Der letzte große Zapfenstreich der NVA: Unterschied zwischen den Versionen
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{{Infobox Tonträger|TITEL=Der letzte große Zapfenstreich der NVA|UNTERTITEL=am 4. Oktober 1989|INTERPRET=Zentrales Orchester der | {{Infobox Tonträger|TITEL=Der letzte große Zapfenstreich der NVA|UNTERTITEL=am 4. Oktober 1989|INTERPRET=[[Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee]] und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin|LABELCODE=03368|KATALOGNR=BT 2144-2|EAN=4 051569 214427|PLATTENFIRMA=B.T.M. GmbH|DATUM=2013|IMPRESSUM=Cover: Nina Kundt, <br />Foto: Bundesarchiv, Hartmut Reiche, <br />Gestaltung: Udo M. Wilke|TYP=CD, Album|BILD=Der_letzte_große_Zapfenstreich_der_NVA_Cover.jpg}}Historische Aufnahmen: 1950 Berlin, Taubenstraße (Track 2); 1963 Rundfunk der DDR, Funkhaus Berlin Nalepastrasse (Track 17); Archiv MdI Musikinspektion (Tracks 1, 3-16) | ||
Leitung des Zentralen Orchesters der NVA: Oberst GMD Heinz Häcker | |||
== Einlegertext == | |||
=== Der Große Zapfenstreich der Nationalen Volksarmee === | |||
==== zum 40. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik ==== | |||
'''Wiedergabe des feierlichen Zeremoniells vom 4. Oktober 1989 am Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus Unter den Linden Berlin, Hauptstadt der DDR''' | |||
Der '''Zapfenstreich''' als abendliches Ruhesignal in Soldatenlagern und Kasernen hat eine bis ins Mittelalter zurück reichende Geschichte. Berittene Truppen wurden ursprünglich von Trompetensignalen, die Artillerie durch einen Kanonenschuss zur Ruhe gemahnt. Bei den Fußtruppen schlug der Regimentsprofos mit seinem Stock auf den Zapfen von Bier- oder Weinfässern und gebot damit Ausschankschluss. Ende des 17. Jh. entwickelte sich daraus der „Zapfenstreich“, der oft auch für Bürger vieler deutscher Städte „zur Herstellung der guten Ordnung“ als Polizeistunde galt. | |||
Das Aufblühen der Militärmusik nach den Befreiungskriegen von 1813/14 führte zu einer Erweiterung des Zapfenstreichs als festlich-feierlichem Zeremoniell mit Spielleuten und Blasorchester. Im Verlauf einer Truppenbesichtigung bei Großbeeren am 10. August 1813 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. und den russischen Zar Alexander I. beeindruckten russische Grenadiere mit dem Choralgesang „Ich bete an die Macht der Liebe“ von D.S. Bortnjanski. Friedrich Wilhelm befahl darauf hin die Aufnahme dieses Liedes als festen Bestandteil des Zapfenstreichs der preußischen Armee und ein reichliches Jahrzehnt später schuf Wilhelm Wieprecht, Reformer der deutschen Militärmusik, den großen preußischen Zapfenstreich als militärisches Zeremoniell in der Form ''Locken - Zapfenstreichsignale (1. 2. 3. Post) - Signal zum Gebet - Choral''. Später fügte man noch das Deutschlandlied an und eine Serenade wurde vorangestellt. In dieser Form wird der Große Zapfenstreich heute noch von der Bundeswehr aufgeführt. | |||
Am 1. März 1962, dem „Tag der Nationalen Volksarmee“ wurde zum ersten Mal in der DDR ein als Großer Zapfenstreich bezeichnetes Abendzeremoniell öffentlich aufgeführt, erarbeitet vom Musikinspizienten der NVA Oberst MD Heinz Schulz und dem langjährigen 1. Stellvertreter des Chefs des Zentralen Orchesters der NVA, Oberstleutnant Ernst Rembach. Es handelte sich um eine Aneinanderreihung von Märschen, Arbeiterliedern und der DDR-Nationalhymne als Abschluss und glich mehr einer „Serenade“ mit sozialistischem Inhalt. Dieser sog. Große Zapfenstreich wurde bis 1981 jeweils zum Tag der NVA und zum Tag der Republik in allen Bezirksstädten der DDR durchgeführt. | |||
Zum X. Parteitag der SED im Jahr 1981, der mit dem Jubiläum des 25-jährigen Bestehens der NVA zusammenfiel, erlebte ein von Oberst GMD Gerhard Baumann, Oberst Klaus Gierth, Oberst Eberhard Schröder und Oberstleutnant Heinz Timm geschaffener neuer und weitaus umfangreicherer '''Großer Zapfenstreich der Nationalen Volksarmee''' in Berlin an der Neuen Wache Unter den Linden (damals: ''Mahnmal der Opfer des Faschismus und Militarismus'') seine erste Aufführung. Alle Neukompositionen und Arrangements schrieb Gerhard Baumann, Leiter des Zentralen Orchesters der NVA. Dieser neue Große Zapfenstreich blieb fortan Berlin vorbehalten. In den Bezirksstädten fanden keine Zapfenstreiche mehr statt. Die gesamte Musik des Großen Zapfenstreiches musste selbstverständlich auswendig gespielt werden. | |||
Am Abend des 4. Oktober 1989, drei Tage vor dem 40. Jahrestag der DDR und fünf Wochen vor dem Fall der Berliner Mauer, fand die letzte Aufführung dieses militärischen Zeremoniells der Nationalen Volksarmee statt. | |||
== Titelliste == | == Titelliste == | ||
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|1 | |1 | ||
|1. Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik (instr.) | |1. Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik (instr.) | ||
|Hanns Eisler | |||
Bearb.: Hans-Helmut Hunger | |||
|Zentrales Orchester des Ministreiums des Inneren | |Zentrales Orchester des Ministreiums des Inneren | ||
(Leitung: Oberst GMD Willi Kaufmann) | |||
|2:20 | |2:20 | ||
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|2 | |2 | ||
|2. Die Deutsche Nationalhymne (Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik); Historische Aufnahme Berlin 1950 | |2. Die Deutsche Nationalhymne | ||
''(Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik); Historische Aufnahme Berlin 1950'' | |||
|Nationalpreisträger Prof. Hanns Eisler | |||
Text: Nationalpreisträger Dr. h.c. Johannes R. Becher | |||
|Solistenvereinigung des Deutschlandsenders und Orchester der VP Berlin | |Solistenvereinigung des Deutschlandsenders und Orchester der VP Berlin | ||
(Leitung: Oberst GMD Willi Kaufmann) | |||
|2:28 | |2:28 | ||
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| colspan=" | | colspan="4" |3. Der Große Zapfenstreich der Nationalen Volksarmeezum 40. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik | ||
Feierlisches Zeremoniell vom 4.10.1989 am Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus Unter den Linden Berlin, Sprecher: Klaus Feldmann | Feierlisches Zeremoniell vom 4.10.1989 am Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus Unter den Linden Berlin, Sprecher: Klaus Feldmann | ||
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|3 | |3 | ||
|Parademarsch der NVA Nr. 1 | |Parademarsch der NVA Nr. 1 | ||
|Zentrales Orchester der | ''(Anmarsch eines Ehrenbataillons des Wachregimentes „Friedrich Engels“ Berlin)'' | ||
|Heinz Schulz | |||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|2:02 | |2:02 | ||
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|4 | |4 | ||
|Marsch der Fackelträger | |Marsch der Fackelträger | ||
|Zentrales Orchester der | |Gerhard Baumann | ||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|1:16 | |1:16 | ||
|- | |- | ||
|5 | |5 | ||
|Paradefanfare | |Paradefanfare | ||
|Zentrales Orchester der | |Gerhard Baumann | ||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|0:21 | |0:21 | ||
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|6 | |6 | ||
|Ansprache des Verteidigungsministers, Genosse Armeegeneral Heinz Keßler | | colspan="3" |Ansprache des Verteidigungsministers, Genosse Armeegeneral Heinz Keßler, Mitglied des Politbüros der SED | ||
|1:07 | |1:07 | ||
|- | |- | ||
|7 | |7 | ||
|Locken zum Zapfenstreich | |Locken zum Zapfenstreich | ||
|Zentrales Orchester der | |Gerhard Baumann | ||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|0:41 | |0:41 | ||
|- | |- | ||
|8 | |8 | ||
|Zapfenstreichmarsch | |Zapfenstreichmarsch | ||
|Zentrales Orchester der | |Gerhard Baumann | ||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|0:57 | |0:57 | ||
|- | |- | ||
|9 | |9 | ||
|Festliche Zapfenstreichmusik | |Festliche Zapfenstreichmusik | ||
|Zentrales Orchester der | ''(Einleitung - Wir sind des Geyers schwarzer Haufen - Lützows wilde Jagd - Warschawjanka - Fanfare: Das Lied der Partei - Matrosen von Kronstadt - Auf, auf zum Kampf - Im Januar um Mitternacht (Büxensteinlied) - Der kleine Trompeter - Die Thälmann-Kolonne (Spaniens Himmel) - Die Moorsoldaten - Dank euch, ihr Sowjetsoldaten - Brüder, zur Sonne, zur Freiheit - Das Lied der Partei - Finale)'' | ||
| | |||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|12:37 | |12:37 | ||
|- | |- | ||
|10 | |10 | ||
|Ehrung der Opfer des Faschismus und Militarismus | |Ehrung der Opfer des Faschismus und Militarismus | ||
|Zentrales Orchester der | ''(Ankündigungsfanfare zur Ehrung - Vormarsch der Fahne - Unsterbliche Opfer - Hörnermarsch - Rückmarsch des Fahnenkommandos - Ankündigungsfanfare zur Hymne)'' | ||
| | |||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|4:02 | |4:02 | ||
|- | |- | ||
|11 | |11 | ||
|Nationalhymne der DDR (Auferstanden aus Ruinen) | |Nationalhymne der DDR | ||
|Zentrales Orchester der | ''(Auferstanden aus Ruinen)'' | ||
|Hanns Eisler - Johannes R. Becher | |||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|0:55 | |0:55 | ||
|- | |- | ||
|12 | |12 | ||
|Zapfenstreichfinale (Fanfarenspiel | |Zapfenstreichfinale | ||
|Zentrales Orchester der | ''(Fanfarenspiel - Für den Frieden der Welt)'' | ||
|Dmitri Schostakowitsch | |||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|2:55 | |2:55 | ||
|- | |- | ||
|13 | |13 | ||
|Marsch der Fackelträger | |Marsch der Fackelträger | ||
Vorbeimarsch des Ehrenbataillons des Wachregiments „Friedrich Engels“ Berlin | ''(Vorbeimarsch des Ehrenbataillons des Wachregiments „Friedrich Engels“ Berlin)'' | ||
|Zentrales Orchester der | |Gerhard Baumann | ||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|1:20 | |1:20 | ||
|- | |- | ||
|14 | |14 | ||
|Silvianer Marsch | |Silvianer Marsch | ||
|Zentrales Orchester der | |Heinz Schulz | ||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|1:49 | |1:49 | ||
|- | |- | ||
|15 | |15 | ||
|Marsch des York'schen Corps | |Marsch des York'schen Corps | ||
|Zentrales Orchester der | |Ludwig van Beethoven | ||
|Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | |||
|2:54 | |2:54 | ||
|- | |- | ||
|16 | |16 | ||
|4. Die Internationale (instr.) | |4. Die Internationale (instr.) | ||
|Pierre Degeyter, Bearb.: Hans-Helmut Hunger | |||
|Zentrales Orchester des Ministreiums des Inneren | |Zentrales Orchester des Ministreiums des Inneren | ||
(Leitung: Oberst GMD Willi Kaufmann) | |||
|1:18 | |1:18 | ||
|- | |- | ||
|17 | |17 | ||
|5. Die Internationale (Wacht auf, Verdammte dieser Erde) | |5. Die Internationale | ||
''(Wacht auf, Verdammte dieser Erde)'' | |||
|Pierre Degeyter, Text: Eugen Pottier/dt.: Emil Luckhardt, Bearb.: Heinz Arenz | |||
|Großer Chor des Berliner Rundfunks u. Estradenorchester des Deutschlandsenders | |Großer Chor des Berliner Rundfunks u. Estradenorchester des Deutschlandsenders | ||
(Leitung: Heinz Arenz) | |||
|3:21 | |3:21 | ||
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== Siehe auch == | |||
* [[Tonträger]] | |||
[[Kategorie:Tonträger]] | [[Kategorie:Tonträger]] | ||
[[Kategorie:CD]] | [[Kategorie:CD]] |
Aktuelle Version vom 7. Januar 2025, 19:18 Uhr
Der letzte große Zapfenstreich der NVA | |
am 4. Oktober 1989 | |
Interpret: | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin |
Plattenfirma: | B.T.M. GmbH |
Erscheinungsdatum: | 2013 |
Typ: | CD, Album |
Katalognummer: | BT 2144-2 |
Labelcode (LC): | 03368 |
EAN Barcode: | 4 051569 214427 |
Beteiligt: | Cover: Nina Kundt, Foto: Bundesarchiv, Hartmut Reiche, Gestaltung: Udo M. Wilke |
Historische Aufnahmen: 1950 Berlin, Taubenstraße (Track 2); 1963 Rundfunk der DDR, Funkhaus Berlin Nalepastrasse (Track 17); Archiv MdI Musikinspektion (Tracks 1, 3-16)
Leitung des Zentralen Orchesters der NVA: Oberst GMD Heinz Häcker
Einlegertext
Der Große Zapfenstreich der Nationalen Volksarmee
zum 40. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik
Wiedergabe des feierlichen Zeremoniells vom 4. Oktober 1989 am Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus Unter den Linden Berlin, Hauptstadt der DDR
Der Zapfenstreich als abendliches Ruhesignal in Soldatenlagern und Kasernen hat eine bis ins Mittelalter zurück reichende Geschichte. Berittene Truppen wurden ursprünglich von Trompetensignalen, die Artillerie durch einen Kanonenschuss zur Ruhe gemahnt. Bei den Fußtruppen schlug der Regimentsprofos mit seinem Stock auf den Zapfen von Bier- oder Weinfässern und gebot damit Ausschankschluss. Ende des 17. Jh. entwickelte sich daraus der „Zapfenstreich“, der oft auch für Bürger vieler deutscher Städte „zur Herstellung der guten Ordnung“ als Polizeistunde galt.
Das Aufblühen der Militärmusik nach den Befreiungskriegen von 1813/14 führte zu einer Erweiterung des Zapfenstreichs als festlich-feierlichem Zeremoniell mit Spielleuten und Blasorchester. Im Verlauf einer Truppenbesichtigung bei Großbeeren am 10. August 1813 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. und den russischen Zar Alexander I. beeindruckten russische Grenadiere mit dem Choralgesang „Ich bete an die Macht der Liebe“ von D.S. Bortnjanski. Friedrich Wilhelm befahl darauf hin die Aufnahme dieses Liedes als festen Bestandteil des Zapfenstreichs der preußischen Armee und ein reichliches Jahrzehnt später schuf Wilhelm Wieprecht, Reformer der deutschen Militärmusik, den großen preußischen Zapfenstreich als militärisches Zeremoniell in der Form Locken - Zapfenstreichsignale (1. 2. 3. Post) - Signal zum Gebet - Choral. Später fügte man noch das Deutschlandlied an und eine Serenade wurde vorangestellt. In dieser Form wird der Große Zapfenstreich heute noch von der Bundeswehr aufgeführt.
Am 1. März 1962, dem „Tag der Nationalen Volksarmee“ wurde zum ersten Mal in der DDR ein als Großer Zapfenstreich bezeichnetes Abendzeremoniell öffentlich aufgeführt, erarbeitet vom Musikinspizienten der NVA Oberst MD Heinz Schulz und dem langjährigen 1. Stellvertreter des Chefs des Zentralen Orchesters der NVA, Oberstleutnant Ernst Rembach. Es handelte sich um eine Aneinanderreihung von Märschen, Arbeiterliedern und der DDR-Nationalhymne als Abschluss und glich mehr einer „Serenade“ mit sozialistischem Inhalt. Dieser sog. Große Zapfenstreich wurde bis 1981 jeweils zum Tag der NVA und zum Tag der Republik in allen Bezirksstädten der DDR durchgeführt.
Zum X. Parteitag der SED im Jahr 1981, der mit dem Jubiläum des 25-jährigen Bestehens der NVA zusammenfiel, erlebte ein von Oberst GMD Gerhard Baumann, Oberst Klaus Gierth, Oberst Eberhard Schröder und Oberstleutnant Heinz Timm geschaffener neuer und weitaus umfangreicherer Großer Zapfenstreich der Nationalen Volksarmee in Berlin an der Neuen Wache Unter den Linden (damals: Mahnmal der Opfer des Faschismus und Militarismus) seine erste Aufführung. Alle Neukompositionen und Arrangements schrieb Gerhard Baumann, Leiter des Zentralen Orchesters der NVA. Dieser neue Große Zapfenstreich blieb fortan Berlin vorbehalten. In den Bezirksstädten fanden keine Zapfenstreiche mehr statt. Die gesamte Musik des Großen Zapfenstreiches musste selbstverständlich auswendig gespielt werden.
Am Abend des 4. Oktober 1989, drei Tage vor dem 40. Jahrestag der DDR und fünf Wochen vor dem Fall der Berliner Mauer, fand die letzte Aufführung dieses militärischen Zeremoniells der Nationalen Volksarmee statt.
Titelliste
Track | Titel | Komponist | Interpret | Zeit |
---|---|---|---|---|
1 | 1. Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik (instr.) | Hanns Eisler
Bearb.: Hans-Helmut Hunger |
Zentrales Orchester des Ministreiums des Inneren
(Leitung: Oberst GMD Willi Kaufmann) |
2:20 |
2 | 2. Die Deutsche Nationalhymne
(Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik); Historische Aufnahme Berlin 1950 |
Nationalpreisträger Prof. Hanns Eisler
Text: Nationalpreisträger Dr. h.c. Johannes R. Becher |
Solistenvereinigung des Deutschlandsenders und Orchester der VP Berlin
(Leitung: Oberst GMD Willi Kaufmann) |
2:28 |
3. Der Große Zapfenstreich der Nationalen Volksarmeezum 40. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik
Feierlisches Zeremoniell vom 4.10.1989 am Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus Unter den Linden Berlin, Sprecher: Klaus Feldmann | ||||
3 | Parademarsch der NVA Nr. 1
(Anmarsch eines Ehrenbataillons des Wachregimentes „Friedrich Engels“ Berlin) |
Heinz Schulz | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 2:02 |
4 | Marsch der Fackelträger | Gerhard Baumann | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 1:16 |
5 | Paradefanfare | Gerhard Baumann | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 0:21 |
6 | Ansprache des Verteidigungsministers, Genosse Armeegeneral Heinz Keßler, Mitglied des Politbüros der SED | 1:07 | ||
7 | Locken zum Zapfenstreich | Gerhard Baumann | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 0:41 |
8 | Zapfenstreichmarsch | Gerhard Baumann | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 0:57 |
9 | Festliche Zapfenstreichmusik
(Einleitung - Wir sind des Geyers schwarzer Haufen - Lützows wilde Jagd - Warschawjanka - Fanfare: Das Lied der Partei - Matrosen von Kronstadt - Auf, auf zum Kampf - Im Januar um Mitternacht (Büxensteinlied) - Der kleine Trompeter - Die Thälmann-Kolonne (Spaniens Himmel) - Die Moorsoldaten - Dank euch, ihr Sowjetsoldaten - Brüder, zur Sonne, zur Freiheit - Das Lied der Partei - Finale) |
Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 12:37 | |
10 | Ehrung der Opfer des Faschismus und Militarismus
(Ankündigungsfanfare zur Ehrung - Vormarsch der Fahne - Unsterbliche Opfer - Hörnermarsch - Rückmarsch des Fahnenkommandos - Ankündigungsfanfare zur Hymne) |
Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 4:02 | |
11 | Nationalhymne der DDR
(Auferstanden aus Ruinen) |
Hanns Eisler - Johannes R. Becher | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 0:55 |
12 | Zapfenstreichfinale
(Fanfarenspiel - Für den Frieden der Welt) |
Dmitri Schostakowitsch | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 2:55 |
13 | Marsch der Fackelträger
(Vorbeimarsch des Ehrenbataillons des Wachregiments „Friedrich Engels“ Berlin) |
Gerhard Baumann | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 1:20 |
14 | Silvianer Marsch | Heinz Schulz | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 1:49 |
15 | Marsch des York'schen Corps | Ludwig van Beethoven | Zentrales Orchester der Nationalen Volksarmee und Stabsmusikkorps der Stadtkommandantur Berlin mit Spielmannszug | 2:54 |
16 | 4. Die Internationale (instr.) | Pierre Degeyter, Bearb.: Hans-Helmut Hunger | Zentrales Orchester des Ministreiums des Inneren
(Leitung: Oberst GMD Willi Kaufmann) |
1:18 |
17 | 5. Die Internationale
(Wacht auf, Verdammte dieser Erde) |
Pierre Degeyter, Text: Eugen Pottier/dt.: Emil Luckhardt, Bearb.: Heinz Arenz | Großer Chor des Berliner Rundfunks u. Estradenorchester des Deutschlandsenders
(Leitung: Heinz Arenz) |
3:21 |