Der Tambour/Ausgabe 1972 08
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5. Jahrgang, Ausgabe August 1972
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Seite 1
Sechshundert Spielleute in Rostock dabei
Für die richtige Einstimmung der Bewohner des Küstenbezirkes und ihre Gäste auf die bevorstehende „15. Ostseewoche“ sorgten die 600 anwesenden Spielleute des Deutschen Turn- und Sportbundes durch ein zahlreiches und diszipliniertes Auftreten.
Gemeinsam mit den Spielmannszügen der Sonderklasse der Erwachsenen hatten sich die Fanfarenzüge der BSG Einheit Pädagogik Leipzig und SG Dynamo Potsdam recht schnell die Sympathien der Zuschauer des In- und Auslandes erworben.
Drei Tage hintereinander war in Rostock der Klang der Trommeln, Fanfaren und Flöten zu hören.
Für die Potsdamer und Leipziger waren es Auftritte ohne nervliche Belastungen, doch die Spielmannszüge konnten eine gewisse Unruhe nicht verbergen. Für sie ging es am dritten Tag um alles. Die „DDR-Meisterschaften 1972“ verlangten äußerste Konzentration, und die zehrt an den stärksten Nerven.
Leider verhinderte starker Regen ein wirkungsvolles Auftreten der Aktiven während des Wettkampfes im Freien, aber die Spielleute gaben auch in der relativ zu kleinen Turnhalle ihr Bestes, um die Meisterschaft gebührend durchzuführen.
Einmal mehr bewiesen sich die Mediziner aus Mühlhausen als die Leistungsstärksten. Sie boten eine überzeugende Pflicht und Kür und konnten sich so zum dritten Mal hintereinander mit dem Meistertitel schmücken. Lesen Sie dazu auch auf Seite 3.
Abonnementsgebühren 1972
Wir bitten alle Abonnenten unseres „der tambour“ davon Kenntnis zu nehmen, daß bis 15. Dezember 1972 die Abonnementsgebühren in voller Höhe per Postanweisung an die Sportfreundin Regina Schimski, 7113 Markkleeberg, Böhlener Straße 48, zu überweisen sind.
Es ist unbedingt zu beachten, daß alle Veränderungen zur Stückzahl des Jahres 1972 schriftlich an den DTSB-Bundesvorstand, 1055 Berlin, Storkower Straße 118, Abt. Prop./Kultur, Sportfreundin Regler, zu richten sind.
Änderungen, die nicht in dieser Form gemeldet wurden, können nicht berücksichtigt werden, auch wenn eine entsprechende Geldüberweisung vorgenommen wurde.
Also, liebe Sportfreunde, im beiderseitigen Interesse, beherzigt diese Hinweise und Ihr macht uns damit die Arbeit leichter, erspart Euch aber unnötigen Ärger.
Letzter Termin der Veränderungsmeldungen ist der 10. DEZEMBER 1972. Von den Abonnenten des Jahres 1972, von denen keine Veränderungsmitteilungen eingehen oder keine Kündigung des Abonnements in schriftlicher Form erfolgt, übernehmen wir die Werte von 1972 für das Jahr 1973.
Seite 2
Erinnerungen an die Julitage 1922 in Leipzig
Viele der älteren Freunde in den Reihen der Spielleute des DTSB haben in den zurückliegenden Tagen und Wochen an jene Julitage 1922 in Leipzig gedacht, an denen das 1. Deutsche Arbeiter-Turn- und Sportfest stattfand.
Es war ein Fest der über 100 000 Arbeiterturner und -sportler, die den humanistischen Gedanken und die olympische Idee der Körperkultur und des Sports demonstrierten.
75 000 Privatquartiere wurden von der Leipziger Bevölkerung zur Verfügung gestellt, die restlichen 25 000 Gäste wohnten in Massenquartieren.
Es gab zahlreiche Höhepunkte, zu denen die Massenübung mit 14 000 Turnern im Feststadion auf dem Messegelände zu rechnen ist und eine Kampfdemonstration, an der sich über 150 000 Menschen beteiligten. Viele ausländische Freunde waren Gäste dieses Festivals, die aus Österreich, der Schweiz und der CSR sowie anderen Ländern gekommen waren.
Für uns als Spielleute gestaltete sich verständlicherweise in diesem Festzug der Auftritt Hamburger Arbeitersportler, die mit einem Spielmannszug angereist waren, der 200 Sportfreunde umfaßte, als Höhepunkt. Das war für uns etwas Neues, Erstrebenswertes und in seiner Art wirkungsvoll wie niemals zuvor.
Während die Leipziger Bevölkerung am Straßenrand jubelte und „ihre“ Arbeitersportler herzlich begrüßte, mußte die Reaktion zur Kenntnis nehmen, welch geballte Kraft die geeinte Arbeiterklasse darstellt, welchen gesellschafts-politischen Faktor im gemeinsamen Kampf die Arbeitersportbewegung verkörpert. Und so konzentrierten sich ihr Haß und die Aktionen auf diese Freunde, die friedlich durch die Straßen der Messestadt marschierten.
Zu dieser Zeit, vor 50 Jahren, wurden die revolutionären Traditionen der Spielleutebewegung geboren und wir sind heute dazu aufgerufen und verpflichtet, sie in würdiger Weise zu erhalten und fortzusetzen.
Unter der zielgerichteten Anleitung der Zentralen Spielleutekommission des DTSB nehmen wir diese Verpflichtung wahr
Die Auftritte zu den Deutschen Turn- und Sportfesten der DDR und alle weiteren Großveranstaltungen seit 1967 wurden mit hoher Qualität und beachtlichem Niveau gestaltet. Das sind unsere Beiträge zur Traditionspflege und der Erfüllung des Vermächtnisses, das wir den zahllosen Spielleuten schuldig sind, die im Kampf für Frieden, Freiheit und Fortschritt ihr Leben gelassen haben.
Das ist aber auch gleichzeitig unser Beitrag als Mitglieder des DTSB, unsere Republik allseitig zu stärken und zu schützen.
Daran sollten in diesen Tagen und Wochen nicht nur unsere Veteranen, sondern vor allem alle anderen Sportfreundinnen und Sportfreunde denken.
Karl Seidel
republik-rundschau
FRIEDLAND — Am 2. September beging Sportfreund Heinrich Köhn vom Spielmannszug der BSG Traktor Friedland seinen 70. Geburtstag.
Seit 1910 gehört er der Spielleutebewegung an und hat entscheidenden Anteil an der positiven Entwicklung dieses Kollektivs.
Seine besondere Fürsorge gilt dem Nachwuchs, dem er sich trotz seines hohen Alters in den Übungsstunden intensiv widmet.
Die Freunde des Kollektivs wünschen dem Sportfreund Köhn alles Gute, Gesundheit und weitere Schaffenskraft.
HETTSTEDT — Zwei Jubilare möchten die Spielleute der BSG Stahl Walzwerk Hettstedt ehren.
Am 3. Juni feierte Sportfreund Walter Lauterwald seinen 60. Geburtstag und am 10. August beging Sportfreund Otto Koch den 70. Ehrentag.
Beiden Sportfreunden, die über Jahrzehnte der Spielleutebewegung angehören, gilt der Dank und die Anerkennung der Hettstedter Spielleute für die vielen Mühen.
TAUCHA — Vom Spielmannszug der BSG Traktor Taucha erreichte uns die Nachricht, daß nach langer schwerer Krankheit, im Alter von 61 Jahren, Sportfreund Langrecht verstorben ist.
Er gehörte über 50 Jahre der Spielleutebewegung an und war trotz eines schweren Kriegsleidens bis zu seiner Erkrankung aktiv im Kollektiv tätig.
Die Spielleute der BSG Traktor Taucha und alle Freunde werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
»Pokalturnier« der Fanfarenzüge
Im Rahmen der IV. Kinder- und Jugendspartakiade der DDR führten die Fanfarenzüge der Leistungsklasse des DTSB ein zentrales „Pokalturnier“ durch. Dieser Pokalkampf wurde als Ersatz für die ausfallende „DDR-Bestenermittlung“ durchgeführt und stand auf einem ansprechendem Niveau.
Zahlreiche Zuschauer erlebten choreographisch und musikalisch einfaltsreiche Vorträge die am Schluß das Kollektiv der SG DYNAMO POTSDAM mit deutlichem Abstand an der Spitze sahen.
Hier die einzelnen Ergebnisse:
Naturfanfaren: | ||
---|---|---|
1. | SG Dynamo Potsdam | 57.10 P. |
2. | BSG Einheit Pädagogik Leipzig | 55.48 P. |
3. | BSG Stahl Hennigsdorf | 53.05 P. |
4. | SG Dynamo NW Berlin | 49.00 P. |
SG „Ernst Thälmann“ Berlin, disqualifiziert | ||
Ventilfanfaren: | ||
1. | BSG Lok Mitte Leipzig | 55.35 P. |
2. | SG Dynamo Mühlhausen | 51.90 P. |
Seite 3
Weiße Möwen und die »Schwarze Amsel«
■ „DDR-Meisterschaften“ mit beachtlichem Niveau
■ Wettkämpfe in einer Turnhalle — Auftritt nur im Stand
■ Medizin Mühlhausen mit „Hat-Trick“
Konnte man an den beiden Tagen zuvor im leichten Wind dem Flug der weißen Möwen zuschauen, die zur richtigen Seeatmosphäre gehören, so mußten Aktive und Zuschauer am Wettkampftag um die „DDR-Meisterschaft 1972“ der Spielmannszüge der Sonderklasse mit dem Dunkel einer kleinen Schulturnhalle vorliebnehmen.
Wolkenverhangener Himmel und pausenloser Regen stellten die Verantwortlichen vor die Tatsache, die Meisterschaften „ins Wasser fallen zu lassen“ oder nach einer Ausweichmöglichkeit zu suchen.
Leider wurde sie nur mit einer recht kleinen Turnhalle gefunden, doch um es gleich vorwegzunehmen, dank der ausgezeichneten Disziplin und dem Verständnis aller Aktiven und Zuschauer war es möglich, unter diesen ungewohnten und nahezu widrigen Umständen das Wettkampfprogramm, wenn auch etwas verändert, durchzuführen.
Und während es draußen regnete und selbst die weißen Möwen im Hafen einen Unterschlupf gesucht hatten, erklang nach dem Hornmarsch „Hoch Hamburg“ die „Schwarze Amsel“.
Zwölf Kollektive hatten sich in der Pflicht mit diesen beiden Märschen vor dem Kampfgericht und recht sachkundigem Publikum zu bewähren.
Leider hatten zwei Spielmannszüge der höchsten Leistungsklasse des DTSB den Weg nach Rostock nicht angetreten. Die Sportfreunde der BSG Aufbau Gernrode und BSG Motor Lauchhammer Ost. Mögen ihre Beweggründe auch noch so ernst und tiefgründig sein, eine echte sportliche Haltung kann diesen beiden Kollektiven nicht bescheinigt werden. Gerade das ist aber umso mehr zu bedauern, da sie in der Vergangenheit mit den ihren Möglichkeiten entsprechenden Leistungen immer zu den verläßlichen Spielmannszügen gehörten.
Wie schwer es ist, sich in der Sonderklasse zu behaupten, das bekamen vor allem die Züge aus Taucha, Karl-Marx-Stadt und Wismar zu spüren. Sie lagen nach dem ersten Durchgang bereits am Ende des Zwölferfeldes und mußten alles daran setzen, um im folgenden Durchgang möglichst viele Punkte zu holen.
An der Spitze hatten sich kleine Gruppen gebildet, die noch einen interessanten Endkampf versprachen, aber für Mühlhausen und Halle schien das Rennen bereits gelaufen zu sein.
Sie hatten das sogenannte sichere Polster bereits in der Tasche und konnten sich etwas „freier“ auf den Kürvortrag vorbereiten.
Man muß es sagen, die Pflicht ist auch bei den Spielleuten die Prüfung der Wahrheit. Denn nur selten ergibt sich nach ihr eine größere Platzverschiebung, und so war es diesmal auch in Rostock.
Der zweite Durchgang brachte für die Experten einige recht schmackhafte Sachen. Hier zeigten einige Kollektive, was mit Einfallsreichtum und Trainingsfleiß alles in und mit einem Spielmannszug zu machen ist.
Der Zabeltitzer „Teufelsmarsch“, die Rodlebener „Ehrenwache“, der Hallenser „Florentiner“ und der Mühlhäuser „Abschied der Gladiatoren“, um nur einige zu nennen, waren Märsche, die gekonnt vorgetragen wurden, die Schönheit der Spielmannsmusik überzeugend darboten und verdienten Beifall erhielten.
„Das Niveau der diesjährigen Meisterschaften war hoch wie nie zuvor“, erklärten übereinstimmend die Sportfreunde Gerhard Müller und Hans Brückner von der Zentralen Spielleutekommission.
Zu dieser positiven Einschätzung, die zeigt, daß unsere Spielmannszüge weiter gewachsen sind, haben alle Kollektive beigetragen — auch die Freunde aus Karl-Marx-Stadt, die leider wieder in die Leistungsklasse I absteigen müssen.
Die Züge sind in der Leistungsdichte weiter zusammengerückt. Der Abstand in den Hauptpunkten II und III ist sehr gering geworden und ein Ausdruck der kontinuierlichen Entwicklung.
Für die Sportfreundinnen und Sportfreunde der BSG MEDIZIN MÜHLHAUSEN war der Auftritt in Rostock recht erfolgreich. Sie verteidigten mit einer guten Leistung den Titel des Vorjahres und brachten den Wanderpokal endgültig in ihren Besitz.
Doch knapp dahinter, und das ist besonders erfreulich, stehen junge Kollektive mit viel Ehrgeiz. Wenn es für sie auch noch nicht zu Gold oder einenm der vorderen Plätze reichte — auf alle Fälle deuten sie ihre zunehmende Spielstärke in überzeugender Weise an.
1. | BSG MEDIZIN MÜHLHAUSEN | 56,18 Pkt. |
2. | SG DYNAMO HALLE | 55,10 Pkt. |
3. | BSG TRAKTOR ZABELTITZ | 53,23 Pkt. |
4. | BSG MANSFELDKOMBINAT ZIEGELRODE | 52,15 Pkt. |
5. | BSG AUFBAU BRANDENBURG | 51,90 Pkt. |
6. | BSG CHEMIE RODLEBEN | 51,45 Pkt. |
7. | BSG TRAKTOR HASSELFELDE | 50,43 Pkt. |
8. | BSG TRAKTOR LUISENTHAL | 50,43 Pkt. |
9. | BSG MOTOR TREUENBRIETZEN | 50,18 Pkt. |
10. | TSG WISMAR | 49,00 Pkt. |
11. | TSG TRAKTOR TAUCHA | 47,90 Pkt. |
12. | BSG AUFBAU KARL-MARX-STADT | 47,53 Pkt. |