Unser Fanfarenzug

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Für das kulturelle Leben der Jugend
Herausgeber: Zentralrat der FDJ, Abteilung Kultur
Verlag: Junge Welt, Berlin
Erscheinungsdatum: monatlich Janauar 1959-1960
Seiten: 48
Lizenznummer: 5450 des Ministeriums für Kultur der DDR, Hauptverwaltung Verlagswesen
Cover der Erstausgabe 1/1959 der „mach mit“ Zeitschrift

Ab 1959 erschien die „mach mit“-Zeitschrift des Zentralrats der FDJ (Abteilung Kultur) für das kulturelle Leben der Jugend. Es ist der Nachfolger der Zeitschrift „Heim und Bühne“ und war monatlich mit 48 Seiten für 75 Pfennig erhältlich. Nach bisherigem Kenntnisstand erschien die Zeitschrift nur bis 1960.

Ab der Erstausgabe 1/1959 beinhalten die Hefte die Artikelserie „Unser Fanfarenzug“ - Ratschläge und Anleitungen von Siegfried Stolte. Im Fokus steht die Führung und Funktion eines Fanfarenzuges, das Erlernen der Instrumente inklusive Notenbeispielen von Übungen und einfachen Märschen.

Da entsprechende Ausgaben derzeit nicht vollständig vorliegen, lässt sich der genaue Umfang der Artikelserie nicht bestimmen.

Im Folgenden werden vorhandene Ausgaben allen interessierten zur Verfügung gestellt. (Aus archivarischen Gründen wurde bewusst darauf verzichtet, Wortlaute zu ändern. Für die Inhalte ist der Original-Autor verantwortlich. Politisch-idealistische Ansichten, Meinungen oder Aufrufe spiegeln die damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten wider und nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers!)

Heft 1/1959

Abb. 5

Ungezählte große und kleine Fanfarengruppen gibt es in unserer Republik. Daß sie ein sehr wichtiges Mittel der politischen Agitation bedeuten, haben bereits viele ihrer Mitglieder und deren Leiter erkannt. Es gibt sogar schon gute Beispiele, wo die Freunde der Fanfarenzüge ihre musikalische Agitationsarbeit durch wirkungsvolle Sprechchöre unterstützen. Gerade diese Form sollte von anderen Gruppen baldigst übernommen werden.

Da die Fanfarenzüge ein wichtiges politisches Agitationsinstrument für den Sieg des Sozialismus in unserer Republik sind, muß in jedem Falle auch ihre künstlerische Geschlossenheit erreicht werden. In der folgenden Artikelserie wird der Versuch unternommen, allen Leitern und Mitgliedern der Natur-Fanfarenzüge Ratschläge und Anleitungen zu geben. Im wesentlichen beschränkt sich diese Arbeit auf die Naturtrompete und Stricktrommel, da in den meisten Fällen diese Instrumente vorhanden sind. Da die Noten die Buchstaben in der Musik sind, ist es für jeden unbedingt erforderlich, diese zu lernen.

In jedem Monat soll eine Fortsetzung erscheinen. Die Kapitel werden so aufgebaut, daß auch für jeweils einen Monat Lernstoff vorhanden sein wird.

Kleine Instrumentenkunde

Beide Instrumente sind uns in ihrer Urform aus dem Orient bekannt und kommen um die Zeitenwende nach Europa. Bei festlichen Anlässen (Götterverehrungen, Krönungen usw.) wurden besonders die Trompeten (ital. tromba, franz, trompette, engl. trumpet) eingesetzt, deren Röhren damals noch nicht geknickt wurden.

Aus der Instrumentenfamilie der Posaunen entwickelte sich im Mittelalter als hochklingendes Instrument die „trumbette“, die in ihrer Form unseren heutigen Instrumenten sehr ähnelt (Abb. 1).

Besonders Johann Sebastian Bach verlangte in seinen Kompositionen sehr viel Können von den Trompetern. Die Instrumente dieser Zeit wurden sehr eng gebaut, damit vor allem die hohen Töne gut „ansprachen“. Noch heute werden diese Bläser bewundert, die auf ihren Naturinstrumenten die schwierigsten Partien „hervorzauberten“ (Abb. 2).

Im Mittelalter und auch später finden wir die Trompeten in der Militärmusik (u. a. Yorcksche Marsch von Beethoven). Signalartige und fanfarenähnliche Musiken entstanden. Wenn wir heute also zu unserem Instrument Fanfare sagen, meinen wir die Fanfaren- oder Signaltrompete. Da die Röhrenlänge der Fanfarentrompete nicht verändert werden kann, im Gegensatz zur Ventiltrompete und Posaune, sind wir auf bestimmte Töne angewiesen, die durch unterschiedliches Anblasen erzeugt werden. Je lockerer angeblasen wird, um so tiefere Töne erreichen wir und umgekehrt. Diese bestimmte Reihe von Tönen heißt Naturtonreihe. Im Notenbild notieren wir die Naturtonreihe wie folgt:

Das übliche Instrument in unseren Fanfarenzügen ist die tiefe Es-Trompete (gelegentlich auch die Baßtrompete in B, bei den Pionieren gibt es die hohe B-Trompete). Alle diese Instrumente werden aber in der gleichen Naturtonreihe notiert, ganz gleich, ob ihr Grundton „Es“ oder „B“ ist. In der Fachsprache heißt es also: Der Klang ist „Es“, notiert wird „C“. Wenn wir in „C“ notieren, treten beim Notenlernen keine Schwierigkeiten auf.

Da auf der Fanfarentrompete nur die Naturtöne geblasen werden können, nennt man sie auch noch Naturtrompete. Es ist also angebracht, sich auf diesen Namen zu einigen.

Die Teile der Naturtrompete:

Mundstück mit Stimmregulator, Röhre mit 2 Bügeln, Schallstück (Stürze).

Die Trommel (ital. tamburo, franz. tambor, engl. drum) gehört in die Familie der Schlaginstrumente mit unbestimmter Tonhöhe. Aus der Fülle der Trommelarten, die vor allem noch heute bei den außereuropäischen Völkern und besonders bei den Naturvölkern eine große Rolle spielen, sind drei Hauptarten zu nennen: Die große Trommel (meist mit dem Becken verwendet), die kleine Trommel (Marschtrommel oder auch Wirbeltrommel genannt) und die Röhrentrommel (Strick- oder auch Rührtrommel), dazu kommt noch die in jüngerer Zeit aus China übernommene kurze Röhrentrommel, das Tomtom.

Abb. 1
Abb. 2

Alle haben die gemeinsame Zylindergestalt des Resonanzkörpers (Zarge), auf dem oben und unten das Fell gespannt wird. Bei den Röhrentrommeln werden die Felle durch eine im Zickzack umschnürte Leine gespannt (daher auch der Fachausdruck: Leinentrommel) (Abb. 3 und 4).

Die Teile der Stricktrommel:

2 Felle mit Holzreifen, Zarge und Spannstrick, 2 harte Schlegel, Haltegurte.

Aufbau eines Fanfarenzuges

Abb. 3
Abb. 4

Zwei Grundbedingungen beim Aufbau eines Fanfarenzuges sind zu stellen: 1. Einwandfreie Instrumente mit Zubehör und 2. Bläser und Trommler, die Begeisterung und Ausdauer haben. Die Bläser müssen kräftig sein und gutgewachsene Zähne besitzen. Kinder unter 12 Jahren sollten nicht zum Blasen ausgesucht werden; Mädchen sind aus gesundheitlichen Gründen zum Trompetenblasen kaum geeignet. Die Trommler müssen vor allem ein starkes rhythmisches Gefühl besitzen. Bläser, bei denen sich nach den ersten Wochen Ansatzschwierigkeiten bemerkbar machen, sollten lieber zur Stricktrommel greifen. In der Regel kommt auf drei Bläser ein Trommler. Besonderer Wert sollte auf das tägliche Üben gelegt werden, da vor allem bei den Bläsern ein geschmeidiger Ansatz vorhanden sein muß. Die Trommler können beim häuslichen Üben mit den Schlegeln auskommen und „trainieren“ am besten auf einer Tischkante.

Später werden die Bläser in verschiedene Stimmgruppen eingeteilt (1., 2. und 3. Stimme). Hier sollte besonders darauf geachtet werden, daß die hohen Bläser die Instrumente benutzen, die eine enggebaute Röhre besitzen, dazu kommt noch ein enggebautes Mundstück. Wichtig ist auch, daß die Trompeten vorher mittels Stimmregulator genau eingestimmt werden.

Abb. 7

Die Stricktrommeln sind nach dem Gebrauch zu entspannen. Bei großer Hitze und Trockenheit ist es ratsam, die Felle nicht zu stark zu spannen und sie ab und zu mit einem feuchten Lappen zu bestreichen.

Haltung der Instrumente

Abb. 6

Bevor im Zug marschiert wird, ist es notwendig, die Instrumente richtig zu halten. Wichtig ist für alle, daß beim Spielen im Stand beide Beine gleichmäßig das Körpergewicht tragen (Abb. 5).

Die Trompete wird mit der rechten Hand waagerecht gehalten, die Stürze (Schallstück) befindet sich in Stirnhöhe, der linke Arm wird angewinkelt und in die linke Hüfte gestützt. Die rechte Hand umfaßt die Trompete, so wie es die Abbildung 6 zeigt.

Die Trommel darf nicht zu hoch angeschnallt werden und muß festsitzen, damit ungehindert mit beiden Schlegeln geschlagen werden kann. Sie wird links befestigt und soll nach Möglichkeit 45 Grad geneigt werden. Beide Schlegel werden von oben gefaßt. Beim Schlagen ist darauf zu achten, daß die Schlegel beim Ausschlagen nicht über die Stirnhöhe hinausgenommen werden. Es wird nicht auf die Fellmitte, sondern mehr zum Fellrand hin geschlagen. (Abb. 7 und 8.)

Abb. 8

(Fortsetzung folgt)

Heft 2/1959 - 1. Fortsetzung

Ansatz und Atmung der Bläser

Abb. 9

Eine aufrechte Körperhaltung ist die Voraussetzung für ein einwandfreies Blasen. Das Mundstück sollte in der Mitte des Mundes angesetzt werden, eine absolute Regel läßt sich allerdings nicht aufstellen, da die Gestaltung der Lippen und die Stellung der Zähne zu verschieden sind. Der Ansatz darf aber bei hohen und tiefen Tönen nicht verschoben werden. Das Mundstück wird zu einem Drittel auf die Oberlippe und zu zwei Drittel auf die Unterlippe gesetzt. Bei hohen Tönen wird es fester an die Lippen gedrückt, dadurch werden die Schwingungen der Lippen kürzer und die Töne höher.

Beim Blasen sind die Mundwinkel zurückzuziehen, die Zunge wird an die Innenseite der oberen Schneidezähne gepreßt und in das Instrument die Silbe „ta“ oder „tü“ gesprochen. Jeder Ton bekommt diese Silbe. „Dü“, „la“ oder „fa“ sind als Ansatzsilben nicht geeignet. Das Blasen mit aufgeblähten Backen ist falsch. (Abb. 9 und 10)

Abb. 10

Hat man nach einigem Probieren seinen Ansatz und die Tonbildung gefunden, ist eine weitere Vorübung von größter Wichtigkeit. Als tägliches Training ist das Töneaushalten zu üben. Nach dem „ta“ ist der Ton lange auszuhalten. Dadurch wird ein sicherer Ansatz erreicht. Der Ton wird leise begonnen, dann nach und nach stärker und zum Schluß wieder leise geblasen. Diese Übung ist täglich zu Hause und vor jeder Gemeinschaftsstunde 10 Minuten durchzuführen. Je gründlicher das Töneaushalten geübt wird, um so sauberer entwickelt sich der Ton. Später versucht man dann auch das mehrmalige Anstoßen eines Tones, ohne dazwischen zu atmen.

Die Atmung ist durchzuführen, indem der Mund links und rechts vom Mundstück geöffnet und die Zunge zurückgezogen wird. Im Freien und besonders im Winter ist die Luft durch die Nase einzuatmen.

Jedes folgende Kapitel umfaßt methodisch geordnet ein Stoffgebiet, das in einem Monat bewältigt werden kann. Jeweils am Anfang steht für alle Mitglieder der theoretische Teil, der gemeinsam erarbeitet werden soll. Die Teile A und B eines jeden Kapitels sind für die Bläser und Trommler getrennt gedacht. Im dritten Teil (C) sind für das gemeinsame Musizieren Hinweise gegeben. Anschließend werden Notenbeispiele angeführt, nach denen praktisch gearbeitet wird.

1. KAPITEL

Unser Zeitmaß ist vorläufig der Schritt beim Marschieren. Wir messen etwa 110 bis 120 einfache Schritte in der Minute. Für dieses Zeitmaß haben wir die Einschrittnote (ausgefüllter Notenkopf mit Notenhals, siehe Seite 44 unten unter: 1). Wenn wir marschieren, heißt es: links, rechts — links, rechts; wir betonen also auf dem linken Fuß. Dieses „links, rechts“ fassen wir in der Notenschrift in einem Feld (Takt) zusammen. Die einzelnen Felder trennen wir durch den Taktstrich. Es kommen demnach zwei Einschrittnoten in einen Zweischrittakt (Zweiertakt).

Soll auf einem Schritt kein Ton erklingen, steht im Notenbild eine Einschrittpause:9)

Wir wollen die Einschrittnoten und Einschrittpausen in den Takten sprechen und lernen die

Taktsprache 1) = ta 9) = sa.

Bevor wir die ersten gemeinsamen Übungen beginnen, wiederholen wir nochmals die wichtigsten Ausdrücke:

Einschrittnote = (ta in der Taktsprache)

Einschrittpause = (sa in der Taktsprache)

Takt = das gleichbleibende Feld, das durch den Taktstrich begrenzt wird. Die Note, die nach dem Taktstrich kommt, wird immer betont (linker Fuß!).

Die folgende Übung marschieren wir am Ort und sprechen in der Taktsprache:

Dazu klatschen wir die Noten (links ist betont). Die Pausen werden nicht mitgeklatscht, sondern nur leise in der Taktsprache mitgesprochen.

In dieser Übung haben wir das Wiederholungszeichen 2).

Die Takte, die zwischen diesen Zeichen stehen, werden noch einmal gespielt. Lesen wir nur 3), so wiederholen wir von Anfang an. Zum Schluß lernen wir noch eine Note kennen, die den ganzen Zweiertakt aushält: Die Zweischrittnote 4) (hohler Notenkopf mit Notenhals).

Dazu auch die Zweischrittpause: 5)

In der Taktsprache sprechen wir die 4) ta-a und die 5) sa-a.

Hier gleich eine Übung mit der 4) und 5); marschieren wir wieder am Ort, sprechen die Taktsprache und klatschen dazu die Notenwerte.

Die 6) (ta-a) klatschen wir: ta = klatschen
a = Hände zusammenlassen.

A (für die Bläser)

Im Gegensatz zu den Trommlern, die nur die Tondauer wiedergeben können, ist es den Bläsern möglich, die Tonhöhe zu musizieren. Die Trommler benötigen daher auch nur eine Notenlinie. Die Bläser haben dagegen fünf Notenlinien, damit die Tonhöhe genau bestimmt werden kann.

Die Notenköpfe stehen entweder auf den fünf Notenlinien

oder in den vier Zwischenräumen

Da wir mit den tiefliegenden Tönen beginnen, reichen die fünf Notenlinien nicht aus. Wir schreiben daher noch Hilfslinien unter das Liniensystem.

Unter der zweiten untersten Hilfslinie steht die Note für den Ton, der im allgemeinen als tiefster Ton für unsere Trompete gilt. Geübte Bläser erreichen noch einen tieferen Ton, er ist aber für uns nicht wichtig.

Auf der ersten untersten Hilfslinie steht die Note für den nächsthöheren Ton, den wir blasen können.

(kleines g) (eingestrichenes c)

Merken wir uns den vollständigen Notennamen:

kleines g und eingestrichenes c,

da wir die Buchstaben für die Noten in den folgenden Kapiteln wieder antreffen, dann allerdings mit anderen Zusatzbezeichnungen. Am Anfang eines Liniensystems steht der Violinschlüssel = 6).

Hier der Vollständigkeit halber noch die Klärung zweier Begriffe:

Note = Zeichen für den Ton,
Ton = Klang der vorgezeichneten Note (vergleiche Buchstabe und Laut).

Und nun zu den zwei Noten (g und c‘), die ja Töne werden sollen.

Sehen wir uns das Notenbild genau an, erkennen wir von g bis c‘ einen Abstand von vier Noten. Diesen Abstand nennen wir Quarte. Die zwei dazwischenliegenden Noten können wir auf unserer Naturtrompete nicht blasen (vergleiche Naturtöne, Heft 1/59). Bevor wir die Quarte (g — c‘) blasen, wollen wir sie uns durch bekannte Liedanfänge gut einprägen, denn

gutes Hören und Singen ist sicheres Blasen!

Die Quarte aufwärts:

Die Quarte abwärts:

Auch das Signal der Feuerwehr ist eine Quarte.

Wenn auch nicht alle schön singen, so ist es doch wichtig, daß wir diese Liedanfänge richtig singen können. Je sauberer wir die Quarte singen, um so sicherer können wir sie blasen! Und jetzt können wir auf der Trompete die Töne g und c‘ suchen; denkt dabei an die Liedanfänge. Beim Blasen nicht anstrengen. Haltet die Töne lange aus. Wenn ihr sie sicher gefunden habt, blast die ersten nachstehenden fünf Übungen.

Immer im Stehen blasen! Wird dann im Takt geübt, deuten wir das Marschieren am Ort an. Wenn das Töneaushalten täglich geübt wird, merken wir bald, wie sicher wir die Quarte blasen können. Übt möglichst nicht mit der größten Lautstärke, sondern wendet besonders beim Blasen im Raum die mittlere Lautstärke an.

B (für die Trommler)

Bevor wir mit den ersten Schlagübungen beginnen, marschieren wir in Einerreihe im Gleichschritt. Wir werden feststellen (eine Binsenweisheit): Wenn wir mit dem linken Fuß aufsetzen, geht der rechte Arm nach vorn, beim rechten Fuß der linke Arm. Daraus ergibt sich:

linker Fuß = rechter Schlag
rechter Fuß = linker Schlag

Probieren wir dieses Beispiel gleich einmal. Alle Übungen werden im Stehen geschlagen, dabei marschieren wir am Ort. Zu Hause schlagt ihr mit euren Schlegeln am besten auf eine Tischkante, legt aber vorher einige alte Zeitungen unter.

Unsere folgenden fünf Übungen wollen wir auch in Taktsprache sprechen und dazu klatschen (dabei am Ort marschieren).

C (für den Zug)

Die drei gemeinsamen Märsche (unter C) üben wir erst getrennt (Bläser und Trommler für sich). Beim gemeinsamen Üben ist darauf zu achten, daß wir gut im Takt bleiben (Schritt halten!). Zu Hause hat jeder seine Stimme bereits auswendig gelernt, so daß wir die Märsche ohne Noten spielen können, dabei wird am Ort marschiert. Wir wollen uns vorläufig auf sicheres Blasen und Schlagen konzentrieren. Erst wenn wir sauber spielen, könne wir im zweiten Kapitel das Marschieren üben.

Im dritten Marsch lernen die Bläser ein Zeichen kennen, das wir für die Ordnungsübungen bereits lernen wollen:

7) = Trompete mit dem Schallstück (Stürze) an den rechten Oberschenkel setzen (Bereitstellung).

Trompete zum Blasen an den Mund

8) = Trompete zum Blasen an den Mund setzen (Spielstellung).

Abgesetzt werden die Trompeten erst nach dem letzten Takt eines Marsches.

(Fortsetzung folgt)

Heft 3/1959 - 2. Fortsetzung [FEHLT]

Original-Heft liegt nicht vor.

Heft 4/1959 - 3. Fortsetzung

3. KAPITEL

Sprecht bitte einmal den Satz: „Berlin wird wieder aufgebaut!“ Wenn ihr versucht, die betonten Silben beim Marschieren auf dem linken Fuß zu sprechen, werdet ihr feststellen, daß die erste Silbe (Ber-) nicht links, also nicht betont, begonnen werden kann. Wir müssen sie auf rechts sprechen, da sie nicht betont ist. Schreiben wir Einschrittnoten über diesen Text, so ergibt sich folgendes Notenbild:

Wenn ihr diesen Text sprecht und dabei am Ort marschiert, vergeßt das Wiederholungszeichen nicht!

Die unbetonte Einschlagnote bildet einen unvollständigen Takt, einen Taktteil. Die erste betonte Note steht am Anfang des vollen Taktes. Der Taktteil oder unvollständige Takt am Anfang heißt Auftakt. Wenn dirigiert wird, taktiert der Dirigent den Auftakt nach oben, den ersten Schritt im Volltakt nach unten.

Leicht-Schwer (Ber-lin) = Auftakt (rechts-links)
Schwer-Leicht (War-schau) = Volltakt (links-rechts)

Bei diesem Beispiel wird euch noch etwas aufgefallen sein. Der letzte Takt hat nicht vier, sondern nur drei Schritte. Der vierte Schritt ist an den Auftakt „abgegeben“ worden. Das werdet ihr bei allen Stücken, die mit einem Auftakt beginnen, antreffen: dem letzten Takt im Musikstück fehlen die Schritte, die im Auftakt stehen. Ein Marsch oder eine Übung kann also links-rechts (Schwer-Leicht) oder rechts-links (Leicht-Schwer) beginnen. Diese schwerpunktmäßige Gliederung in der Musik nennt man Metrik. (Wiederholt dazu die Begriffe „Melodie“ und „Rhythmus“, 2. Fortsetzung.)

In der folgenden Übung lernen wir eine metrische Besonderheit kennen:

Im ersten, zweiten und dritten Takt (Auftakt nicht mitzählen) haben wir eine Zweischrittnote, die über den dritten Schritt im Takt auszuhalten ist. Das Überhalten über einen Schwerpunkt nennt man Synkope. Einschlag-, Zweischlag- und Vierschlagnoten sind uns schon bekannt. Zum Schluß lernen wir noch die Dreischlagnote = :) (ta-ta-ta).

A (für die Bläser)

Der nächsthöher klingende Ton auf unserem Instrument ist g’.

Es war also doch gut, daß wir die vollständigen Notennamen gelernt haben. Erst hatten wir das kleine g unter der zweiten unteren Hilfslinie und nun das eingestrichene g (g’) auf der zweiten Notenlinie.

Hier wieder einige Liedanfänge mit dem g’:

Der Abstand vom g zum g’ beträgt 8 Noten, davon können wir einige blasen:

Den Abstand von 8 Noten nennen wir Oktave. Die Quarte kennen doch alle noch?

Quarte = 4 Noten Abstand
Oktave = 8 Noten Abstand

Ein bekanntes Lied von Dmitri Schostakowitsch beginnt mit einem Oktavsprung nach oben:

Der Webertanz hat den Oktavsprung nach unten:

Die Übungen mit den Tönen g, c’, e’ und g’ stehen auf Seite 46. Vergessen wir aber auch nicht unsere täglichen Übungen:

Töne aushalten und die Übungen auch singend lernen!

Kreuzschlag rechts geschlagen (Abb. 16)

B (für die Trommler)

Die rhythmischen und metrischen Übungen am Anfang des dritten Kapitels haben wir mit den Bläsern gemeinsam gelernt:

Auftakt, Dreischrittnote und Synkope.

Die Trommler lernen nun den Kreuzschlag dazu. In Augenhöhe werden die Schlegel in der Mitte gekreuzt (siehe Abb. 16). Entweder rechts schlägt links, oder umgekehrt, den Schritten entsprechend. Als Zeichen für den Kreuzschlag steht 2). Dieses Zeichen gilt immer als Einschlagnote. Die Trommelübungen stehen auf Seite 46.

C (für den Zug)

Eine Übung, die sich immer wieder für alle Mitglieder lohnt: Die bisher geblasenen oder getrommelten Übungen und Märsche werden aus dem Gedächtnis aufgeschrieben. Hierzu einige Hinweise:

Selbstverständlich werden die Trommler nur ihre Trommelnoten aufschreiben, die Bläser sollen ihre Melodien und den dazugehörigen Rhythmus notieren. Notenpapier ist hierbei erforderlich. Für den genauen Rhythmus ist die Taktsprache eine gute Stütze. Je besser wir unsere Übungen gelernt haben, um so sicherer können wir sie aus dem Gedächtnis wieder aufschreiben. Diese „Kontrollen“ sollten einmal im Monat durchgeführt werden.

Und hier die bereits im 2. Kapitel angekündigte Locke. Sie ist ein Trommelstück, das die Bläser zum gemeinsamen Marsch „anlocken“ soll. Im 9. Kapitel lernen die Trommler dann noch eine zweite Locke, wir wollen darum die in diesem Kapitel gelernte „Locke I“ nennen.

Locke I:

Sie beginnt mit einem Volltakt, der letzte Takt hat also vier Schritte. Folgt nach der Locke I ein gemeinsamer Marsch mit Auftakt, so müssen die Bläser bereits beim letzten Schritt der Locke einsetzen. Kommt nach einem gemeinsamen Marsch, der einen Auftakt hat (letzter Takt nur drei Schritte), ein Trommelmarsch mit Volltakt, so haben die Trommler den 4. Schritt (rechts) abzuwarten. Besonders für den Leiter gelten hier für seine Zeichengebung folgende Hinweise:

16 Schritte vor der Locke I geht der Stab nach oben, 14.—10. Schritt wird der Stab abwechselnd nach links und rechts geschwenkt (links beginnend), 9. Schritt nach oben und 8. Schritt wieder nach unten. Während dieser 8 Schritte (16.—9. Schritt vor der Locke) wird gleichzeitig vom Leiter mit der linken Hand den Bläsern die Nummer des nach der Locke zu blasenden Marsches gezeigt.

8.—5. Schritt ist der Stab unten, beim 4. Schritt geht der Stab wieder nach oben, zur gleichen Zeit (links) wird mit einem Doppelschlag (3) der Trommelmarsch abgebrochen. Zwei Schritte vor dem Lockeeinsatz den Stab nach unten, beim letzten Schritt wieder nach oben, dann folgt auf links der Einsatz der Locke, hierbei geht der Stab wieder nach unten.

Die schematische Darstellung zeigt bei Trommlern die letzten vier Takte der 12. Übung (Auftakt!) mit Abbruch und Einsatz der Locke I:

Und hier die schematische Darstellung der letzten vier Takte (16 Schritte) der Locke I (Volltakt!) mit dem Anfang des gemeinsamen Marsches Nr. 8 (Auftakt!). Vergleiche auch im 2. Kapitel die schematische Darstellung: „Anfang eines gemeinsamen Marsches.“

Während des gemeinsamen Marsches wird vom Leiter bereits mit der linken Hand den Trommlern die Nummer des dann folgenden Trommelmarsches gezeigt. Die Faust bedeutet die Zehner, die einzelnen Finger geben die Einer an.

Zum Abschluß noch eine schematische Darstellung (siehe auch „Ende eines gemeinsamen Marsches“ im zweiten Kapitel):

Die letzten 4 Takte vom Marsch Nr. 7 (Volltakt!) mit der anschließenden Trommelübung Nr. 11 (Auftakt!).

Und jetzt: „Im Gleichschritt — — — marsch!“

(Fortsetzung folgt)

Heft 5/1959 - 4. Fortsetzung [FEHLT]

Heft 6/1959 - 5. Fortsetzung [FEHLT]

Heft 7/1959 - 6. Fortsetzung [FEHLT]

Heft 8/1959 [FEHLT]

Heft 9/1959 [FEHLT]

Heft 10/1959 - 8. Fortsetzung

8. KAPITEL

In diesem Kapitel soll eine neue Taktart gelernt werden. Eigentlich ist sie nicht neu, da es sich wieder um einen Zweiertakt handelt. Nur kommen diesmal auf einen Schritt nicht zwei, sondern drei Noten, Demnach stehen in diesem Zweiertakt sechs gleichlange Notenwerte, die als Achtel-Noten notiert werden. Es handelt sich also um einen Sechsachtel-Takt, der vor allem in der letzten Zeit häufig als Marsch Verwendung findet.

Damit keine Verwechslung zum Dreiviertel-Takt auftritt (6/8 kann man in der Mathematik zu 3/4 kürzen), muß hier unbedingt auf diesen Unterschied hingewiesen werden:

Im 6. Kapitel ist der Dreiviertel-Takt (Dreiertakt) gelernt worden. Auf einen Schritt kommen zwei Achtel-Noten. In einem Takt gibt es drei Schritte, daher Dreiertakt.

Im Sechsachtel-Takt kommen drei Achtel-Noten auf einen Schritt. In diesem Takt gibt es nur zwei Schritte, daher ein Zweiertakt.

Die folgende Übersicht soll diesen Unterschied verdeutlichen:

An diesen Beispielen erkennen wir an den Taktbezeichnungen am Anfang sehr deutlich, ob in den Takten drei oder nur zwei Schritte zu gehen sind. In den Notenbeispielen wird der Sechsachtel-Takt sehr deutlich als Zweiertakt angezeigt: 2 Schritte, jeder auf einen Dreiachtel-Wert. Auch die Achtel-Balken geben deutlich den Unterschied an.

In den übrigen Taktarten können gelegentlich auch auf einen Schritt drei Achtel-Noten auftreten. Diese müssen dann aber besonders gekennzeichnet sein. Hierfür gibt es eine Klammer mit einer 3, die genau anzeigt, auf welchem Schritt drei Achtel zu spielen sind. Es handelt sich dann hier um eine Triole:

Bei der Triole und bei den beiden Teilen eines Sechsachtel-Taktes wollen wir diesmal in der Taktsprache einen Vornamen wählen, der sehr klar diese Dreiteilung wiedergibt: Gisela. Eine Triole und die zwei Dreiachtel-Gruppen in einem Sechsachtel-Takt werden nicht immer drei Achtel-Noten haben. Sehr oft werden die ersten beiden Achtel-Noten zu einer Viertel-Note. Man spricht dann von einem Triolen-Viertel und einem Triolen-Achtel:

Wenn in einem Zwei-, Drei- oder Vierviertel-Takt gelegentlich auf einem Schritt eine Triole auftritt, so ist es auch möglich, daß in einem Sechsachtel-Takt auf einem Schritt nur zwei gleichmäßige Achtel auftreten (im Gegensatz zu „Gisela“ wäre hier „Helga“ in der Taktsprache angebracht). In diesem Falle nennen wir diese zwei zusammenhängenden Achtel-Noten, die in einem Sechsachtel-Takt auf einen Schritt kommen, eine Duole:

In der Dynamik kommen in diesem Kapitel weitere Begriffe dazu:

ff (fortissimo) = sehr laut
pp (pianissimo) = sehr leise
mf (mezzoforte) = halblaut
fz (forzato) = plötzlich laut

Diese Bezeichnungen sind neben den bisher gelernten besonders bei Konzertstücken zu beachten.

Bei den Tempobezeichnungen sollen noch folgende gelernt werden:

lento = langsam
adagio = gemächlich (adáhdscho)
vivace = lebhaft (wiwatsche)
presto = sehr schnell
accelerando = schneller werden (átschellerándo)
ritardando = langsamer werden

Wenn ein Musikstück nach einem ritard. weitergeht, steht ein a tempo (wieder im Tempo). Nach dem accel. ist dann eine neue Tempobezeichnung angegeben.

A (für die Bläser)

Für die hohen Bläser werden die Übungen diesmal schwieriger. Außer Artikulation, Dynamik, Tempo und Rhythmus weisen die Melodien oft ungewohnte Sprünge auf, die besonders mit den Noten c” und d” sehr heikel werden. Es ist daher unbedingt notwendig, Übungen mit schnellen Tempobezeichnungen erst langsam zu üben. Trotzdem darf aber metrisch und rhythmisch nichts ungenau werden.

B (für die Trommler)

Das Schlagen einer Triole erfordert einige Übung, da wir mit zwei Schlegeln (und zwei Händen) drei gleichmäßige Notenwerte schlagen müssen, wobei der erste Schlag (rechts) betont ist.

Nach dem ersten rechten Schlag, den wir mit dem Unterarm schlagen, muß der zweite rechte Schlag durch das Nachfedern des Schlegels erzeugt werden. Es ist hierbei darauf zu achten, daß nach dem ersten rechten Schlag der Schlegel sofort locker gelassen wird, damit er gut nachfedern kann. Der dritte Schlag (links) ist nur leicht mit der Hand (nicht mit dem Unterarm) zu schlagen.

C (für den Zug)

Der Ruf Nr. 5 und einige Übungen stehen nicht nur in einer Taktart. Innerhalb des Musikstückes wechselt der Takt, wir haben also einen Taktwechsel. Wichtig ist hierbei, daß die Grundschläge (Viertel-Noten) im gleichen Tempo bleiben. Nur die Metrik (Betonung nach dem Taktstrich) ändert sich. Bei einem Marsch werden wir keinen Taktwechsel vorfinden, da hier die Metrik (schwer-leicht = links-rechts) gleichbleiben muß.

Etwas sehr Wichtiges muß noch gesagt werden:

Bis zum 5. Kapitel waren die Aufgaben verhältnismäßig leicht. Ab 6. Kapitel sind die Anforderungen erhöht worden und werden auch in den letzten zwei Kapiteln noch weiter ansteigen. Es hat keinen Zweck, sich die einzelnen Kapitel nur durchzulesen, sie müssen für jeden eine Anleitung zum Arbeiten bedeuten.

Viele Freunde glauben noch, sie könnten gut Trompete blasen oder Trommel schlagen, wenn sie am Ende der wöchentlichen Übungsstunde ihr Instrument einpacken und zur nächsten Übungsstunde wieder auspacken. Es gibt auch nicht wenige, die kurz vor der Übungsstunde zum Leidwesen der Bevölkerung auf der Straße noch „üben“. So kommen wir nicht weiter! Zu Hause muß schon nach Möglichkeit jeden Tag geübt werden.

Die Mitglieder eines Fanfarenzuges sollten immer daran denken, daß sie keine „Krachmacher“ sein dürfen, sondern durch Fleiß und Ausdauer, Disziplin und Lerneifer ein Kollektiv werden sollen, das gleichberechtigt neben anderen Kulturgruppen am Aufbau einer sozialistischen Volkskunst mitarbeitet.

(Fortsetzung folgt)

Die Festfanfare von Siegfried Stolte (Heft 9) sowie die Fanfarenmärsche von Kuno Petsch (Heft 7/59) sind unabhängig von der Artikelreihe „Unser Fanfarenzug“. Die Rufe 2 und 3 in Heft 8 gehören noch zum 6. Kapitel „Unser Fanfarenzug“ in Heft 7. Die Redaktion

Siehe auch