, daß Spielleute, die ihren Spielmannszug „nur“ als Hobby betrachten, genauso pflichtbewußt und ordentlich sein können wie jene, die es mit Sport verbinden. Denn zum Spielleutedasein gehören auch Notenkenntnisse u. a. m.
Resümierend möchte ich wagen zu behaupten, daß man den Spielmannszug und die Marschmusik auch als echtes Hobby betrachten kann.“
Pfeffer verleiht Sportfreund Kurt Ruhmer, Karl-Marx-Stadt, unserer Diskussion. Er ist zwar kein Spielmann, aber ein begeisterter Anhänger der Knüppelmusik und interessierter Leser unserer Zeitung. Als langjähriger Funktionär unserer sozialistischen Sportbewegung meint er, möchte er sich auch zu Wort melden, da er nach dem Lesen der bisherigen Meinungen zu der Auffassung gelangt sei, daß man dieses Thema etwas anders anpacken sollte.
„Im Hobby sehe ich eine Tätigkeit, die ein Mensch mit einer Begeisterung betreibt, die oftmals keine Grenzen kennt (Kitsch). Beim Sport ist es das gleiche, nur zum Unterschied, daß das Ergebnis oder Ziel nicht in Liebhaberei und Kitsch ausarten kann. Dabei möchte ich betonen, Sport und Hobby stelle ich nicht auf eine Stufe.
Die Frage, ob ein Spielmann Sport betreibt oder einem Hobby nachläuft, möchte ich beantworten, indem ich sage, die Tätigkeit eines Spielmanns steht auf der Plattform eines Hobbys. Er hat sein Hobby in der Musik und ich sehe darin keine abwertende Erscheinung. Nur der Vergleich, durch Wettkämpfe die Musik zum Sport zu stempeln, will mir nicht ganz einleuchten. Es gibt auf dem Gebiet der Musik so viele Ausscheide und Vergleiche, die absolut nichts mit Sport zu tun haben. Warum soll man das Hobby nicht betreiben, wenn es für eine gute Sache ist?“
Und was meinen unsere Leser zu diesen Problemen? Die Diskussion geht weiter.
Seite 7
So wird sie aussehen
FORTSETZUNG VON SEITE 4/5
Der Vollständigkeit halber wollen wir unseren Spielleuten auch mitteilen, welche Züge in welchen Blöcken zusammengestellt wurden, wer die einzelnen Blockstabführer und Betreuer sind, sowie alle Teilnehmer mit der Delegationsleitung bekannt machen.
DELEGATIONSLEITUNG:
- Leiter, Spfrd. F. Neumann
- Stellv. Org., Spfrd. M. Thom
- Stellv. mus.-techn., Spfrd. H. Brückner
- Stellv. pol. u. Pressearb., Spfrd. B. Schenke
- Instrukteur Finanzen, Spfrdn. R. Kellner
- Hauptstabführer, Spfrd. G. Bodenstein
- Stellvertreter, Spfrd. N. Saar
BLOCK 1
- Leiter, Spfrd. R. Kammlott
- Stabführer, Spfrd. K. Hensel
- Aufbau Gernrode
- Chemie Rodleben
- Motor Zeitz
- Motor Köthen
- Stahl Ziegelrode
- Stahl Hettstedt
- Dynamo Halle
- ZAB Dessau
- Motor Dessau
- Chemie Bernburg
- Otto Brosowski Gerbstedt
BLOCK 2
- Leiter, Spfrd. W. Kusche
- Stabführer, Spfrd. L. Dietrich
- Motor Lauchhammer
- Traktor Hirschfeld
- Empor Dahme
- Traktor Zabeltitz
- Traktor Oberlichtenau
- SG Pulsnitz
- SG Lichtenberg
- Aufbau Karl-Marx-Stadt
- SG Rothental
- Motor Lengefeld
- Aktivist Lauchhammer
BLOCK 3
- Leiter, Spfrd. G. Rissel
- Stabführer, Spfrd. G. Stamm
- Traktor Taucha
- Stahl Megu Leipzig
- Einheit Wurzen
- Motor Altenburg
- Dynamo Schmölln
- Traktor Lumpzig
- Aufbau/Elbe Magdeburg
- Einheit Stendal
- Medizin Mühlhausen
- Traktor Luisenthal
BLOCK 4
- Leiter, Spfrd. H. Fick
- Stabführer, Spfrd. G. Rudolf
- Stahl Brandenburg
- Aufbau Brandenburg
- Aufbau Rathenow
- Motor Treuenbriezen
- SG Mittenwalde
- TSG Wismar
- Motor Stralsund
- Motor Jena
- Chemie Apolda
- Rotation Babelsberg
Unser Porträt: Sportfreund Erich Triebel
Luisenthal, eine Gemeinde im Thüringischen, verfügt über einen Spielmannszug, der nun schon seit mehreren Jahren zur Spitzenklasse unserer Republik zählt.
Wesentlichen Anteil an der Leistungsstärke des Kollektivs hat der Sportfreund Erich Triebel.
Bereits im Jahre 1913 trat er der Spielleutebewegung bei und spielte im Schülerspielmannszug Schwarzwald. Nach Abschluß der Schule wurde er Mitglied des Spielmannszuges vom Arbeiter-Turn- und Sportverein.
Die Folgen der Naziherrschaft des 2. Weltkrieges gingen auch an den Sportlern dieses Spielmannszuges nicht spurlos vorüber.
Erst wurden die Instrumente beschlagnahmt. Dann die „Wehrfähigen“ auf die Schlachtfelder getrieben und sinnlos geopfert.
Sportfreund Erich Triebel überstand die Schrecken des Krieges und begann sofort nach der Zerschlagung des Faschismus mit dem Neuaufbau der Arbeiterspielleutebewegung.
1949 wurde er Leiter des Spielmannszuges der BSG Traktor Luisentha. Doch seine Leistungen machten ihn über die Grenzen des Kreises Gotha hinaus bekannt. 1956 übertrug man ihm die Funktion des Vorsitzenden der damaligen Kommission Musik- und Spielmannszüge des Bezirkes Erfurt, die er bis 1967 ausführte.
Auf Grund seines fortgeschrittenen Alters, seines unbefriedigenden Gesundheitszustandes und auf eigenen Wunsch, hat Sportfreund Erich Triebel seine verantwortungsvollen Aufgaben nun in die Hände jüngerer gelegt.
Wir möchten ihm an dieser Stelle für seine Leistungen und Treue, die er der Spielleutekommission gezeigt hat, herzlich Dank sagen.
Seite 8
Für den Techniker
Lyra für Spielmannszüge, ein Begriff, den der Handel bisher noch nicht kennt. Für ihn gibt es lediglich eine Lyra vom tiefen „A“ bis zum hohen „C“. Leider habe ich bei allen Spielmannszügen nur diese Instrumente gesehen oder doppelreihige Lyren mit einem „C“ als höchstem und tiefstem Ton. Dabei ist aber der höchste Ton der üblichen B-Flöten ein G („A“ in der Notenschrift).
All unsere Märsche sind so geschrieben, daß mit den höchsten Tönen die besonderen Effekte erzielt werden. Da können die Lyren nicht mithalten und müssen an den Stellen, an denen die Flöter hoch spielen, eine Oktave tiefer gehen. Das hört sich nicht gut an, entstellt die Melodie und ist auch technisch recht schwierig, weil man „hoch“ im Ohr hat und „tief“ spielen muß.
Ich habe im Zug von Medizin Mühlhausen eine spezielle Plattbestückung seit 1961 erprobt, die nur Töne umfaßt, die dauernd gebraucht werden. Unnütze Halbtöne wurden zu Gunsten der Töne vom hohen „c“ bis zum „g“ entfernt.
Die Lyrafabrikanten liefern alle gewünschten Platten zum Einzelpreis von etwa 3 Mark. An der Lyra ist dabei eine Schiene, die die Bolzen für die Platten trägt, etwas nach innen zu versetzen.
Die drei gängigsten Lyramodelle haben in der Bestückung für Spielmannszüge folgendes Aussehen:
16 Pl.
einreihig |
13 Pl.
einreihig |
16 u. 11 Pl.
doppelreihig |
---|---|---|
g | g | g |
f | f | fis |
e | e | f |
dis | d | e |